S tuiir einmal ein König
und eine Königin. Die
junge, schöne, lilienhafte
Königin wollte für ihr
Leben gerne ein kleines
putziges Kind haben und
wie sehr sich auch der
König bemühte — er ließ Messen lesen und gute
Merke verrichtell — es war nichts und cs wurde
nichts.
„Zum Teufel," sprach da eines Morgens zornig
der König, „jeder Bauer hat seine tropfnasige
Brut inid wir sollten nicht einmal soll: einziges
lumpiges Kilid haben?"
Und dabei gab er seinem Narren mit dem
Scepter eines Über den Buckel. „An und Weh,"
schrie der, „alter Manu, der du gerne ein kleines
Kilid haben möchtest, Narr, was schlägst du mich?
Frag' doch die Meisen deines Landes, vielleicht
können die dir helfen."
Da ließ der König die Meisen rufen und be-
frag sie.
sin Dummes mflR<sen
Bescheiden trat der weiseste vor und sagte:
„Herr sei nicht ungnädig, aber du fragst mehr
als Zehn von ulis beantworten können."
Da ließ der König das ganze weise Gesilidel
stehen und ging mißmuthig in seinen Garten
hinaus. Draußen sang die Nachtigall ulid leise
flüsterte ein düfteschwerer Hauch vom Hage her.
Hinter den Iasminbüschen horte der König
ein Lispeln und.leise trat er näher.
„Ach tausendschöne Königin, ich wag dir's
nicht zu sagen --"
„Sprich nur, du lieber Knab'I"
„Mie heiß, wie brennend heiß meili Herze für
dich schlägt. Deili Mund, oh Königin, weh',
wieder wag' ich's nicht — —"
„Sei muthig, lieber Knab'I"
„Dein süßer Mund, er ist die (Duelle höchster
Wonnen. GH Königin, gib mir zu trinken, eh
ich elend sterbe."
„Trilik', lieber Knab'I"
„Ach Königin, kölint' ich in deilieu weißen
Annen sterben!"
„Stirb, lieber Knab'I"
Da bog der lauschende König die Zweige aus-
einander und „wirst du gleich leben bleiben!" schrie
er zoruroth.
Erschrocken fuhren die lilieuhafte Königin und
der Page aus.
„Ihr seid für ew'ge Zeit aus meinem Land
verbannt, auf eine Insel meilics Reich's verweis
ich euch, dort sprecht und trillkt und sterbt."
Meinend packte die junge Königin ihre Sieben
suchen, munter schnürte der Page sein Bündel, so
fuhren sie über.
Jahre waren verflossen, als der hochbetagte
König einen Kundschafter auf jene Insel sandte
damit er ihm berichte.
Der kam und sagte so: „Herr, diese Insel ist
ein blühendes Juwel, ein einzig Häuschen fand ich
dort und auf der Schwelle traf ich zwei Knaben und
ein blondes Mädchen au. „Suchst du die Mutter,
fremder Mann?" so frag das Mäulchen und eilte
gleich, sie herzurnfen. Ach Herr, ich sag' dir, dieses
Meib, trotzdem du ihm die Krone nahmst, ist
Königin geblieben. Da kam auch schon der Mann
vom Maidwerk heim und jubelnd sprang der Kinder
Schaar um ihn. Herr, das war reinstes Glück,
was aus den Zügen dieser Beiden strahlte."
Nachsinnend saß der König. „Kinder hat sie
auch," sprach er endlich, „und wie sie noch Königin
war, konnten weder Messen, noch Mohlthaten, noch
alle Meisen meines Landes uns zu einem einzigen
lumpigen Kinde verhelfen. Ist das nicht sonderbar?"
„Höchst sonderbar," versicherte der ganze Kreis
und der Gbersthofmeister krähte: „Das ist doch
eine skandalöse Geschichte und ganz ohne Moral."
„Mit Verlaub," sagte der Narr, „irrt euch
nicht, vieledle Herren, die Geschichte hat eine
Moral; wenn ihr näher zuseht, merkt ihr sie.
