Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rofenfage

Mein Rind, iah mir die wilden Roten Rehn!

Sieb, wie fie leuchtend die öefträudje schmücken!
Dicht ScRon'res ift im dunkeln Wald zu febn.

Die wilden Roten muht du nimmer pflücken!

Komm, fetz' dich her zu mir, mein liebes Rind,

Zn's grüne Moos, hier unter diefen Achten!

Rör' an, woher die wilden Roten find;

Es ift die allerfchonfte der 6efchichte»:

EhriRkindleins Eltern waren auf der flucht;

Die Sonne brannte nieder zum Ermatten;

Da haben Raft und Kühlung fie gefucht
Zn eines Palmenbaines mildem Schatten.

Das Eselein, befreit von holder Raft,

Stärkt munter grafend feine müden Weder;

Still hält das heilige Paar die Mittagsraft
Und fchaut beseligt auf das Rindlein nieder.

Das schläft fo füh. Ein leifer Rofenhauch
Liegt auf des Knaben fchlummerheihen Wangen;
Den Schirm der grünen Zweige läht ein Strauch
Rernieder auf die Rofenwänglein hangen.

Und als die flüchtigen weiter sich gewandt
Und gottergeben durch die Wiifte gehen,

Zu tuchen Schutz in der Egypter Land

Da war ein Wunder an dem Strauch geschehen:

Voll blühender Roten Rand er plötzlich da.

Und Zahr für Zahr ergltib'n die schönen flammen.
Drum schone feiner, denn nun weiht du ja,
niein Rind, woher die wilden Rosen Rammen.

Else Tretscher.
Register
Else Fretscher: Rosensage
Heinrich Nisle: Zierrahmen
 
Annotationen