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Nr. 31

1902

. JUGEND '

Eul

Lin rlcver-Kunv L- Hohlwein

wie kommst denn Du daher? Du bist ja grad so schwarz und so lang wie die bayrische Landtagssession!"

Kline ^-rage Streiflichter der „Jugei

erklärten jüngst, En
.. ^ Nerleu

bin männlicher „Jane ^roppan

, Aus N e w - A o r k kommt die Nachricht, das; eine
strankrnysleqerin Jane Troppan 31 Personen Q -
lebtet hat, indem sie dieselben durch Morphium iang-
l«m emschläserte und sich bis zum Tode an chren
-uaten weidete, Ihre Thätigkeit begann stc '

°'«"n Hojpiml, ihre ersten Opfer, dre wohl em
uhend betragen, sind nicht bekannt, ..

Eme ganz ähnliche, noch schrecklichere G HM-
wnd uns nun aus Berlin gemeldet. Dort leb
Mann, welcher seit Jahren nicht nur 31. londern
Hunderte, ja im Laus seiner jahrelangen ..THaUg
I vielleicht sogar Tausende von Personen lang-
und systematisch eingeschläsert hat, seine t
n u dem größten Eynismus beobachtend und sch
"" U,ren Qualen tveideud. Was noch unerhörter
"St. ist. das; er seine „Passion" nu GerichtSsaa e
begann, unter den Augen der scharfsinnigsten und
strengsten Juristen, und das; er. obwohl zahlreiche
Beugen und Opser seiner Frevel vorhanden st»o,
ucht nur frei herumgeht, sondern sogar en,e auste -
ordentliche Dotation von 2100 Mk, dasur erhalt.

Allerdings benützt er kein Morphium, sondern
nur Reden. Sein Name ist Stadt ha gen.

Graf Bülow in Hör dem ey

Lei Gelegenheit eines Ständchens, das der
^orderneyer Gesangverein „Eintracht" dem Grafen
Lulow brachte, bemerkte der Äanster, daß die Zen
>n dlorderney die einzige sei, während der er sich
wirklich als freier Mann fühlej
Am strande hin. und herzuwandcln,

^ " freier Mann, o weich' ein Glück l
.'um erste,, Male darf ich handeln
einer eignen Politik!
kümmern mich die Zcitungsblätter?

und Tcnrruin7 Ich bin >ch> j
"dNiemand. Niemand als das Wetter
eracht durch die Rechnung mir 'nen

Strich'. Crl-Crl

f,ntDr.- Heim, der Doktor Eisenbart des Centrums,

. U"1W auch ein Allheilmittel gegen die Frosch-
... n "I " u g e n an Gymnasien ersunden. „ ^ a
baneeim^ Prügelstrafe am Platze," rief er NN
s?ten Landtage emphatisch, auf gewisse Lor-
“"S1! München anspielend.

»iiM ^ugelstrase, für die Herr Vr. Heim schwärmt,
dcul Zeugnis; grösster Pädagogen gar

wenigstens nicht bei wcicheii Jüirglings-
laraltere,,, die noch bildsam sind. Welche Erfolge
die ,,, ? " g e b r ü h t e» P n r l a m c n t a r i c r n hätte,
numin l\bem Schutze der Redefreiheit und Jm-
ie,, V bon Gegner beschimpfen und ver-
oen, wagen wir hier nicht zu entscheiden.

fich herumtniiiiuc,.,

de in esse ii könnten.

„Endlich! was wir längst geglaubt,

Klar gesagt ist's endlich:

Das; das Baden überhaupt
Sittenlos lpid schändlich I
Wenn zwei nackte Knaben sich

Gegenüber stehen,

Müssen sie doch lediglich
Schamlos sich besehen —

llnd der Geist denkt sich dabei

Selbstverständlich immer
Irgend eine Schweinerei — —;

Gibt es was, das schlimmer?!"

Nein, was Schlimmres gibt cs nie!

