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1902

JUGEND

Nr. 30

speziellen Fall zu entscheiden, was daS Höhere, Nvth-
wendigere ist. Das aber ist klar: „Die Erkenntnis;
von der Bedeutung der Mutterpflichten tveist nicht nur
nuf die Nothwendigkeit einer iveitcren Ausbildung
0^« weiblichen Geschlechts, sondern auch aus die
-nothwendigkeit einer ganz andern Würdigung der
Mutter hin, die in ihrer öffentlichen Stellung zum
Ausdruck kommen muh. Denn tvie sehr uns in
-oort und Bild der Kultus der Mutter entgegen-
«nt — zur wirkenden »rast ist dieser Kultus nicht

geworden."

Der Conflikt aber, der durch eigene geistige Thätig-
e>t m das Leben der Frau kommt, die Mutter ist
voer wird, kann und soll nicht geleugnet werden,
-nur oberflächliche Geister können annehmen, das;
^..Frau geistige Thätigkeit stets „b'antc äa micux"
nusube, die sie in jedem Falle eilends mit der Aus-
p'erung der Akntter vertauschen würde. Geistiger
^chasscnstrieb — nicht zu verwechseln mit irgend
welcher Bernssthätigkeit — ist ettvas eben so Elemen
rares >n der begabten Frau wie im Mann, Rur das
ne durch ihr Geschlecht stärker gebunden ist — und ii
Selbsthingabe, die die Ersüllung ihrer mütter
Uchcn Leistung fordert, heiher und schwerer gegen
°cn nothwendigen Egoismus jedes geistig Schassen-

oen *u jeoes genug «saiafsen-

wur*elt dlber gerade durch diese Kämpfe

Hoheit ••llm t° ^eser: das Bewußtsein der

des Mütterlichen Aufgabe, wie die Echtheit

Frau wird ganze Persönlichkeit der

ic.., , 1110 Vertieft mth

wci«iliir ganze Perionucyreu oer

Erlebnis^ r Cl101 lm^ erhöht, und diese ihre eigensten
Wicklern ! ?scn' künstlerisch dargestellt, eine Be-
Gro >e m* b<?r Gesammtheit.
auch Qrn6„»eu sind mit Natürnothwendigkeit
und Ntem,,,„ bdkude: Plato und Christus, Goethe
öi^Fran z l besonders aber gilt das für

ein Genie ^a>> Eigenart ja darin besteht, vor allein
in das iun,„ rkebe zu sein, lind wo imnier wir
Einblick nmn;6 Leben einer genialen Frau

>vir eine^vo^"^" ^ fast ausnahmslos gewahren
Ersassuna h»« & 1,011 höchstem Ernst getragene
Mutterschaft d„?^'""'^Eruss, Aus der physischen
Mutterich^ki oe® Durchschnittsweibes ist die seelische
Innersten '? geworden, welche die Frau in ihrem
bvn Gevrne^"^E uild ihr, nach einem Wort
^lischeM,,., >Jkd' die zweite Taufe verleiht. Diese
ist es, die ?,011Aast, Mütterlichkeit im höchsten Sinne,
Manne nnin ?1011 i« rein geistigem Schaffen dem
111 ihr da? äj hon lässt. Aber immer stärker wird
gleich dach ^ivuhtsein, das; dieses Unterliegen zu-

„«.« . Zwi-gch-äch

„„Ich de,,s' 3hr denn von den.Uebcrbredel'n?"'
Das Di» -,r.<r ‘$evr Nachbar, mit Vergnnst —,
Und fip ? “^ngct wollten sie veredeln —
»geltangelten die Kunst.""

Fritz Salzer

In, P ^'"^walographiscktes

Ehrend der "0ks'scheu Theater in Aachen finden
-Mach. A» gkgenivärtigen Heiligthnmsfahrt laut
Uner p'll-' Vorführungen seitens der Ber-
U. a ä , k' Biograph-Gesellschaft statt, wo-

Vatika» 01? 1 °'n Cyclus von Bildern aus dein
wilder wert,»?^ Programm steht. Die einzelnen
nun, wenn^Musikstücken begleitet. Jedesmal
Gärten *-eo Xln- in den vatikanischen

T„v|ltcu aid. m oen vattkantschen
®mtm erscheint, um dort den apostolischen Segen
°n ml,eilen, intvnirt die Musik: „Deutschland,
Deutschland, über Alles."

Damit diese geschmackvolle musikalische Interpre-
tation kincmatographischer Bilder allgemeinere Ver-
breitung finde, macht ei» musikalisch gebildeter Leser

06r c_i c — -

„ uiHcqt ein musikalisch gebildeter Leser
der „Jugend" folgende Vorschläge, zu Bildideen mit
Utusikalischem Text, die wir allen Variötöbcsipern
dringend an's Herz legen.

