DOI Heft:
Nr. 24
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3898#0382
Nr. 24
. JUGEND
1901
Her
schwarze Christian
„Verbrannt der hol, der 5öhne
drei
Verblutet in der Schlacht!
Und ich verwaist und vogelftei
ln einer einzigen Nacht!
Noch lieh! Noch qualmt es.
Ms dem 5d)utt
Reif}’ ich den letzten Jeuerbrand
Und schwing' ihn als Standarte:
Nieder mit Engelland!“
Und hurtig in den Sattel springt
Der schwarze Ehriftian.
Der huftchlag klingt, der Säbel blinkt:
Der Eber weht den Lahn!
gespenstisch rast die wilde Jagd
Vom hochgebirg zum fßceresflrand.
JIus tausend Rehlen gellt es:
„Nieder mit Engelland!“
Von Nord nach Süd, von Süd nach Nord
ln athemloser Hatz!
Dald ist er da, bald ist er dort
Und stets am rechten ?latz.
hat hier die Erde ihn verschluckt,
So taucht er drüben aus dem Sand
Und ruft mit Donnerstimme:
„Nieder mit Engelland!“
Hans Rossmann (München)
Sufunftetrdume
Man schrieb das Jahr 19 . . .
Nach langen Zeiten köstlichen Frie-
dens batte die Kriegsfnrie ihre Fackel
entflammt. An den Küsten und in
den Häfen rüstete man die Flotte.
Freudig pochten die Herzen wackerer
Seeleute.
Bon zwei Seiten drängten die
Gegner. Ehe sie sich vereinigt, mußte
die Entscheidung fallen. Hierzu galt
cs, alle Kräfte anzuspannen. —
In einem der kleinen Ostseehäfen,
deren schmale, flache Einfahrt sie als
Schlupfwinkel für Torpedoboote so
geeignet machen, lag mit rauchenden
Schloten eine Torpedobootsdivision.
Die Boote hatten den Bng der
* See zngekchrt, klar znm Auslaufen.
Trotz der hereinbrechenden Dunkelheit herrschte rege
Thätigkeit an Bord. Ueberall surrten die elektri-
schen Maschinen, »m Licht zur Arbeit zu schaffen.
Ans dem Vorschiff heraus tönte der taktmäß-ge
Schlag der Luftpumpen, die die an Deck liegen-
den Torpedos mit Preßluftvorrath versahen, —
Dem Bollwerk zunächst lag da? Divisionsboot.
In der Kajüte, über die Karte gebeugt, ein Tele-
gramm in der Hand, stand der junge Divisions-
chef, der Führer der Boote.
Ein Druck auf die Klingel ruft die bereitstehende
Ordonnanz herein: „Gehen Sie auf die Boote und
bitten Sie die Herren Kommandanten hierher zur
Und hinterher, da trottet schwer
Im Uropensonnenftrahl
Jftfenglands ungeheures Heer
Mit seinem general
Und hält mit einem Riesennetz
Den tollen Eber rings umspannt.
Doch der springt durch die Maschen:
„Nieder mit Engelland!“
Und liegt er endlich kalt und stumm
Mit durchgeborftner wehr,
So geht sein 6eift auf Erden um
Und reitet iiber’s Meer,
Und ruft Australien zum Appell
Und trommelt an des ganges Strand
Und kommandirt den Völkern:
„Nieder mit Engelland!“ ea9ar Steiger
Die sechs Offiziere erscheinen. Ihr Anzug läßt
erkennen, daß sie feebereit sind. Hohe Gummi-
stiefel, stark mitgenommene Uniformen: „Torpedo-
bootspäckchcn."
„Meine Herren, wir haben soeben Befehl er-
halten, heute Nacht anzugreiseu. Unsere Aufgabe
ist wichtig und ehrenvoll. Wir sollen der Thätig-
kcit der Schlachtflotte Vorarbeiten. Die Entscheid-
ung liegt natürlich bei ihr. Von uns erwartet
man, daß wir heute Nacht ein von Osten kommen-
des Geschwader so anfhalten, daß es am recht-
zeitigen Eintreffen an bestimmter Stelle verhindert
wird.
