Nr. 27
1901
JUGEND •
der Volksküche
Aus u . . ,
Kultusminister: ,Meine kennen, dis fettesten
Brocken gebe ich Ihnen zur Spezialzubereitung, damit
ja keiner von den Buben sich an der Geschichtsbrühe
den Magen verdirbt1
H D I »*■■■-.
WBWBCwi M» den MaSen verdirbt“
(Bit preussische Kultusminister hat, wir die „Köln. Zig “ berichtet, an sitomtliche it!-nalne
Volksiciiulhil.rer anweist, im Geschichtsunterricht nur solche Matcr.cn zu behandeln die den kont. ~ ‘ al‘“ 1 " (ü,.s
Anstuss gehen und die Besprechung aller geschichtlichen Persönlichkeiten (Papst, Luther u. s. w.), hu denn Liortuung
könnte, ausschliesslich in den Religionsunterricht zu verlegen.)
■"-- /l*
n, welche die
keiner M eise
der i'u'l sein
festberiebt
'■Bei der Enthüllung des Berliner Denk-
urals für Bismarck, den wild im Staube
des Kampfes persönlich brüllenden Löwen, nannte
ihraf B ülow, der froh int kühlen Schatten lächeln-
her Verantwortung gaukelnde Schmetterling, m
ieiner Festrede den Feldmarichall Grafen Moltke
einen still im reinen Aether unpersön-
lich c r B e t r a ch t n n g k r e i s e n d e n Aar und
pries die Hohenzollern als ein glorreiches
-Vans, das Schultern besitzt, auf welchen
üw Inkunft der deutschen Nation ruht, die wir
Ins jetzt wo anders, nämlich auf dem Wasser, ver-
muthct haben.- Altreichskanzler Fürst Hohen-
i v h e, die einst im dichten Nebel jäh hereinbrech-
ender Ehinapolitik sanft entschlummerte Taube,
wohnte der Enthüllung des Denkmals bei, das
von der Meisterhand Reinhold Begas', des ein-
träglich im strahlenden Sonnenschein aller ofsizi-
etten Aufträge schwebenden Lämmergeiers, ausgc-
l"wt wurde. Graf Ballestrem, der schart
ottrch z Helldunkel des menschenleeren Reichstags-
laalcs nach parlamentarischen Verstößen drohend-
äugende Falke, brachte ein Hoch auf den Kaiser
aus, während Eugen Richter, der grimmig die
Bicdermei er an Nikolaus
Zur gebürt seiner vierten üodjter
flugust der Starke
Majestät! Es schmerzt mich
innig,
Was ich da erhorch':
Wieder etwas eigensinnig
War der Klapperstvrch! ‘
Wenn nun auch das
vierte Mädel
Majestät erbost,
ijuue, orange cm o™) 0-1 -.- .
chts, während Eugen Richter, der grimmig die
idiwachen Achillesfersen gewitterschwangererNlititar-
vorlagen im Niorgenlicht wahren Freisinns zet-
steischende Tiger, niäit das Wort ergriff und auch
Baut Singer, die furchtbar die träge Masse be-
Ntzenden Spicßbürgerthums bedräuende Hyäne in
der Dämmerung ' prinzipieller Abwesenheit die
schöne Gelegenheit vorübergehen ließ, dem lodten
Löwen einen Tritt zu versetzen. Schließlich wurde
Was uitht ist, das kann
noch werden
11)02!
Ist der Erste nur gelungen
Nach den Mägdelein,
Stellt ein halbes Dutzend
Jungen
Majestät erbost, Sich vielleicht noch ein!
Biedermeiers kluger ^echäöcl Bierlens: Wenn es ganz
Weiß gar manchen Trost! mißglückte,
««<», ssfÄa*.
3„„. i,, äST’ «'«»
Ich. z. B., zieh' sie immer '
Villen Männern vor!
Zweitens: Mancher gab'
nicht wenig
lim ein Mädel her.
So der brave Serben-
könig —
Ach, wie froh wirr' der!
Drittens: Jedem bleibt auf
Erden
Noch die Hoffnung frei:
Wird ein Trost für Ihre
Brust sein,
Majestät, dann nicht
Das erhebende Be.vnßlsein
Ter gcthanen Pflicht ?
Wer kann mehr, als.iiinder
kriegen?
Das Geschlecht, ich dciit'.