Gras Bülow. Porträt in Pastell. Musik: „Es
lächelt der See, er ladet zum Bade .."
General Loe. Porträt in geweihtem Oel. Musik:

Mignons Lied „Hesß'mich nicht red en, heiß'
mich schweigen. ."

Minister a. D. Landmann im Sommerurlaub.

Musik: „O dulieberAugustinj alles isthin!"
Kaiser Franz Josef in der Hofloge des
österreichischen Rcichsraths. Musik: „lieber
allen Gipfeln ist Ruh."

Zar Nicolaus, vom Fenster des Palastes aus
die Niederwerfung der Studenten durch Kosaken
betrachtend. Musik: Czar und Zimmermann,
„Ich führ'sie zur Wahrheit, zur Freiheit,
zum Licht — Mein väterlich Wollen er-
kennen sie nicht!"

Präsident Roosevclt, die geschenkte Statue
Friedrichs des Großen betrachtend. Mnsik: Zauber-
flöte, „Dies Bild.niß ist bezaubernd schön."

Ortografi

Schon nat der Abend, es gct nnter
Di Sone bluthroth vi noch ni;

Lin spätes Glökchen binielt munter
lind von der Meide kert das Fi.

Mein Bruder Filip sagte heute:

Du vernher, gcst du abends aus?

Bevare, sprach ich, brafe Leute
Di bleiben hübsch solid zuhaus!

Fon Lrefcld reiste heut nach Löten
Mein andrer Bruder Kölestin;

Alein genüg! Di finchtgen Helen
Schimer des Thäges schon entflin.

Es ist warhaftig doch ein Segen
Das Heuer nicht das Beter schlecht —

Ich wil mich in mein Bethe legen
Sonst find ich mich nicht mer zurecht!

Z-'. «.

Oer Unfall Cbamberlains

ist, wie wir vernehmen, ans die Buren zurück-
zuführen. Das Pferd, welches Lhamberlains Lab
zog, war nämlich ein Geschenk Lord Methnens
und hatte seinerzeit die Gefangennahme desselben ^
durch Dclarey mitgemacht. Im Augenblicke nun,
als Lhamberlai» ansfuhr, verkündeten Extrablatt-
Verkäufer die Nachricht, daß Botha, Delarey und
Dcwet sich nach Europa eingeschifft haben, nnter
den Rufen: Neuestes! Dem et in Europa!
Delarcp in Europa! 2tls dies das Pferd
hörte, fiel es vor Schreck auf die Knie und schnitt
ein klägliches. Gesicht —■ nämlich Ehamberlains
Gesicht mit Glasscherben auseinander. Dcr Lolonial-
minister wird nach der Peilung, wie wir ferner
hören, ein ganz verändertes Aussehen haben. Das
Monoele wird wegen der zerschnittenen Augen-
brauenmuskeln nicht mehr festsihen , die liebens-
würdige, honette lilaske wird cotelettartig ver-
unstaltet und auf der edlen reinen Stirn wird ein
rothes Mal, das sogenannte „Kainszeichen" sicht-
bar sein. Nur eine Partie des trefflichen Ange-
sichts soll ganz und unverändert geblieben sein, —
das Manli

Gin kleines Gespräch

(mit Zeichnung von A. Schmidhammer)

Ein eingefleischter klassischer Phi-
lologe unterhielt sich mir einem Berliner
Bürger.

„So sehr wir dagegen ankämpfcn," seufzte
jener, „Acalgpiniiasiastcn, Oberrcalschülcr,
alles will sich an die ^Ima mater hcran-
drängeln, um an deren Brüste» sich zu »ähreni"

„Der is ja der reinste Milchkriegi"
lachte der Berliner.

Oie K^tallenseile

Im Münchner Hofbräuhause sind Literkrüge mit
3 cm — bisher war cs nur l cm — Schaum-
maß eingeführt worden.

Herr Privatier Huber (zu seinem
Freunde): „So guci ja die Einführung für
uns is, Josef, aba paß' auf, Preis;'» kriag'n
Wir dadurch aa mehra nach Minka!"

'Gelegrarnni vom ZuUunfts-
Kricgsscbauplat?

Soeben haben unsere Truppen Fühlung mit
dem Feinde gewonnen und die ersten Reden
mit ihm ansgetauscht.
Index
F. S.: Ortografi
A. De Nora: Der Unfall Chamberlains
[nicht signierter Beitrag]: Der Unfall Chamberlains
Fritz Salzer: Zwiegespräch
Arpad Schmidhammer: Ein kleines Gespräch
Edgar Steiger: Kinematographisches
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Der Unfall Chamberlains"
[nicht signierter Beitrag]: Die Schattenseite
[nicht signierter Beitrag]: Telegramm vom Zukunfts-Kriegsschauplatz
 
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