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Nr. 16 (Redaktionsschluss: 9. April 1902)

JUGEND

1902


»

«Befürchtung

„TDenn’s mi nur im Leihhaus nit abweisen, weil i
pralestanlisch bin!"

Paul Rieth (München)

Reinlich« Scheidung

Ein Münchener Hotelier hat auf Verlangen
seiner Eh es koch in einen Kochlehrling davon
gejagt, weil er protestantisch ist! Wahr-
scheinlich sührt er in seiner Wirthschaft auch
noch deutlich unterschiedene katholische und pro-
testantische Mnßkrüge, Messer, Gabeln, Teller
und Servietten, zweierlei Speisekarten oder
wenigstens zweierlei Preise für die beiden Con-
fessionen ein, Oder am Ende nimmt der ge-
sinnungstüchtige Mann überhaupt keine pro-
testantischen Gäste mehr auf? Es muh in
München noch so iveit kommen, daß Alles
confessionell getrennt ist, bis auf gewisse, schüch-
tern in Anlagen versteckte Häuschen herab, wo
dann die Eingänge: „für kathol, Herren," „für
Protest. Mannsbilder", „für katholische Damen",
„für Protest. Frauenzimmer" gesondert bezeichnet
werden. Alles, was mit der Oeffentlichkeit zu
thun hat, Pferdebahnen und Droschken, Dienst-
männer, Schutzleute, Blumenmadeln, Heb-
ammen, Kellnerinnen, werden in protestanische
und katholische durch äußerliche Abzeichen unter-
schieden! Denn — Toleranz muß sein, sagt
das Centrum! — y —

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; Redaktion: F. v. OSTINI, Dr. S. SINZHEIMER, A. MATTHÄI, F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. SINZHEIMER.
G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlicli in München. Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung, München.

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Paul Rieth: Befürchtung
-y-: Reinliche Scheidung
 
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