JUGEND
1901
Dem Meister Gerh. Dauptmann!
Seit seinem „Ar am er Michael"
Betrachter die Kritik ihn scheel
Und meint, wie schon nach „Schluck u»d
I au,"
„Es sinkt sein Stern, — man sicht's genau!"
Dem Baumeister Gerh. daupt-
mann!
Im „Kramer" schluckte den Applaus
Der Langeweile Scylla —:
Der macht Dir kaum ein volles Haus,
Geschweige eine Villa!
Zu Papa «leid' 60. Geburtstag
Das Münchner Kindl spricht:
Laßt uns froh die Becher heben! Gott erhalt' noch viele Jahr
Bock und Geis sie sollen leben! Mir dies urfidele paar!
Arpad Schmidhammer
Wunschzettel
Vieles hat die Welt errungen;
Und mit Recht ward es besungen,
was der Mensch aus eig'ner Kraft
In der Kunst und Wissenschaft,
In der Technik wie Moral,
Ockonomisch und social,
In Familie, Stadt und Staat
Schon Berühmtes leisten that. —
Aber Manches ist, das sch' ich,
Doch noch recht verbess'rungsfähig! . . .
So vermisse ich das Geld,
Das sich wirklich lange hält.
Ferner müßte, will ich meinen,
Folgendes noch neu erscheinen:
Eine Mode, die vernünftig,
Eine Politik, die zünftig;
Lhina ganz, und nicht gcrheilt,
Kitchcncr von Dcwet verkeilt;
Kohlen billig ungeheuer,
Die Klaviere mächtig theucr;
Warenhäuser ohne Schund,
Roercn mit im Göthebund;
Jungfrau'«, die den Schiller, o,
Vorzieh'n dem Marcel prövost;
Bälle ohne Heirathsbörsc,
Ansichtskarten ohne Verse;
Dichter ü la Wolfgang Goethe,
Opern ä la Zauberflötc;
Patrioten ohne Orden,
Edelsinn'ge Boxerhordcn;
Jedermann voll wahrer Tugend,
Nämlich Abonnent der „Jugend."-
Dieses, liebes Säculum,
Thur noch noth — besorg' cs drum! .
K. v. B.
D' Ahndl
Den Onkel haben'« g'fcicrr,
Und guat haben sie's g'meint;
2lbcr mehr schaur ncr außer —
weil d' Ahndl sonst grcinr.
Der oan' nach'm andern
Druckt si' stad auf die Seit',
E« sitzt Alles auf d' Ohr'n —
weil'« d' Ahndl ncr lcid't.
Dafür har d'kloan' Königin
A Schneid wia a Mann —
Ja dö hat leicht red'n! —
Dd geht d'Ahndl nix an.
Laiirin
Angewandte Linanzwiffenschaft
(Zum Pfandbrief-Krach)
Hab mich wenig zwar in Renten,
Hypotheken-Jnstrumenten,
Und in Banken umgethan;
Dennoch müßt' ich, was ich thäte,
Kriegt ich ein paar Aufsichtsräthe
Samt dem Herrn Direktor dran — l
Legte alle auf 'ne „Bank" hin,
Schrieb darüber längelang hin
Line feine Hypothek:
25 Wohlgezählte
— Keiner, der daneben fehlte —
Unkündbare prima-Schläg'I
Schriebe, bis die Schwarten krachten,
Wär ein „Krach", daß alle lachten.
Auf den Theil, den man nicht nennt;
Bis der „Zundus" grün und ocker-
Gelb und braun, ließ ich nicht locker
Das solide .Instrument"!
Der „Berl. Lokalanzeiger weiß — ein
Beweis seiner vorzüglichen Informationen —
zu berichten, daß dem „italienischen König -
Hause" in 6 Monaten ein freudiges Ereigniß
bevorstehe. — Uns wundert nur das eine,
daß das feinfühlige Blatt nicht schon Aehn»
liches aus Holland zu berichten weiß.
