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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 6.1901, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 28
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https://doi.org/10.11588/diglit.3899#0029
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1901

JUGEND

Nr. 28

Marie Schnür (München)

engagieren gesucht, die Familie hatte, nämlich me
©elb. — Trotz der ansteckenden Krankheit meldete
Nch alsbald ein tapseres Frauenzimmer - - ■

Langfricd: Eine Pianistin? , ... .

Borgny: Eine tüchtige sogar. Eine berühmte
Sie spielte draus los und die kranke Dame wurdi
zusehends gesünder. Es war etwas in ihrem Wesen
in ihrem Spick... die Aerzte wollten schon eu
Sanatorium aus ihr machen. . ... ,

Langfricd Oh! daß die Musik Heilkraft ha

wer kann daran zweisekn?

Borgnp: Ja. sllun denken Sic sich aber, war
o>e Canaille machte?

Langfricd: Na? . .

Borgnp: Außer der Kranke» war nämlich noa
einer da, der zuhörte. Ein — scheuer Alaun.

Langfricd. Von der Kranken ?

Borgnp: Von der Kranken, kkm der Ansleck

ung vorzubeugen, hielt er den Magen eine halb«

Clle hoch unter Rothwein und um diesen besser

tu verdauen, half er sich mit gutem französischem

Cognac durch. Bios Mittags wurde Sekt ge-
trunken.

Langfricd : Er war ein Sonderling?
a-.ji sr?r!y : Ein passiver Mensch. Er war e»t-
zuat von ihr und da er sehr reich mar, so beschloß
die böse Pianistin, seine Frau nicht mehr zu heilen,

sondern todtzuklavieren und dann ihren Platz ein-
zunehmen.

Langfried: Sone Gemeinheit.

Borgny: Ja. Sie hatte bald gemerkt, daß,
wenn sie falsch spielte, die Kranke furchtbar auf-
geregt und elend wurde, während er, der passive
Mann, in seinem Dusel dabei ganz aus dem
Häuschen kam vor Fidelität- Das merkte sie sich
und daraufhin spielte sie denn munter drauf los
bis —

Langfried (still): — bis sie starb.

Borgny: Ja.

Langfried : Und er sie heirathete.

Borgny: Sofort.

Langfried (geht einmal auf und ab): Das
ist ergreifend. — Ich gehöre zu Denen, die so
etwas nie wieder los werden.

Borgny: Das sollen Sie auch nicht. (Erhebt
sich, ruhig): So, da hätten Sie also den Stoff
für Ihre Oper.

Langfricd: Ja, das muß ich ihr gleich er-
zähle».

Borgny : Ach, Sie arbeiten mit einer zusammen.

Langfried: Nein, nein, aber., sie ist auch
eine große Pianistin. (Er stutzt.) Und Sie sind
erst siebzehn Jahr?

Borgny: Siebzehn Jahr und drei Monate.

Langfricd: Natürlich, das könnt' ich mir
denken. — Erst siebzehn Jahr und drei Monate?

Borgny: Und fünf Tage.

Langfried: Ja so. — Und mehr nicht?

Borgny: Wenn ich in ein paar Stunden wieder-
komme, werd' ich nach der Uhr seh'n. Denn jetzt
muß ich geh'», damit Sie ihr die Geschichte er-
zählen können. (Sie geht ab.)

Der Piccolo (tritt ein): Madame Whisky
est lä . .. (Ab.)

Saiiii Irtl? 9


schon auf Dich. .

Langfricd (sieht sie sinnend an).

Lydia: So setz' Dir doch den Hut ans.

Langfried (feierlich): Sage mir. Lydia, kennst
Du schon die Geschichte von der todtklavirten Frau ?

Lydia: Ach Gott, wenn Du mir uzen willst,
geh' ich wieder.

Langfricd (düster): Nein, nein! Eine Geschichte
von einer kranken Frau, die so musikalisch war..
Man rief eine große Pianistin.. Lydia, eine
große Pianistin zu ihr. Die Kräfte der Kranken
nahmen zu. . .

Lydia: Jawohl, famos!

Langfricd: Du sagst famos? Weißt Du
denn, was sie that?

Lydia: Die Pianistin?

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Marie Schnür: Caecilia
 
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