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1901

JUGEND

Nr. 34


Ls hindert auch die größte Hitze
TMch am Spazierengehen nicht.

Und da ich dann gehörig schwitze.
Verlier' ich täglich an Gewicht!

Candluft

Wie lob ich mir Ser Ländlichkeit
Beschauliche Idylle!

Und öffne Her; und Lungen weit
Der reinen Luft und Stille!

Zwar eng ift meines Zimmers Raum
Doch kann man es ja lüsten,

Dann wür)t's der alte Lindenbaum
Mit seinen süßen Düftenl

Und manchmal dringt ein andrer Dust
vom Hofe mir in's Zimmer —

Rach irgend Etwas riecht die Lust
Im Dorf heraußen immer 1

Der Säugling meiner Mrlhin füllt
Das Haus mit hellem Schalle,

Die Schweine grunzen, mächtig brüllt
Das liebe Vieh im Stalle!

Lin Hofhund in der Rachbarschaft
Bellt stundenlang allnächtlich,

Lin Lsel schreit mit einer Kraft,

Die in der Thal beträchtlich.

Ihr Spötter! Achtet mir, beileibe,

Den Sommerwaldsport nicht gering.

Den Ich mit Lmsigkeit betreibe:

Die Suche nach dem Schwammcrlmgl

Lin Andrer jagt den Ldelhirfchen,

Und sticht die Wildsau in die Brust —

Mich an den Steinpilz anzupirschen.

Ist meine Art von waidmannsiust!

Im Buchenschatten, braun und knollig.

So steht er, halb mit Moos bedeckt,

Wie eine Jungfrau, drall und mollig,

Die vor dem Liebsten sich versteckt!

Da hasch' ich ihn mit List und Schläue
Und drehe ihn im Boden um,

Damit ich frevelnd nicht verstreue
Das nützliche Myceliuml

Zu Semmelknödeln, sanft in Butter
Gedämpft, so kommt er auf den Tische
Er ist ein wahres Götterfutier
Und sehr verdaulich, wenn er frisch!

Memento

Sommerflora! wie in voller Glorie
Stehst Du, wenn der Julihimmel bsaut!
Duftend blühen Labkraut und Lichorie.
Hundskamille, Ziest und Läusekraut,

Blau und lila, gelb und purpurfarben
Giänzt's auf Rain und Wiesen allerseits,
Und der Duft von Schaf und andern Garben
Beul der Rasenschleimhaut hohen Reiz!

Aber ach! Zeigt auch in diesem Blühen,
Sich die Macht der Schöpfung täglich neu: —
AU' die Pracht wird schließlich von den Kühen
Ganz kritiklos doch verzehrt als Heu!

Abenteuer

Als ich neulich gegen Abend
wandelte dem Wasser nach.

Mich an jener Kühle labend,

Die man häuft» fühlt am Bach.

Traf ich hinter Weidcnbüschen
Splitternackt ein Mädchen an.

Das, im Bad sich zu erfrischen.

Just sein Hemdlein abgethan!

Ich erröthete und grollte
lieber solchen Augenschein:

„Line junge Dame sollte
Richt so unvorsichtig sein!"

„Zräuiein!" sprach ich, „käm' statt meiner.
Der sich wohl beherrschen kann.

Jetzt zum Beispiel irgend einer.

Wie der sei'ge Don Juan,

Der, nach Ihren Reizen lugend.

Gleich verruchte piäne spinnt.

Wie er etwa ihrer Tugend
Gonccffionen abgewinnt.

Litten Sie nicht schweren Schaden
Durch ein solches Ungcthüm?

Zräulein, wenn Sie wieder baden,

Rehmen Sie ein Schwimmkostüml"

Also die Leviten las ich

Ihr mit Rachdruck und Gewalt,

Und mit Kühlen Blicken maß ich
Ihre sündige Gestalt,

Rach den heimischen Bezirken
Schritt ich erst nach guter Weil;

Ach! Wie schön ist's mit,»wirken
An des Rächsten Seeicnheiii

Pulli Ripth
Index
Paul Rieth: Rahmenzeichnung zum Text "An den Brüsten der Natur"
Biedermeier mit ei: An den Brüsten der Natur
 
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