In Krakau haben die Aerzte beschlossen,
mit dem Schlag der zwölften Stunde in der
Nacht vom 31. Dez. aus den 1. Jan. de»
Dienst cinznstellen und wegen ungenügender
Besoldung durch die Krankenkassen in den
Streik zu treten. — Krakau scheint sich
demnach zu einem Curort ersten Ranges
entwickeln zu wollen ....
Ich geb' ihm volle Amnestie — l
Die „Glocke," die versinkt doch nie,
Rautendelein wird nimmer alt, —
Der „Biberpelz" läßt nie uns — kalt!
Der „Fuhrmann" zieht — Gott weiß,
noch lang,
Und Hannele träumt süß und bang
— „Vor Sonnenaufgang" — oft und oft
Vom „Friedensfest", auf das sie hofft!
wer solches schuf, geniert uns nicht:
Den Hauptmann degradiert man nicht!
_ EiC.
Ein ißotbscbrei
Äobs, kehre zurück, — Alles total
vergessen. Kitchcncr
politische Absurditäten
Ls ist politisch absurd, wenn ein Bourgeois
Auerlicht brennt, wenn Maximilian Harden
Bismarckheringe nicht mag, wenn Bebel für
Kaiserschmarrn schwärmt, wenn ein Mecklen-
burger sich in angenehmer Verfassung befindet,
wenn ein Sozialdemokrat — Stumm ist, wenn
der Minister des Innern sich äußert und wenn
der Reichskanzler arm ist.
Pvrbereituug für die nächste ReichdtagSsitzung
1901
Dem Meister Gerh. Dauptmann!
Seit seinem „Ar am er Michael"
Betrachter die Kritik ihn scheel
Und meint, wie schon nach „Schluck u»d
I au,"
„Es sinkt sein Stern, — man sicht's genau!"
Dem Baumeister Gerh. daupt-
mann!
Im „Kramer" schluckte den Applaus
Der Langeweile Scylla —:
Der macht Dir kaum ein volles Haus,
Geschweige eine Villa!
Zu Papa «leid' 60. Geburtstag
Das Münchner Kindl spricht:
Laßt uns froh die Becher heben! Gott erhalt' noch viele Jahr
Bock und Geis sie sollen leben! Mir dies urfidele paar!
Arpad Schmidhammer
Wunschzettel
Vieles hat die Welt errungen;
Und mit Recht ward es besungen,
was der Mensch aus eig'ner Kraft
In der Kunst und Wissenschaft,
In der Technik wie Moral,
Ockonomisch und social,
In Familie, Stadt und Staat
Schon Berühmtes leisten that. —
Aber Manches ist, das sch' ich,
Doch noch recht verbess'rungsfähig! . . .
So vermisse ich das Geld,
Das sich wirklich lange hält.
Ferner müßte, will ich meinen,
Folgendes noch neu erscheinen:
Eine Mode, die vernünftig,
Eine Politik, die zünftig;
Lhina ganz, und nicht gcrheilt,
Kitchcncr von Dcwet verkeilt;
Kohlen billig ungeheuer,
Die Klaviere mächtig theucr;
Warenhäuser ohne Schund,
Roercn mit im Göthebund;
Jungfrau'«, die den Schiller, o,
Vorzieh'n dem Marcel prövost;
Bälle ohne Heirathsbörsc,
Ansichtskarten ohne Verse;
Dichter ü la Wolfgang Goethe,
Opern ä la Zauberflötc;
Patrioten ohne Orden,
Edelsinn'ge Boxerhordcn;
Jedermann voll wahrer Tugend,
Nämlich Abonnent der „Jugend."-
Dieses, liebes Säculum,
Thur noch noth — besorg' cs drum! .
K. v. B.
D' Ahndl
Den Onkel haben'« g'fcicrr,
Und guat haben sie's g'meint;
2lbcr mehr schaur ncr außer —
weil d' Ahndl sonst grcinr.
Der oan' nach'm andern
Druckt si' stad auf die Seit',
E« sitzt Alles auf d' Ohr'n —
weil'« d' Ahndl ncr lcid't.
