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1901

Nr. 12

Gedicht von Josef Willomitzer f

Arpad Schmidhammer (München)

Hdo If Bayersdorf er f

Lebe wohl, verklärter Schalten,

Nicht umsonst hast Du gerungen,

Kunst und Wissen eng )u galten,

Nenn es ilt Dir reich gelungen.

hast belruchtet mit dem Auge
Suchende und mit clem Worte
Sic gelehrt, was ihnen tauge,

Sic geführt zur Wahrheitsplorte.

Schark uncl schneidig war die Wehre,
Die Du führtest; Geistesblitze
Zuckten Dir aus Blick und Lehre,
Treffend war der Rede Spike.

Wirst Du nun in Todesslammen
•Huf zum Reich der Leister schweben,
Schmerren, die von diesseits Rammen,
Streiken ab im ew'gen Leben?

Wirft Du dort in Wahrheit finden,
Was Du hier nur fahR im Bilde,
Lebensräthfel sich entbinden
Zn der Seligen Gefilde?

Gläubig gingst Du, voll Vertrauen,
Und Du wirft Dich nicht betrügen,
Dort besiegelt wirft Du schauen,

Dah die Ahnungen nicht lügen.

Za, Du wirft in Seuerflammen
.Huf zum Reich der Geister schweben,
Tragen, die von diesseits Rammen,
Löfen nun im ew'gen Leben.

Oskar Lilenmsnn (RafRI)

Dom Sturm geknickt, umtost oon Wolf und Wenzel,
Sinkst Du wohl bald zur Lrd', Du schwaches pslänzel!

Bülow im Reichstag

Am 5. Marz

Wenn man den deutschen Kanzler fragt
Nach Dingen, die seit vielen Wochen
Des ganzen Volkes Herz bewegt
Zu heißem, ungestümem pochen,

Nach Freundschaft, die uns schier entsetzt,
Nach Feindschaft, die uns plötzlich schadet,
Nach wunderlicher Huld, die jetzt
Lin fluchbeladnes Haupt begnadet;

wenn einig, wie's noch selten war,
von allen Seiten Stimmen klagen:

Des Neiches Lhr' ist in Gefahr! —

Was hat der Kanzler da zu sagen?

Lr meint, er denkt, er hofft, er glaubt.
Man könnt's nicht besser thun und weiser
Und dies und das geht überhaupt
Nur Linen an — das ist der Kaiser!

„Und wenn ein jeder Mensch im Land
Mißbilligt unsres Kurses Bahnen —

Uns Wurstl — Beschränkt ist der verstand
Bekanntlich bei den Unterthanen!"

So klang es d'raus! D weh, Herr Graf!
So könnt' Zhr Sünden nicht vertuschen.
Wir schlafen nicht den alten Schlaf
Und find's entwöhnt, uns stumm zu kusche
Wir sind so frei und reden mit,

Uns Alle geht's was an im Neiche:

Wir bringen auch das Defizit
Linmal mit unserm Blut ins Gleiche!
Habt Acht, Zhr höchsten Herrn im Staat,
Die man umsonst um Auskunft bittet.
Daß Ihr nicht gar einmal den Draht,

Der uns und Luch verband, zerschnittet!

„OugevU"
Register
Oskar Eisenmann: Adolf Bayersdorfer †
Josef Willomitzer: Unser Schwur
Fritz Frh. v. Ostini: Bülow im Reichstag
Arpad Schmidhammer: Zeichnung zum Gedicht "Unser Schwur"
Monogrammist Hammer: O armer Vetter von der Lilie, du!
 
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