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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 51 (??. Dezember 1900)
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Nr. 51

JUGEND

1900

Prachtmädels etwas passiv Sakrilegisches an sich,
insofern sie nämlich im eigentlichsten Sinne des
Wortes einem geistlichen Kind das Leben gegeben,
wodurch sie sich nicht nur den Zorn ihrer Eltern und
Basen, sondern auch noch den Fluch aller heimath-
lichen Betschwestern zugezogen hatte. In deren
Augen war die schöne Zensi zur Verführerin eines
Gottesmannes, zur Teufeline geworden; denn die
ganze Sippschaft war ihr neidig, weil sie alle, jung
und alt, in den bildhübschen Pfarrer-Leutnant
verliebt waren. Mit diesen frommen Verwünsch-
ungen belastet, war sie in den Eisenhammer der
fremden Residenz entkommen, Der Papa, dessen
Konfession wir aus paritätischen Gründen lieber
verschweigen wollen, war, begleitet von dem
schluchzenden Bedauern des in seinen Tiefen auf-
geregten Jungfernbundes, au eine andere Pfarrei
versetzt worden, ohne den Zipfel des Schicksals
zu erfassen. Denn wenn er nicht blos hübsch
und verliebt, sondern auch muthig gewesen wäre,
dann hätte er seine, nicht ohne sein Bemtihen ge-
fallene frühere Schülerin geheirathet, Aber Pfaff
bleibt Pfaff, und die schöne Zensi blieb — Gott
sei's getrommelt und gepfiffen! — Einem Vorbe-
halten, der ihrer Herrlichkeit würdiger war,

Diese ganze Geschichte hatte sie dem Menscheu-
maler erzählt, so natürlich und arglos, daß cs zum
Entzücken ivar, Sie haßte den Kindsvater nicht,
im Gegentheil, er war ja immer „so gut zu ihr"
gewesen; aber lieben konnte sic ihn auch nicht
mehr, da er sie um seines fetten göttlichen Be-
rufes willen in der mageren irdischen Liebesnoth

hatte sitzen lassen. Wie aus dieser wunderbaren
Mischung von bäuerlichem Stolz und menschlichem,
mitleidigem Verzeihen zwischen ihr und dem schwa-
chen, doppelt schwachen Manne ihrer ersten Liebe
eine eigenartige Schränke entstanden war, das
interessirte unfern Fritz wohl am Meisten, Er
hatte nun die Gewißheit, daß der erste Liebespfeil
für sie zur Episode geworden, die Wimde, die er
ihrem Herzen geschlagen, der Heilung nahe war,
„Gehe in ein Kaloster," hatte ihr das heimathliche
Philistcrinm nachgerufen; „Suche deinesgleichen,"
rief die Stimme ihrer einheitlich kraftvollen Seclen-
undLeibesschönheit, „und achte der Schwachen nichtl"

Noch gar vielerlei Sonderbares und Rührendes
könnte ich von Herrn Fritz und Fräulein Zensi
erzählen, wovon sich diejenigen nichts träumen
lassen, die ihre moralischen Konzepte mit dem
Linienblatt machen. Ich will nur noch erwähnen,
daß der Arzt kein Bedenken trug, der Amme auch
ihr eigenes Kind zu lassen, und daß der Menschen-
maler sonder Eifersucht auf den geistlichen Papa
diesen allerliebsten Milchling des Oefteren verbild-
lichte, ja an diesem Modell, wie an seinem durch
Zensis Gnaden nudeldick gewordenen Dorchen sich
sogar zu einem der geschicktesten Kleinkindermaler
entwickelte, was bekanntlich ein ganz eigenartiges
Metier ist. Denn nichts ist schwieriger, als so ein
süßes Seelchen künstlerisch zu erfassen, an dem alles
Menschliche noch in paradiesischer Unschuld lächelt.

Unversehens war nun die fröhlich-selige Arbeit
wieder in Fritzens Atelier eingezogen. Die Amme
seines Töchterchens war für ihn zur Kunstfee ge-

worden, das ambraduftige Naturkind hatte ihm
mit ihrem talentvollen, gesunden Menschenverstand
mehr Offenbarung gebracht, als alle Lehrer und
Kritiker zusammengenommen. Da ist es nicht zu
verwundern, daß eines Tages der brave Menschen-
maler mit heißem Kopf und noch heißerem Herzen
draußen im Stadtpark aus der Brücke über dem
brausenden Bergstrom stand, mit kräftigem Arm
ein großes Bündel schwang und es weithinein in
das brausende Gewässer warf. Noch ein paarmal
tauchte es aus den tanzenden Wellen enipor, dann
entschwand es den Blicken des Mannes, der hier
seine letzten Vorurtheile, wohloerschnürt und ans
Nimmerwiedersehen, über Bord geworfen hatte.

Das war der wunderbare Augenblick im Leben
des Herrn Ehrlich, Als er heimgekehrt war, reichte
er der Ephesischen die Hand und sprach die Worte,
die schon tausendmal an die Wände seines Herzens
gepocht hatten: „Willst Du meine Frau werden?"
Und es überraschte sie nicht, in ihrer ländlichen
Natürlichkeit machte sie dem ihr von Gott bestimm-
ten Manne keine Szene; wie eine Reisige aus der
Völkerwanderung stand sie da, der von ihrem
Streitgenossen die Kunde wird: morgen gcht's
nach Rom, Ein smaragdenes' Aufleuchten der
Augen, ein fester Händedruck, ein noch festerer
Kuß. Aber sie wurde nach und nach stillende
Mutter vieler Fritzchen, eines kräftiger und schöner
als das andere, und lange nachdem das halbe
Dutzend voll war, nannten sie die Leute noch
immer — theils mit Achtung, theils mit Neid —
„die schöne Frau Professorin,"

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