Hätt'st du, Herr König, die Beiden damals in den
Iasminbüschen nicht gestört, so wären heut' die
Kinder dein; allerdings hätte die Geschichte dann
keine Moral mehr." jj. e. einer
A. Schmidhammer (München)
und eine Königin. Die
junge, schöne, lilienhafte
Königin wollte für ihr
Leben gerne ein kleines
putziges Kind haben und
wie sehr sich auch der
König bemühte — er ließ Messen lesen und gute
Merke verrichtell — es war nichts und cs wurde
nichts.
„Zum Teufel," sprach da eines Morgens zornig
der König, „jeder Bauer hat seine tropfnasige
Brut inid wir sollten nicht einmal soll: einziges
lumpiges Kilid haben?"
Und dabei gab er seinem Narren mit dem
Scepter eines Über den Buckel. „An und Weh,"
schrie der, „alter Manu, der du gerne ein kleines
Kilid haben möchtest, Narr, was schlägst du mich?
Frag' doch die Meisen deines Landes, vielleicht
können die dir helfen."
Da ließ der König die Meisen rufen und be-
frag sie.
sin Dummes mflR<sen
Bescheiden trat der weiseste vor und sagte:
„Herr sei nicht ungnädig, aber du fragst mehr
als Zehn von ulis beantworten können."
Da ließ der König das ganze weise Gesilidel
stehen und ging mißmuthig in seinen Garten
hinaus. Draußen sang die Nachtigall ulid leise
flüsterte ein düfteschwerer Hauch vom Hage her.
Hinter den Iasminbüschen horte der König
ein Lispeln und.leise trat er näher.
„Ach tausendschöne Königin, ich wag dir's
nicht zu sagen --"
„Sprich nur, du lieber Knab'I"
„Mie heiß, wie brennend heiß meili Herze für
dich schlägt. Deili Mund, oh Königin, weh',
wieder wag' ich's nicht — —"
„Sei muthig, lieber Knab'I"
„Dein süßer Mund, er ist die (Duelle höchster
Wonnen. GH Königin, gib mir zu trinken, eh
ich elend sterbe."
„Trilik', lieber Knab'I"
„Ach Königin, kölint' ich in deilieu weißen
Annen sterben!"
„Stirb, lieber Knab'I"
Da bog der lauschende König die Zweige aus-
einander und „wirst du gleich leben bleiben!" schrie
er zoruroth.
Erschrocken fuhren die lilieuhafte Königin und
der Page aus.
„Ihr seid für ew'ge Zeit aus meinem Land
verbannt, auf eine Insel meilics Reich's verweis
ich euch, dort sprecht und trillkt und sterbt."
Meinend packte die junge Königin ihre Sieben
suchen, munter schnürte der Page sein Bündel, so
fuhren sie über.
Jahre waren verflossen, als der hochbetagte
König einen Kundschafter auf jene Insel sandte
damit er ihm berichte.
Der kam und sagte so: „Herr, diese Insel ist
ein blühendes Juwel, ein einzig Häuschen fand ich
dort und auf der Schwelle traf ich zwei Knaben und
ein blondes Mädchen au. „Suchst du die Mutter,
fremder Mann?" so frag das Mäulchen und eilte
gleich, sie herzurnfen. Ach Herr, ich sag' dir, dieses
Meib, trotzdem du ihm die Krone nahmst, ist
Königin geblieben. Da kam auch schon der Mann
vom Maidwerk heim und jubelnd sprang der Kinder
Schaar um ihn. Herr, das war reinstes Glück,
was aus den Zügen dieser Beiden strahlte."
Nachsinnend saß der König. „Kinder hat sie
auch," sprach er endlich, „und wie sie noch Königin
war, konnten weder Messen, noch Mohlthaten, noch
alle Meisen meines Landes uns zu einem einzigen
lumpigen Kinde verhelfen. Ist das nicht sonderbar?"
„Höchst sonderbar," versicherte der ganze Kreis
und der Gbersthofmeister krähte: „Das ist doch
eine skandalöse Geschichte und ganz ohne Moral."
„Mit Verlaub," sagte der Narr, „irrt euch
nicht, vieledle Herren, die Geschichte hat eine
Moral; wenn ihr näher zuseht, merkt ihr sie.
Hätt'st du, Herr König, die Beiden damals in den
Iasminbüschen nicht gestört, so wären heut' die
Kinder dein; allerdings hätte die Geschichte dann
keine Moral mehr." jj. e. einer
A. Schmidhammer (München)