Dafür har d'kloan' Königin
A Schneid wia a Mann —
Ja dö hat leicht red'n! —
Dd geht d'Ahndl nix an.
Laiirin
Angewandte Linanzwiffenschaft
(Zum Pfandbrief-Krach)
Hab mich wenig zwar in Renten,
Hypotheken-Jnstrumenten,
Und in Banken umgethan;
Dennoch müßt' ich, was ich thäte,
Kriegt ich ein paar Aufsichtsräthe
Samt dem Herrn Direktor dran — l
Legte alle auf 'ne „Bank" hin,
Schrieb darüber längelang hin
Line feine Hypothek:
25 Wohlgezählte
— Keiner, der daneben fehlte —
Unkündbare prima-Schläg'I
Schriebe, bis die Schwarten krachten,
Wär ein „Krach", daß alle lachten.
Auf den Theil, den man nicht nennt;
Bis der „Zundus" grün und ocker-
Gelb und braun, ließ ich nicht locker
Das solide .Instrument"!
Der „Berl. Lokalanzeiger weiß — ein
Beweis seiner vorzüglichen Informationen —
zu berichten, daß dem „italienischen König -
Hause" in 6 Monaten ein freudiges Ereigniß
bevorstehe. — Uns wundert nur das eine,
daß das feinfühlige Blatt nicht schon Aehn»
liches aus Holland zu berichten weiß.
In Krakau haben die Aerzte beschlossen,
mit dem Schlag der zwölften Stunde in der
Nacht vom 31. Dez. aus den 1. Jan. de»
Dienst cinznstellen und wegen ungenügender
Besoldung durch die Krankenkassen in den
Streik zu treten. — Krakau scheint sich
demnach zu einem Curort ersten Ranges
entwickeln zu wollen ....
Ich geb' ihm volle Amnestie — l
Die „Glocke," die versinkt doch nie,
Rautendelein wird nimmer alt, —
Der „Biberpelz" läßt nie uns — kalt!
Der „Fuhrmann" zieht — Gott weiß,
noch lang,
Und Hannele träumt süß und bang
— „Vor Sonnenaufgang" — oft und oft
Vom „Friedensfest", auf das sie hofft!
wer solches schuf, geniert uns nicht:
Den Hauptmann degradiert man nicht!
_ EiC.
Ein ißotbscbrei
Äobs, kehre zurück, — Alles total
vergessen. Kitchcncr
politische Absurditäten
Ls ist politisch absurd, wenn ein Bourgeois
Auerlicht brennt, wenn Maximilian Harden
Bismarckheringe nicht mag, wenn Bebel für
Kaiserschmarrn schwärmt, wenn ein Mecklen-
burger sich in angenehmer Verfassung befindet,
wenn ein Sozialdemokrat — Stumm ist, wenn
der Minister des Innern sich äußert und wenn
der Reichskanzler arm ist.
Pvrbereituug für die nächste ReichdtagSsitzung
Laurin: D'Ahndl
[nicht signierter Beitrag]: Angewandte Finanzwissenschaft
Monogrammist Frosch: Vorbereitung für die nächste Reichstagssitzung
F. v. B.: Wunschzettel
Arpad Schmidhammer: Zu Papa Geis' 60. Geburtstag
Eig.: Dem Baumeister Gerhart Hauptmann!
[nicht signierter Beitrag]: Politische Absurditäten
Eig.: Dem Meister Gerhart Hauptmann
[nicht signierter Beitrag]: Ein Nothschrei
[nicht signierter Beitrag]: Angewandte Finanzwissenschaft
Monogrammist Frosch: Vorbereitung für die nächste Reichstagssitzung
F. v. B.: Wunschzettel
Arpad Schmidhammer: Zu Papa Geis' 60. Geburtstag
Eig.: Dem Baumeister Gerhart Hauptmann!
[nicht signierter Beitrag]: Politische Absurditäten
Eig.: Dem Meister Gerhart Hauptmann
[nicht signierter Beitrag]: Ein Nothschrei