Kann kein Mensch voraus
veriügen -
Nicht einmal der Schenk!
Biedermeier mit Qi
kduard UH.
vyviCYiviiwtn UI.U.UUCIVJCIJCU Uttf, Uktiv -
Löwen einen Tritt zu versetzen. Schließlich wurde
noch ein Kranz niedergelegt mit Schleife und Wid-
mung: „Dem großen Kammerdiener."
h-h. M-k.
Ein seine; Muster
Sin Schaar Schulbuben balgte sich, daß die
Hetzen davonstogcu.
»Was gibt's denn da?" fragte ein Herr den
lächelnd zuschauenden ap 1 a n.
»Illeine Buam raufen die Luthrifdzen ab!"
»Warum schreiten Sie denn nicht ein?"
»Warum net gar! San mcr froh, daß dös
Oift des Indifferentismus, an dessen Folgen un-
zählige laue Katholiken unserer Zeit dahinsiechen
toean, „et fcho s„ der Schul in die Hirzen der
tue n Glauben so empfänglichen Klean eini-
traufeit is!» ri » i
hat »ach einer kliittheilnng des „MoJcrn So-
ciety“, wie sein Freund und Neffe Wilhelm II.,
die Angewohnheit, kräftig an seinem rechten
Ghr zu ziehen, wenn er ärgerlich oder
verstimm t .ist. — Demzufolge müßte der König
nach den neuesten Depeschen vom südafrikanischen
Kriegsschauplatz bereits-f o ansfehen.
-.e denn die Sprüche her?,,
»—- — i f' hcrham! Halt von der
Zm mediateingab der boarifä;en Bisä^öf!"
„Wo wer'
Dem vernehmen nad) hat der Verlag August
Schert die von der Stuttgarter vertagsanstatt „Union"
begründete „Weite Wett" angekauft. Auch Sie
Zeitschrift „vom Z e 1 s zum Meer" ist in. den
Besitz des Schcrt'fchen Verlages übergegangen.
Jetzt endlich naht uns die Epoche,
Nach dev wir schon so lang gestrebt,
Wo nur ein Geist, der - Gest der Woche! -
3in weiten deutschen Aeiche lebt!
Jetzt endlich — erst nach dreißig Lenzen!
Ist unsre Einheit voll geglückt,
Des Nlaincs viclbcrufnc Grenzen,
Jetzt endlich sind sie überbrücktl
lind August Scherl — cs kennt, auf Ehre,
Die weite Welt sein Renommee! —
Herrscht unbeschränkt v o in F cI s z u in Meer e
Vom Liefen bach bis an die Spree!
Er stürmt, als wie ein Donnerwetter,
Daher in seinem Siegeslauf
Und kauft den Rest der deutschen Blätter
In kurzer Frist wohl auch noch auf;
Da hilft kein Sträuben, kein Gcwinscl,
Sobald er cs einmal beschloß:
Sein wird der „Vorwärts" und die „Iij.l
Der „Odin" und d:c Dante Voß!
Bald wird die ,, 'Kölnische" zum Raube
Dem August Scherl, G. in. b. H.,
Das „Vaterland", die „Gartenlaube",
Die „Zukunft", die „Germania"!
Der Zwietracht häßl.chc Erscheinung
Ist dann für allemal verbannt,
Die ganze öffentliche INcinung
Liegt dann in einer starken Hand!
Verschwunden das partcigctri, bc
Und was die Menschen sonst entzweit,
Zu Gunsten holder tNcnschenlicbe,
Und ungetrübter Heiterkeit!
Wir leben ohne Zank und Sorgen,
Bchaglid) wie der Frosch im Schlamm,
Und freuen uns an jedem Morgen
Aufs — AUcrhLchste photogramm —
Denn dieses fehlt in kc.ncr Nummer
Und j'childcrt uns die Majestät
Beim Effen, Trinken und beim Schlummer
Und wo Sie geht und fitzt und steht!
Es schildert uns den Herrscher, wie er
Sich räuspert, wie er spuckt und schneuzt
Drum wird dem August als Erzieher
Auch seine Männerbrust bekreuzt!
Er macht das Volk ja brav und bieder,
Hurrahfromm und loyal en bloc —
G freu' Dich, deutscher Seifensieder:
Ein Reich! EinBlattl Ein Stil! Ein—Schmock!
