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1901

JUGEND

Nr. 52

Die Windsbraut

Cs war ein fchönes Sungfrciulein,

^ Die halt' ein Berz wie Kieielitein;
Shr Blut war wie der Ftfche Blut,

Das Seelchen voller Uebermuth.

Sie lockte manchen Freiersmann,
hegt' ihm im Herzen Feuer an;

Und wenn es brannte lichterloh,

Sie [fand und lachte iiegesfroh.

Und fprach: mein hiebiter iit der Wind;
Kein andrer Mann midi je gewinnt;
Kein andrer Mann wird mir vertraut;
Bin ewig nur des Windes Braut.

Einmal iie ritt, io wie iie pflag,

Durch Feld und Wald am schönen Cag,
[loch in den Abend spät hinein
Und fang io hin im ITlondenfchein:

„Berr Saufewind! Herr Brausewind!
Komm, hol' Dir Deine Braut geschwind!
Du biit mein Buhle lieb und traut,

Und ich bin Dein, des Windes Braut!"

Da brauit es durch den Wald daher;
Dicht hinter ihr es reitet wer,

Zur Rechten jetzt, zur hinken jetzt;

Bald iit ihr Rotz zu Tod' gehetzt.

mit starkem Arm es iaht iie da,

Den iie mit Augen nicht erfah,

Und schwingt sie in die huit empor,

Und fingt ihr leii' und laut ins Ohr:

„hatz Dir nicht grau'n, mein fchönes Kind!
Sch bin Dein Buhle, bin der Wind! —

Sch hab’ nicht Antlitz und Gestalt! —

Sch liebe Dich mit Sturmgewalt!"

„<0 hilf mir, Bimmel, iteh mir bei!»"
„Dukommitnichtlos, Dukommftnichtfrei!"
Er rait in Wuth: „Biit ewig mein!

Und meines Gleichen iollit Du fein!"

„-0 weh!.. Dein Kuh.. ichmuhvergehnN"
„Sn leere huft mutzt Du uerweh'n!" —

Da ward iie Schatten mehr und mehr,

Da ward iie Windeshauch wie er.

Der Wind mit ihr von dannen jagt;

Die Windsbraut in den hüften klagt;
Fortitürmt iie bis zum jüngsten Cag,

Der ihr Erlösung bringen mag.

Ulbert mattbäi

Gode Hach

ode Dach, giv Mi noch mol de i)and,
De is so warm un week;

Dörch't 5'mster schient de Helle Man
Ans up de wltte Deek.

Dit is'n Stunn, bevor de Slap
Uns inlullt sach un söt,

Cüo ut’n reine winschenbost
De schönsten Dlomen blot.

Min I)art is as en Sommerbeet,

Un di, di blöht dit olad).*)

öio mi noch mol din warme I)and,

Un du versteihst mi sach.

*) Und Dir, Dir blüht dieser Tleck (dieses Stück Cand

Gustav falbe

Spiel und Ernst

Du Spiel der Kindheit, ach, wohin entglitten
Sit mir dein ahnungsvoller Craum und Urug,
Als ich mit Bleisoldaten Schlachten schlug
Und kampfbereit mein hölzern Rotz geritten!

Als mir Figuren, aus Papier geschnitten,

Zu Beiden meiner Stücke gut genug,

Als ich die Welt in zephyrleichfem Flug
Schon im Voraus genoiien und gelitten. —

War dies geträumte heben nicht das echte?

Die Wangen glühten heitz, der Zweifel schwieg
Und Andacht weihte bieder und Gefechte.

0, wer mir in des Daseins rauhem Krieg
Den heil’gen Ern ft und Eifer wiederbrächte,
ITlit dem ich einft mein Schaukelpferd beftieg!

Ludwig Tulda

Schneewittchen bei den sieben Lweigen

I1. v. Aimbu'ch (München)
Register
Albert Matthäi: Die Windsbraut
Ludwig Anton Salomon Fulda: Spiel und Ernst
Ludwig Ritter v. Zumbusch: Schneewittchen bei den sieben Zwergen
Gustav Falke: Gode Nach
 
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