,78
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1901
Her
schwarze Christian
„Verbrannt der hol, der 5öhne
drei
Verblutet in der Schlacht!
Und ich verwaist und vogelftei
ln einer einzigen Nacht!
Noch lieh! Noch qualmt es.
Ms dem 5d)utt
Reif}’ ich den letzten Jeuerbrand
Und schwing' ihn als Standarte:
Nieder mit Engelland!“
Und hurtig in den Sattel springt
Der schwarze Ehriftian.
Der huftchlag klingt, der Säbel blinkt:
Der Eber weht den Lahn!
gespenstisch rast die wilde Jagd
Vom hochgebirg zum fßceresflrand.
JIus tausend Rehlen gellt es:
„Nieder mit Engelland!“
Von Nord nach Süd, von Süd nach Nord
ln athemloser Hatz!
Dald ist er da, bald ist er dort
Und stets am rechten ?latz.
hat hier die Erde ihn verschluckt,
So taucht er drüben aus dem Sand
Und ruft mit Donnerstimme:
„Nieder mit Engelland!“
Hans Rossmann (München)
Sufunftetrdume
Man schrieb das Jahr 19 . . .
Nach langen Zeiten köstlichen Frie-
dens batte die Kriegsfnrie ihre Fackel
entflammt. An den Küsten und in
den Häfen rüstete man die Flotte.
Freudig pochten die Herzen wackerer
Seeleute.
Bon zwei Seiten drängten die
Gegner. Ehe sie sich vereinigt, mußte
die Entscheidung fallen. Hierzu galt
cs, alle Kräfte anzuspannen. —
In einem der kleinen Ostseehäfen,
deren schmale, flache Einfahrt sie als
Schlupfwinkel für Torpedoboote so
geeignet machen, lag mit rauchenden
Schloten eine Torpedobootsdivision.
Die Boote hatten den Bng der
* See zngekchrt, klar znm Auslaufen.
Trotz der hereinbrechenden Dunkelheit herrschte rege
Thätigkeit an Bord. Ueberall surrten die elektri-
schen Maschinen, »m Licht zur Arbeit zu schaffen.
Ans dem Vorschiff heraus tönte der taktmäß-ge
Schlag der Luftpumpen, die die an Deck liegen-
den Torpedos mit Preßluftvorrath versahen, —
Dem Bollwerk zunächst lag da? Divisionsboot.
In der Kajüte, über die Karte gebeugt, ein Tele-
gramm in der Hand, stand der junge Divisions-
chef, der Führer der Boote.
Ein Druck auf die Klingel ruft die bereitstehende
Ordonnanz herein: „Gehen Sie auf die Boote und
bitten Sie die Herren Kommandanten hierher zur
Und hinterher, da trottet schwer
Im Uropensonnenftrahl
Jftfenglands ungeheures Heer
Mit seinem general
Und hält mit einem Riesennetz
Den tollen Eber rings umspannt.
Doch der springt durch die Maschen:
„Nieder mit Engelland!“
Und liegt er endlich kalt und stumm
Mit durchgeborftner wehr,
So geht sein 6eift auf Erden um
Und reitet iiber’s Meer,
Und ruft Australien zum Appell
Und trommelt an des ganges Strand
Und kommandirt den Völkern:
„Nieder mit Engelland!“ ea9ar Steiger
Die sechs Offiziere erscheinen. Ihr Anzug läßt
erkennen, daß sie feebereit sind. Hohe Gummi-
stiefel, stark mitgenommene Uniformen: „Torpedo-
bootspäckchcn."
„Meine Herren, wir haben soeben Befehl er-
halten, heute Nacht anzugreiseu. Unsere Aufgabe
ist wichtig und ehrenvoll. Wir sollen der Thätig-
kcit der Schlachtflotte Vorarbeiten. Die Entscheid-
ung liegt natürlich bei ihr. Von uns erwartet
man, daß wir heute Nacht ein von Osten kommen-
des Geschwader so anfhalten, daß es am recht-
zeitigen Eintreffen an bestimmter Stelle verhindert
wird.
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