Frägt sich nur das Eine:

Sind die Kinder schon so früh
Dorten solche Schweine? »»>-. k«,

• •, V; "•

<£■»,-«. E Ei S ä. dfit»
m «>t rn a i o x i ta t.

O tröste Dich, heiliges Vehmgericht!

Doch ist nicht Hlles verloren 1
„Das Ohr der Krone“ besitzest Du nicht,
>— a',„ „Krone der Ohren“.

Streiflichter der „Jugend"

§>ic „Times" erklärten jüngst, England werde
de» Feldzug der Lügen int d Verleumdungen,
den Deutschland während des Burenkrieges gegen
das heilige Albion geführt habe, nicht so leicht ver-
gessen. Was war der Anlas; zu dieser neuen Licbcns-
ivürdigkeit, die »ns von jenseits des Canals herüber-
tönt'? Zwei Bcschwichtigüngsartikel, die Graf Ber-
chem und Prof. Lotz vom Stapel gelassen hatten.

Die beiden Herren entschuldigten sich gewissermaßen
im Namen von ganz Deutschland, das; sich die deutsche
Presse während desBurenkrieges übergeivisscKleinig
leiten, als da sind Vergewaltigung eines nieder-
deutschen Stammes in Südafrika, Chaniberlain-
sche Verdächtigungen, Verletzung deS Völkerrechts,
Brandstiftung eu gros, Gefangennahme wehrloser
Frauen und Kinder und ein bischen bethlehemitischer
Kindermord, entrüstet hatte. Und die „Times" hat
ans gut englisch darüber quittirt. Wie wär es,
wenn >vir Deutschen jetzt mit einer offiziellen Dank-
adrefse antworteten? Was geht uns denn unser
GerechtigkeitSgesühl an? DaS bringt uns höch-
stens allerlei internationale Unbeauemllchkcitcn. DaS
Kaiserwort: „Recht mns; doch Recht bleiben" darf
man zwar bei Schützen- und Sängerfesten eitieren,
beileibe aber nicht in der auswärtigen Politik. Dort
heisst es nach wie vor: „Servus!“ und „Gehorsamer
Diener!" Wie sagte doch jener höfliche Leipziger,
als ihm zur Meßzeit in der Griminaischen Straße
ein Fremder auf den Fuß trat? „Entschuldigen Se,
mei kutcstes Herrchen, das; ich die Frechhect und
Gemeenheet hadde, meine Zehen under Ihren aller-
werthesten Fuß zu stellen!" civi*

Kleines Gespräch

„Bringen Sie mir," sagte Dr. Schädler zu
einem Ivirth, „etwas paffendes zu effen!"

Dieser erschien mit einem geschmiertenBrödchen.

„lvas ist das?"

„A Streichkas!" lächelte der sinnige Gastgeber.
Liebe „Jugend"!

lieber die vielnmstrittene Frage, ob denn die
Schweiz ivirklich eine Provinz Deutschlands
sei, ivie dies Professor Vetter behauptet hatte, bin
ich jüngst belehrt worden. Ich trug de» schwierigen
Fall einem aus dem hiesigen Gute ängestellte» Kuh-
schiveizer vor und bat um seine Meinung. Stolz und
in edler Einsalt sagte der schlichte Sohn der Berge:

<^el, mit der Provinz isch Gschwäh. Das chan ich bc-
-- Brief, wo ich an mi Schatz
Register
[nicht signierter Beitrag]: Dr. Heim, der Doktor Eisenbart des Centrums...
Ludwig Hohlwein: Ein Überhund
Civis Germanicus: Streiflichter der "Jugend"
Edgar Steiger: Graf Bülow in Norderney
Dr. No.: Eine Frage
[nicht signierter Beitrag]: Ein männlicher "Jane Troppan"
Monogrammist Kneifer: Exlibris für die Kammermajorität
A. De Nora: Exlibris
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
 
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