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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 6.1901, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 16
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1901

JUGEND

Nr. 16

Und prasselnd wie zur Nacht
ein Hagclschlag im Len;,

Errönr der Massentritt
des Garderegiments.

„Formirr die Rcih'n zum Sturm!

Das Magazin geladen!

Seht ihr im Dunkeln dorr
die hohen Barrikaden?

Hört ihr das wurhgehcul,

der frechen !Nenge Droh'n?

Das ist — ihr kennt sie längst —
die Revolution!"

Der Michel starrt entsetzt

in's Dunkel und — erwacht,
wie märchcnstill erglänzt
die blaue Märzcnnachr!
wie friedlich liegen sie

in ihrem Schlummerbctte,

Der Bürger und Soldat,

und schnarchen um die wette!
Der Michel lächelt still

und legt sich aus sein Ohr:

„Es gaukelte ei» Traum
mir Barrikaden vor.
was rhut's? wer kümmerte

sich hcut'gen Tags um Träume.
Ich bleibe, der ich bin.

Und Träume sind nur Schäumcl"

Tarul»

Räumung?

Rußland — dem es auf die Dauer
In der Mandschurei bchagt —

Zeigt die Zeichen tiefer Trauer,
wenn man cs mir Fragen plagt;
Rußland zieht auf Englands Bitte
Zweifellos, sobald cs kann,
wieder aus dem Reich der Mitte . . .
Aber fragt es nur nicht wann!

Ist

Husgewäblte Citate

jum Gebrauch für den Reichskanzler

wie schade, recht zu reden und doch fehl zu
gehen. (Sophokles, LlekUa.)

Das eben ist's, was manches blühende

kjaus und Reich

In Trümmer stößt: Der allzuschöne Redeschwall.

(Lunpldes, Hippolyt.)

An der Rede erkennt man den Mann!

Jesus Sirach 27. S.)

Nur stets zu sprechen, ohne was zu sagen,
Das war von je der Redner größte Gabe.

(platen, Schatz des Rampsinit.)

welche Regierung die beste sei? Diejenige,
die uns lehrt, uns selbst zu regieren.

(Goethe, war. u. Rest. III ZSI

KiliftD

Alexandriner

wie still das Land, soweit

sich seine Grenzen dehnenl
Man hört am Isarsteand

die Herrn Berliner gähnen.
Von Bülow's Lächclmund

und Schmeichclworr umstrickt,
Ist alles an der Spree

zum Schlummer eingcnickk.

Und wie beim Pappelbaum

der Wipfel, der sich neiget»

Des letzten Windes Ziel

noch vierzehn Tage zeiget,

So hängt dem Michel auch
zur Seite sanft der Zopf,
Dieweil ihm ein Lhines'

zuletzt ging durch den Rops.

Er lächelt noch im Traum;

er hat ein gut Gewissen.

So herb der 2Ipscl war,
er hat hincingcbissen,

Und für den heiligen Rrieg

am Strand der gelben Sec
Hat freudig er geleert

das volle Portemonnaie.

Drum schlummert er so süß

und träumt von hohen Gnaden,
Von kricgrischem Hurrah

und schönen wachtparadcn,

Und wie ihm aus der Hand
des allerhöchsten Herrn
Gefallen auf die Brust

ein gold'ner Ordcnsstcrn.

Da — horch! — es bläst Alarm.

Er fährt empor vom Rissen.
Blurrothcr Feuerschein

qualmt aus den Finsternissen,

Und ist sie voll von Schinken,
Von Blut- und Lcberwurst,

So muß sie wieder trinken,

So hat sie Höllcndurst.

Sie schreit: „Es geht zu Ende!
wie wird's mir — 's ist vorbei!
Dann streckt sie aus die Hände:
„Ich hält' noch gern ein Ei!"

K. .11

Die unsterbliche Erbtante

Das alte Fräulein Rlärchcn
Ist eine holde Maid.

Sie kämmt so hübsch die Härchen
Und trägt so nett ihr Rleid.

Sie ißt wie zehn Gesellen
Und trinkt und beißt und kaut
Erdäpfel und Forellen,

Salat und Sauerkraut.
Register
Julius Diez: Zeichnung zum Gedicht "Die unsterbliche Erbtante"
E. M.: Die unsterbliche Erbtante
Kilian: Ausgewählte Citate zum Gebrauch für den Reichskanzler
Ist.: Räumung?
Tarub: Alexandriner
 
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