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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 6.1901, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 47
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https://doi.org/10.11588/diglit.3899#0361

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1901

JUGEND

Nr. 47

Die Lnte und der Lnterich,

Die zieh'» den Zrosch ganz fürchterlich,

Sie zieh'n ihn in die Duere,

Das thut ihm weh gar fehre.

Wilhelm Busch, „Die beiden Litten und der frösch."

Oie grandioso Spettakel an das Innsbrucker universitä

Von Signore Domenico Katzelmacher in Mezzo Lombardo

Per Dio! Was aben ick gelest eut’ in die gazetta,
ln das Leitung von die bestia tedesca maledetta! —

Von die verfluckte deusche Vieck, die cattiva, die brutta,

Die ässlicke, schleckte Teuxel! — Das sein sie der Frutta,

Der Fruckt von unsere pazienza, von unsere Geduldig,

Weil sein uns das Landtag nock sempre der autonomia suldig!
Aben sie beandelt wie eine deutsche Gesandte in der China
Meine carissimo Landsmann, die poveretto professore Menestrina!
GefifP und mit die bastoni, mit das Stock auf der Bank geau’ . . .
Spetta un poco! Warten nur, deusche Vieck, dopo werden du sau’,

Wenn sein fino al Brennern, bis an der Brenner italiano tutto —

Dann probiren Du ne’ altera volta, nock einmal sein cosi brutto!
Wollen die wallische Katzelmacker gar nit studir’ mit die deusche Swein,
Mit die porco tedesco, wollen studir’ tutto solo, gans allein!

Der governo, das Regierung sollen bau’ in Trieste einer universitä
Oder in Trento — das sein für die Katzelmacker die ricktige Gitta,

Das ricktige Stadt, nit Innsbruck, wo’s geben nix maccaroni
Und statt die Spaghetti al sugo, statt das Nudel, Släg’ mit die bastoni!
Aben wir nur unserer universitä, dann sollen sie feif’ die tedesci studenti,
Die zotici orsi, die ungesogene Bär’! — Evvivano i Irredenti!

Der neue Stil

Der „T a g" bringt einen Artikel, worin
dem Znsammenbaden der beiden Geschlech-
ter das Wort geredet wird. Es heißt da:

„.. .Ich glaube, daß das Zusammenbaden
kaum Schändlichkeileu in sich schließt. Ich
habe es mitgemacht: erstens in Hiddensee,
zweitens am Lido, drittens am Wolfgangs-
see und viertens m Ostende. Ich behaupte,
daß ich seitdem nicht gemeiner geworden bin.
Man sieht beim Znsammenbaden nicht mehr
als in jeder Ballgesellschaft. Außerdem läßt
das frische, kalte Wasser Heinze-Gedanken
niri)t anskommen. Es ist aber trotzdem schv-
»cr. Zwischen Venedig und Malamocco
tanzten Herren und Damen Ringelringel-
rvsenkranz oder so wasAehnlichestmAdria-
tischen Meer. Ich habe mitgctanzt und fand
es himmlisch. Gott straf mich: himmlisch
fand idi es. Es war gewissermaßen sozu-
sagen böcklinsch. DaS aber beiläufig. Es
ist mir Wurst, ob in Norderney Herren und
Damen znsammenbaden oder zwei Meilen
getrennt. Daraus lief es nicht hinaus, ivas
>d) sagen wollte." ...

Ein literarischer „Ingen d"-Freund
bemerkt hiezu: Größere Gefahren drohen
dem modernen Zeitüngsstil. Das weiß Gott.
Wir könnten es alle, wenn wir ivollten, aber
wir thun es nicht, straf uns der Himmel,
nein! Wir können bei Gott ebenso saloppe
schreibe», ebenso schlampig, so hingespnckt.
Wir spucken nicht. Man )vll in guter Ge-
sellschaft nicht spucken. Das aber beiläufig
Wer für gebildete Deutsche schreibt, soll eit
gebildetes Deutsch schreiben. Schuldigkeit
Anstandspflicht. Gutes Stubeu-Deuisch.
wenn schon md)t Salon, aber niäit Bon-
tiquen-Deutsch.. Aber halt. — Damit fällt
man nicht auf, kein Hund kümmert fiel) da
nun. es ist ihm Wurst. Im Gegentheil
weniger wie Wurst, denn Wurst gilt ,ym
viel. De», Hund. Man muß sich verstellen,
deliriren, 39 bis.40 Grad Achseltemperatur
dann werden die i Dummen ansmerksam
schmunzeln, brumme» in den Schnanzbart;
,Hol midi der Teufel, das ist ein Kerl, das
ist Stil, Besenstil — aber famos,’ Darauf
läuft es hinaus, was'ich sagen will. Int
fiebrigen kan» mich. .."

Unsere Zukunft liegt in der Siegesallee

Im alten Athen betrachteten die jungen Frauen fleißig
die Statuen der Akropolis, auf daß sie auch schöne
Kinder zur Welt brächten. —

Die Spree-Ath euer innen, die unter den Denk-
mälern der Siegesallee lustwandeln, sollte man daran
hindern, das klassische Beispiel n ächz »ahmen.

nacbtlied

Bald, haben vorm Brettl’ wir Ruh,
Hiebt mehr spürest Du
Seines Geistes Bauch.

Sein Ruhm ist bin — er verhallte

Marte nur, balde

Ust’s Schall und Rauch. „

Soldatenlatein

ultima ratio — ein Löffel Ricinusöl.

spes — der (Oberstabsarzt ist beurlaubt.

ultima spes — der Livilarzi.

diu — die Kritik.

aurora — die Felddienstiibniig.

venit mors velociter — der Stabsarzt kommt

auf dem Zweirad.

Doli;!

Das Titelblatt dieser llnmmer ist von
Julius Diez (München).

Dr. 4$ bringt als üitel das Bildnifj

Henrik Ibsens.

Nr. 44 erscheint als Speziahflummer der
Künltleruereinigung „Die Scholle“, deren
lämmtliche Mitglieder zugleich ßauptmib
arbeiter der „Jugend“ lind, Nr. SO als
Spezial-Hummer der Bauptmifarbeiter der
„Zugend“, die anderen Münchner llllnstler-
uereinigungen angehören. Beide stummem
enthalten die Reproduktionen der Bilder und
Plastiken, die dieles Jahr im Münchner
Slaspalait ausgestellt waren.

Nr. 53 erscheint als Schaltnummnr, die
den Abonnenten gratis geliefert wird.

3n Vorbereitung lind außerdem eine
Scheffel ■ Nummer. Grillparzer ■ Nummer,
nVorike-Dummer und Dialekt-Hummer. Für
letztere, die aut Jeder Seite einen anderen
deutschen Dialekt bringen soll, lind Beiträge
in Vers oder Prosa willkommen.

7»3
Index
Monogrammist Frosch: Die beiden Enten und der Frosch
Monogrammist Frosch: Unsere Zukunft liegt in der Siegesallee
Paul Schönthan von Pernwaldt: Der neue Stil
H. G. (Göpel): Nachtlied
Domenico Katzelmacher: Die grandioso Spettakel an das Innsbrucker università
[nicht signierter Beitrag]: Redaktionelle Notiz
[nicht signierter Beitrag]: Soldatenlatein
 
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