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. JUGEND .

Paris - Cöien

„Am Gotteswillen, hat hier ein Cyclon gehaust?"

„O nein, hier war nur ein Uutomobilrennen."

A. Schmidhammcr

Der Schmied von Bern

©elegentlidj der Automobilfahrt Paris-Wien wurde
in Bern ein Schmied von dem Automobilisten Ba-
ron X- niedergefahren und verletzt- Er verlangte
nur >202 Franks Entschädigung und wurde hierauf
zu dem Festbankette des östr. Aut.-Llubs im
Lurfalon eingeladen.

Hoch klingt das Lied vom Schmied von Bern:
Dem fuhr von den närrischen Motor-Herrn
Jüngst Einer — pardauz! — in die Flanken.
Der Schmied ist ein lllann von

besonderem Schlag —
Und als er zerquetscht auf der Nase lag,

Da thät' er auch weiter nicht zanken.

So billig wie der Schmied von Bern,

Ließ' ich mich von solch einem gnädigen Herrn
Zum Krüppel nicht fahren, zum Kranken!
Und statt sein Gast beim Bankett zu sein,
st.üd' ich ihn mir selber zu Etwas ein —
Da thät' er sich höflich bedanke»!

_ Mioliel

Unter den Telegrammen, die beim Könige ein-
gelaufen sind, befindet sich eines von einer Boers-
Versammlung in Balm oral in Transvaal,
in welchem die Bitte zu Gott gerichtet wird,
das Leben des Königs und der Königin lange zu
erhalten.

Die Bitten der Buren haben allerdings bis-
lang beim himmlischen Vater kein geneigtes
Ohr gefunden!

Der 8. C. der Universität Mrrdurg

erläßt, wie wir vernehmen, demnächst am schwarzen
Brett folgenden Anschlag:

Den Herren Professoren
bringen wir unfern seit Jahren bewährten Eom-
ment hiedurch in wohlwollende Erinnerung. Strei-
tigkeiten jeder Art werden von uns in exaktester
und schnellster Form geschlichtet, und stehen wir
den P. T. Herren Professoren mit Heilmitteln leichte-
ster bis schwerster Art beständig zur Verfügung.
Geringfügiger Tusch kann schon niit einfachen
Bierjungen ausgepaukt werden, für offizielle
und korporative Beleidigungen können ge-
diegene und langwierige P. P. Suiten, auch auf
Säbel und Pistolen (gezogene und ungezogene!),
arrangirt werden, von s—r Abends ist seit heute
täglich der Fechtboden zum Einschlagen den P. T.
Herren Professoren reservirt und unsre krassesten
Füchse brennen geradezu darauf, mit ihnen contra
zu schlagen. Da die meisten Herren, wie wir wissen,
Linkser sind, so wird bei der Wahl der Gegen
paukantcn hierauf Rücksicht genommen. Das Aus-
tragender hohen und höchstenMensuren wird garau-
tirt störungslos erfolgen; sämmtliche Polypen
werden an diesem Tage nach der andern Stadtscitc
kommandirt, Herr Kultusminister v o u Land-

mann wird eigenhändigst) den Un- _

parteiischen machen. r\

A. H. Lasselmann s )

hat seine Dienste als Sekundant an-
geboten, ist groß im Herausfangen! So werdeit
also die P. T. Herren Lontrahentcn zweifellos hoch-
befriedigt, wcitn auch mit einigen Blutigen, den

Paukplatz verlassen. Für solche, welche im Korbe
siegen, haben sich mehrere unserer besten Philo-
sophen, Juristen und Historiker zur unentgeltlichen
Vertretung verpflichtet, ja sogar unsere Füchse sind
bereit, die betreffenden Vorlesungen zu halten und
verpflichten sich, an den bedeutendsten Stellen sogar
Griginalwitze gratis zum Besten zu geben.

wir verweisen daher nochmal dringend ans
unser bestrenommirtcs Verfahren und sehen ge-
neigtem Zuspruch (in unfern Eorpscafcs Nach-
mittags von 2—5 ist täglich ein Lhargirter für
die P. T. Herren Professoren zu sprechen!) baldig
entgegen. j)cr g, c. der Hutü. würzbürg.

Vas neue Sodoma

Lin neuer Bildersturm erhebt sich zur Zeit in Sankt
Johann-Saarbrücken gegen eine nackte Brunnen-
figur von Lauer. Der Klerus hat eine Eingabe um Ent-
fernung der Figur gemacht und das dortige Blatt Das-
bachs erklärt: wenn diese nicht erfolge, „nenne man
die Stadt nicht mehr Sankt Johann, sondern Sodoma!"
In Sankt Johann ist leider
Auf einem Brunnen zu schauen,

Jti Marmor ausgchauen,

Ein Mann ohne alle Kleider,

Der mit dem Schwert sich rüstet. —

Es thun nun sehr entrüstet
Poti wegen des nackigen Mannes
Die Schwarzen in Sankt Johannes.

Am Lautesten aber im Städte!

Schreit Dasbach in seinem Blättel.

Da nennt er vor der Hand mal
Die Brunnenfigur ein Schandmal,

Dann heißt er den Mann ohne Hosen
Den Gipfel des Sittenlosen
Ermorden thäte der Sünder
Die Unschuld der kleinen Kinder
Und den ganzen deutschen Westen
Durch seine Nacktheit verpesten
Und alle Scham erdrücket!

Und Sankt Johann-Saarbrücken

Das nennt er zum Schluß des Geschreies

Ein Sodoma, ein neues! —

In Wahrheit wär's citi Segen,

Käm' wirklich so ein Regen
von Pech und Schwefel dort att,
wie einst in der Stadt am Jordan!

Natürlich müßten entrinnen
Die mit gesunden Sinnest.

Doch kläglich müßten -ersticken
Die mit verdorbenen Blicken,

Die selbst ein Kunstwerk, ein echtes,

Nur hinstchtlich des Geschlechtes
Betrachten in ihren Lüsten,

Und schamlos dann sich entrüsten,

Bei denen sogar eitle Zeitung,
wie jene, findet Verbreitung;

Die wider die Knust sich empören,

Doch auf einen Dasbach schwören —
wie Sodoma für seine Frevel
verdienen sie Pech und Schwefel! ,|,ns

Na, also!

A.: „Was sagst Du zit den Berner Studenten?"
8.: „Ganz unnütze Aufregung! Daß sich die
Schweizer mit den Deutschen verwandt fühlen,
ging doch schon daraus hervor, daß sie nach
Nürnberg einen — Vetter entsandten."

God save the King!

Bittgang der „Real Turtles“ um Erhaltung ihrer besten Kundschaft.

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Index
A. De Nora: Der S.C. der Universität Würzburg
[nicht signierter Beitrag]: Der S.C. der Universität Würzburg
Michel (Ostini): Der Schmied von Bern
Walter Caspari: God save the king
Hanns (Hans): Das neue Sodoma
Arpad Schmidhammer: Paris-Wien
[nicht signierter Beitrag]: Na, also!
[nicht signierter Beitrag]: Unter den Telegrammen, die beim Könige eingelaufen...
 
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