Hain«
447
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JUGEND •
der Volksküche
Aus u . . ,
Kultusminister: ,Meine kennen, dis fettesten
Brocken gebe ich Ihnen zur Spezialzubereitung, damit
ja keiner von den Buben sich an der Geschichtsbrühe
den Magen verdirbt1
H D I »*■■■-.
WBWBCwi M» den MaSen verdirbt“
(Bit preussische Kultusminister hat, wir die „Köln. Zig “ berichtet, an sitomtliche it!-nalne
Volksiciiulhil.rer anweist, im Geschichtsunterricht nur solche Matcr.cn zu behandeln die den kont. ~ ‘ al‘“ 1 " (ü,.s
Anstuss gehen und die Besprechung aller geschichtlichen Persönlichkeiten (Papst, Luther u. s. w.), hu denn Liortuung
könnte, ausschliesslich in den Religionsunterricht zu verlegen.)
■"-- /l*
n, welche die
keiner M eise
der i'u'l sein
festberiebt
'■Bei der Enthüllung des Berliner Denk-
urals für Bismarck, den wild im Staube
des Kampfes persönlich brüllenden Löwen, nannte
ihraf B ülow, der froh int kühlen Schatten lächeln-
her Verantwortung gaukelnde Schmetterling, m
ieiner Festrede den Feldmarichall Grafen Moltke
einen still im reinen Aether unpersön-
lich c r B e t r a ch t n n g k r e i s e n d e n Aar und
pries die Hohenzollern als ein glorreiches
-Vans, das Schultern besitzt, auf welchen
üw Inkunft der deutschen Nation ruht, die wir
Ins jetzt wo anders, nämlich auf dem Wasser, ver-
muthct haben.- Altreichskanzler Fürst Hohen-
i v h e, die einst im dichten Nebel jäh hereinbrech-
ender Ehinapolitik sanft entschlummerte Taube,
wohnte der Enthüllung des Denkmals bei, das
von der Meisterhand Reinhold Begas', des ein-
träglich im strahlenden Sonnenschein aller ofsizi-
etten Aufträge schwebenden Lämmergeiers, ausgc-
l"wt wurde. Graf Ballestrem, der schart
ottrch z Helldunkel des menschenleeren Reichstags-
laalcs nach parlamentarischen Verstößen drohend-
äugende Falke, brachte ein Hoch auf den Kaiser
aus, während Eugen Richter, der grimmig die
Bicdermei er an Nikolaus
Zur gebürt seiner vierten üodjter
flugust der Starke
Majestät! Es schmerzt mich
innig,
Was ich da erhorch':
Wieder etwas eigensinnig
War der Klapperstvrch! ‘
Wenn nun auch das
vierte Mädel
Majestät erbost,
ijuue, orange cm o™) 0-1 -.- .
chts, während Eugen Richter, der grimmig die
idiwachen Achillesfersen gewitterschwangererNlititar-
vorlagen im Niorgenlicht wahren Freisinns zet-
steischende Tiger, niäit das Wort ergriff und auch
Baut Singer, die furchtbar die träge Masse be-
Ntzenden Spicßbürgerthums bedräuende Hyäne in
der Dämmerung ' prinzipieller Abwesenheit die
schöne Gelegenheit vorübergehen ließ, dem lodten
Löwen einen Tritt zu versetzen. Schließlich wurde
Was uitht ist, das kann
noch werden
11)02!
Ist der Erste nur gelungen
Nach den Mägdelein,
Stellt ein halbes Dutzend
Jungen
Majestät erbost, Sich vielleicht noch ein!
Biedermeiers kluger ^echäöcl Bierlens: Wenn es ganz
Weiß gar manchen Trost! mißglückte,
««<», ssfÄa*.
3„„. i,, äST’ «'«»
Ich. z. B., zieh' sie immer '
Villen Männern vor!
Zweitens: Mancher gab'
nicht wenig
lim ein Mädel her.
So der brave Serben-
könig —
Ach, wie froh wirr' der!
Drittens: Jedem bleibt auf
Erden
Noch die Hoffnung frei:
Wird ein Trost für Ihre
Brust sein,
Majestät, dann nicht
Das erhebende Be.vnßlsein
Ter gcthanen Pflicht ?
Wer kann mehr, als.iiinder
kriegen?
Das Geschlecht, ich dciit'.
