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1901

Oie Vorstellung

Stumm, vom Mondlicht bleich umflossen,
Auh'n des Städtlcins Häusermassen:

Siel), da schwanken cngumschlossen
Zweie durch die stillen Gassen.

Traun für einen Studio halten
würde man den Jüng'ren, Rleinen,

Und die größ'rc der Gestalten
Ist ein Rünstler, will mir scheinen.

wo die letzten Häuser stehen
Und im weißen Mondenstrahle
Eines Brunnens Wasser gehen —

Halten sie mit einem Male . . .

Und mit kühnem Mantclschwungc
Tritt der 211ke in die Helle
Und er lallt mir schwerer Zunge:

„Junger Freund, wir sind zur Stelle I

Seht Ihr auf dem Postamente
Dort das Wunder eines Weibes?

Diese Büste, diese Lende,

Diese Gökterpracht des Leibes?

Bcssrcs Hab ich nie geschaffen!

Bessrcs schaff ich nimmer wieder!

Hättet Ihr nicht — solchen — Affen —
Auf die Rniee zög's Euch nieder!

Und dies Weib mir Göttcrmienc
Lebt noch heute, ist vorhanden:

Meine Gattin Caroline
Har hierzu Modell gestanden!

Eure künft'ge Schwieger, wißt es,
Schaut Ihr hier im Licht der Sterne!
Liebt Ihr unsre Tochter — ist cs
Zeit, daß sie Euch kennen lerne . . .

Schatz, dies ist der Dr Stcude,

Der auf Lisbcrh wagt zu hoffen,

Ein gelehrtes Haus, nur heute
Leider — merklich — schwer besoffen . .

Nun, Ihr werdet schon bekannter
werden. Doch jetzt laßt in Ehren,

Lieber Sohn und Anverwandter,

Uns ein Glas vom Besten leeren . .

Und von dannen schwanken Beide,
Engumschlosscn, nicht zu trennen
Also lernte vr. Stcude
Seine Schwiegermutter kennen.

Stets, wenn an der Brunncnfraucn
Spätrer Zeit er kam vorüber,

Seufzt' er: „So, in Stein gehauen,

Ist sie mir doch sehr viel lieber!"

<*eorg- Ilölliclier

6n släwige ©loben

Theedje: Hör, Hein, segg mi, wo steil
dat egentlich mit bin Reilion?

Hein: Mit min Rellion, Theedje?

Theedje: Ina, Hein, mit din Rellion,
mit bin Globen meen ick.

Hein: Dat will ick di segg'n, Theedje:
wat min Rellion anbelangen deit, so holl
ick mi an den Globen, de ick in 'e School
leert Hess.

Theedje: Wat weer dat denn för een,
Hein?

Hein: Ja, Minsch, du glövst doch wnll
nich, dat ick dor noch wat vun weet?

402

„U)o gehst denn hin, Michel?"

„3,: d' Stabt! Sitzen muciß i sechs Monat."
„Wegen was denn?"

„Zwegen mildernde Umstand."

A. Utrey (München)
Register
Georg Bötticher: Die Vorstellung
Alexander Otrey: Zwegen mildernde Umständ
[nicht signierter Beitrag]: En stäwige Globen
 
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