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Nr. 21 (Redaktionsschluss: 8. Mai 1901)

. JUGEND .

1901

„3a nur ka lüasscr net.

- na, na, dös mag i net — Mein schwacher Mag'n — Hann s net vertrag n!"

Dann bei der Heimkehr schcurc sic die Treppe
Und rausche so zum Rindcrzimmer ei».

Und siche da! Maricche» fängt zu spucken,
Der kleine Oskar fängt zu husten an,

Und Tags darauf vor lauter Staubverfchluckcn
stirbt an der Influenza gar der Mann!

So jammern sie, die alten Hcuchelknabcn,
Jm Geiste aber taucht schon unter’« Llcid
Der stiere Blick, um endlich sich zu laben
An unsrer Lnöchcl holder Weiblichkeit.

Die Thoren! was begehre» sic zu schauen,
was sich wohlweislich jedent Blick versteckt,
was, wie schon Schiller sagt, mit Nacht und

Grauen

Ein guter Gott zur rechten Zeit bedeckt?

Eulaliens Gondelfüßc, wie sic trotteln
I» einem ausgclatschten, schiefen Schuh,

Des grauen Untcrrscks zerriß'ne 3ottcln
Und einiges andre Schöne noch dazu!

Drum, wie der Hindu kniet vor der Pagode
Und vor dem Heil'gcnbild der Ratkolik,

So beugt, ihr Männer, vor der Göttin Mode
Und ihrer Weisheit betend das Genick!

Und dankbar mit uns armen Mädchen feiert
Die Hohe, der auf Erden keine gleich —

Sic weiß, was sic verhüllt, was sic entschleiert,
Und meint cs gnädig stets mit uns und Euch!

Zur gell. Beachtung!

Um der kolossalen Nachfrage genügen zu
können, haben wir uns entschlossen, von Nr. 14
der Münchner ,JUGEND“ mit Lenbach’s Bis-
marck als Titelblatt eine neue Auflage herzu-
stellen, doch kann die Ausgabe wegen des zeit-
raubenden Farbendruckes erst gegen 25. Mai er-
folgen. Feste Vorausbestellungen haben den Vorzug.
Preis 30 Pfg. bei allen Buchhändlern und Zeitungs-
verkäufern, direkt 40 Pf. per Post. (Sonderdrucke
des Bismarck-Porträts sind schon jetzt zu haben.)

Verlag der „Zugeiut“, München

Präsident Stejn

von Edgar Steiger

Wohl Künden alte Lagen
'Jon Treue bis zum Tod.

Doch auch in unfern Tagen
Thut wahre Treue noth.

Wenn alles wankt und alles bricht,

Lin Manneswort zerbröckelt nicht;

Und gill's in Tod zu schreiten,

Der Bruder geht zur Seiten.

Transvaal, dich muh ich preisen,

Daß dir zur Zeit der Roth
Lin Mann so hart wie Lisen
Die Hand zum Bunde bot.

(Orangenbaum im blauen Selb,

Du zeigtest, wie man Treue hält,

Und wie man frohgemuthet
Zur seinen Freund verblutet!

Lin Wäger und ein Wäger,

Da rings die Welt verbrennt.

Marschirt durch’s Burenlager
Der greife Präsident

Und ruft: „Dewet, nur drauf und dran!
Wer für die Freiheit sterben kann,

Wird trotz verbrannter Farmen
Und Kinder nicht verarmen!"

Lr schultert seine Flinte
Und tritt mit an die Front:

»Die Rächt ist schwarz wie Tinte,
Fahlgelb der Horizont.

Dewet, jetzt ist's die rechte Zeitl
Sie wähnen uns so weit, so weit.

Wir wollen mit blitzenden Klingen
Den Lords ein Ständchen bringen!"

Und heiffa! hussa! weiter
Geht's über Stock und Stein.

Glückauf, ihr forschen Reiter
Zum blutigen Stelldichein!

Glückauf, und wenn die Welt verbrennt.
Dir, alter, tapfrer Präsident,

Der lieber frei will sterben
Als engelländ'fch verderben!

Die Damenscbleppe

(Eine «Elegie von Amalie Tugendreich

Die Lüsternheit, die heutzutage leider
I» deutschen Landen überall im Schwang,
Behandelt jetzt das Thema Damenkleider
Und findet unsre Röcke viel zu lang.

Doch sprechen sic wohlweislich nicht vom

wädchcn

Und seiner Linien kcufchverhülltcm Schwung;
O »ein, sic tadeln alle hübschen Mädchen
Ob unbefugter Straßenreinigung.

Um seine schnöde Sinnengier zu stillen,
Stellt sich der böse Gatte blind und taub
Und faselt von Mikroben und Bazillen,

Die sich verkriechen in den Straßenstaub.

Der Schwindsuchtträgcr sei die

Damenschlcppc:

Erst feg’ sic Trottoir und Straßen rein,

Vas Haupt des [Johannes

Herausgebert Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.

ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Register
Fritz Scholl: Ja nur ka Wasser net!
Monogrammist Frosch: Das Haupt des Johannes
Amalie Tugendreich: Die Damenschleppe
Edgar Steiger: Präsident Stein
Redaktioneller Beitrag: Redaktionelle Notiz
 
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