Kann kein Mensch voraus
veriügen -
Nicht einmal der Schenk!
Biedermeier mit Qi
kduard UH.
vyviCYiviiwtn UI.U.UUCIVJCIJCU Uttf, Uktiv -
Löwen einen Tritt zu versetzen. Schließlich wurde
noch ein Kranz niedergelegt mit Schleife und Wid-
mung: „Dem großen Kammerdiener."
h-h. M-k.
Ein seine; Muster
Sin Schaar Schulbuben balgte sich, daß die
Hetzen davonstogcu.
»Was gibt's denn da?" fragte ein Herr den
lächelnd zuschauenden ap 1 a n.
»Illeine Buam raufen die Luthrifdzen ab!"
»Warum schreiten Sie denn nicht ein?"
»Warum net gar! San mcr froh, daß dös
Oift des Indifferentismus, an dessen Folgen un-
zählige laue Katholiken unserer Zeit dahinsiechen
toean, „et fcho s„ der Schul in die Hirzen der
tue n Glauben so empfänglichen Klean eini-
traufeit is!» ri » i
hat »ach einer kliittheilnng des „MoJcrn So-
ciety“, wie sein Freund und Neffe Wilhelm II.,
die Angewohnheit, kräftig an seinem rechten
Ghr zu ziehen, wenn er ärgerlich oder
verstimm t .ist. — Demzufolge müßte der König
nach den neuesten Depeschen vom südafrikanischen
Kriegsschauplatz bereits-f o ansfehen.
-.e denn die Sprüche her?,,
»—- — i f' hcrham! Halt von der
Zm mediateingab der boarifä;en Bisä^öf!"
„Wo wer'
Dem vernehmen nad) hat der Verlag August
Schert die von der Stuttgarter vertagsanstatt „Union"
begründete „Weite Wett" angekauft. Auch Sie
Zeitschrift „vom Z e 1 s zum Meer" ist in. den
Besitz des Schcrt'fchen Verlages übergegangen.
Jetzt endlich naht uns die Epoche,
Nach dev wir schon so lang gestrebt,
Wo nur ein Geist, der - Gest der Woche! -
3in weiten deutschen Aeiche lebt!
Jetzt endlich — erst nach dreißig Lenzen!
Ist unsre Einheit voll geglückt,
Des Nlaincs viclbcrufnc Grenzen,
Jetzt endlich sind sie überbrücktl
lind August Scherl — cs kennt, auf Ehre,
Die weite Welt sein Renommee! —
Herrscht unbeschränkt v o in F cI s z u in Meer e
Vom Liefen bach bis an die Spree!
Er stürmt, als wie ein Donnerwetter,
Daher in seinem Siegeslauf
Und kauft den Rest der deutschen Blätter
In kurzer Frist wohl auch noch auf;
Da hilft kein Sträuben, kein Gcwinscl,
Sobald er cs einmal beschloß:
Sein wird der „Vorwärts" und die „Iij.l
Der „Odin" und d:c Dante Voß!
Bald wird die ,, 'Kölnische" zum Raube
Dem August Scherl, G. in. b. H.,
Das „Vaterland", die „Gartenlaube",
Die „Zukunft", die „Germania"!
Der Zwietracht häßl.chc Erscheinung
Ist dann für allemal verbannt,
Die ganze öffentliche INcinung
Liegt dann in einer starken Hand!
Verschwunden das partcigctri, bc
Und was die Menschen sonst entzweit,
Zu Gunsten holder tNcnschenlicbe,
Und ungetrübter Heiterkeit!
Wir leben ohne Zank und Sorgen,
Bchaglid) wie der Frosch im Schlamm,
Und freuen uns an jedem Morgen
Aufs — AUcrhLchste photogramm —
Denn dieses fehlt in kc.ncr Nummer
Und j'childcrt uns die Majestät
Beim Effen, Trinken und beim Schlummer
Und wo Sie geht und fitzt und steht!
Es schildert uns den Herrscher, wie er
Sich räuspert, wie er spuckt und schneuzt
Drum wird dem August als Erzieher
Auch seine Männerbrust bekreuzt!
Er macht das Volk ja brav und bieder,
Hurrahfromm und loyal en bloc —
G freu' Dich, deutscher Seifensieder:
Ein Reich! EinBlattl Ein Stil! Ein—Schmock!
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