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Nr. 42

(Redaktionsschluss: 2. Oktober 1901)

• JUGEND .

1901

SoziaIdemokrcifi[che Lebensregeln

Rachklange zum Lübecker Parteitag

Wir sind die Löhne der Revolution,

Drum reden wir so frei,
verhaßt ist uns der gute Ton
Der feigen Bourgeoisei.

Drum, fehlt es Dir an Gründen, Sohn,

So mach' eii: groß Geschrei
Und schimpfe wie ein bjöckerweib
Gder gar ihrer zwei!

Was kümmert Dich der Knigge?

Der Ton macht die Ulusikke!

Die Welt ist unser Vaterland,

Der Erdball unser Reich.

An Körperhaft und an verstand
Sind alle Menschen gleich.

Doch machen uns das Leben schwer
Die Polenbrüder — o Skandal! —

So nehmen wir den Knüppel he^

Und dreschen international!

Und schimpft ein fremder Jude
Uns gar auf russisch aus,

Den werfen wir aus der Bude
Und schicken ihn nach paus!

Sonst aber sind wir früh und spat
Das einige Proletariat! Kunz

Rudolf Uircbow

Zum 8o. Geburtstag

3ttit Rosen sei die Stirn bekränzt.

Die achtzig Jahr sich jung gedacht!
Dem regen Geist, der ewig lenzt,

Sei heut der „Zugend" Gruß gebracht!
Lin immergrüner Baum, wie er.

Trotzt allen Stürmen dieser Zeit
Und wächst, von reifen Zrüchten schwer,
Hinüber in die Lwigkeit.

Za, wer. wie er, am Webstuhl saß,

Dran nimmermüd' das Leben webt,
Und drüber Zeit und Welt vergaß.

Der weiß nur eins: Lr lebt! Lr lebt!
Denn ist die Zelle noch so klein,

Zn der des Seins Geheimniß ruht,

Sie wird dereinst ein Denker sein
Und scheiden zwischen Bös' und Gut.

Und dieser Denker sitzt und denkt,
wie alles wird und alles ward.

Der Geist, der seine Schritte lenkt,
Lntsührt ihn bald der Gegenwart.

wie Hamlet, steigt er in die Gruft
Und liest den Schädeln ein Lolleg
Und findet so durch Gräberlust
Zur fernsten Vorzeit weg und Steg.

Und seinen Worten lauscht die Welt;

Denn jedes Wort ist Licht und Kraft,
von seinem Sonnenglanz erhellt,

Lrsteht die neue Wissenschaft.

Und Mutter Deutschland jubelt laut:

„Der greise König ohne Thron,

Der Mann, der uns die Welt erbaut,

Lr ist mein vielgeliebter Sohn!"

„Zugend"

SLT

Deitzke im Pech

Erst fährt er Ander» durch den Start,
Dann wird bei ihm an Bord gemeutert.
Dann heißt cs: Auf zur letzten Fahrt I
warum? Das wird ihm nicht erläutert.

Gb Vlummro Eins, ob VlUmmrs Zwei
Der wahre Grund des Abschieds« sei.

Fridolin

, Notiz!

Das, Titelblatt diefer Dum-
mer !!t von. Jlngelo Sank
(münchen).

Wir bringen demnächst als
Titelblätter die BildnifFe

von Kaiser Uliibelm l.. Mren-
gruber, Beethoven, «selbe,
^ Dante, «elmboltz, Ibsen, Liszt,
moltke, Pettenkofer, UJilh.
Busch, Ohm Krüger.

Ila endlich!

Dem „Standard" wird
ans Prätoria vom 6. Sep-
tember geschrieben, daß die
Ende September noch
im Felde stehenden B o e r e n
als Banditen behandelt
werden sollen. — Endlich
also gestehen die Engländer
den Boeren Gleichberech-
tigung zu.

Im Vorzimmer zum Audienzsaal
(Allernächstes Zukunftsbild aus des „Berliner Künstlers Lrdenwallen"

Herausgeber: Dv. GEORG PIIRTHj verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. IIIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München.

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
Index
Monogrammist Frosch: Aus der serbischen Wochenstube
Kunz: Sozieldemokratische Lebensregeln
Monogrammist Frosch: Im Vorzimmmer zum Audienzsaal
Edgar Steiger: Rudolf Virchow zum 80. Geburtstag
Fridolin: Neitzke im Pech
[nicht signierter Beitrag]: Na endlich!
 
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