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'Nr. 32

. JUGEND -

1902

Walther Puttner (München)

Solange die Nationen ein gesondertes
, Dasein führen, wird es Streitigkeiten
geben, welche mir mit den Waffen geschlich-
tet werden können, aber im Interesse der
Menschheit ist zu hoffen, daß die Kriege
seltener werden, wie sie furchtbarer ge-
wordcn sind.

Ucberhaupt ist es nicht mehr der Ehrgeiz
des Fürsten, es sind die Stimmnngen der
Völker, das Unbehagen über innere Zu-
stände, das Treibe» der Parteien, beson-
ders ihrer Wortführer, welche de» Frieden
gefährden. Leichter wird der folgenschwere
Entschluß zum Kriege von einer Versamm-
lung gefaßt, in welcher Niemand die volle
Verantwortung trägt, als von einem Ein-
zelnen, wie hoch er auch gestellt sein möge,
und öfter wird man ei» friedliebendes
Staatsoberhaupt finden, als eine Volks-
vertretung von Weisen! Die großen Käm-
pfe der neueren Zeit sind gegen Wunsch
und Willen der Regierenden entbrannt.
Die Börse hat in unseren Tagen einen
Einfluß gewonnen, welcher die bewaffnete
Macht für ihre Interessen ins Feld zu
rufen vermag.- Mexico und Egypten sind
von europäischen Heeren heimgesucht wor-

den, um die Forderungen der hohen Fi-
nanz zu liquidircn. Weniger kommt es
heutzutage darauf an, ob ein Staat die
Mittel besitzt, Krieg zu führen, als darauf,
ob seine Leitung stark genug ist, ihn zu ver-
hindern. So hat das geeinigte Deutsch-
land seine Macht bisher »nr dazu ge-
braucht, den Frieden in Europa zu wahren,
eine schwache Regierung beim Nachbar
aber ist die größte Kriegsgefahr.

Graf Helmuty v. lMoltke

Was Hellmuth Karl Bernhardns Graf v. Moltft
Als Schlachtendenker, wie als Held und Mann
Und als Erzieher war dem deutschen Volke,
Wie viel durch ihn dies positiv gewann,

Wie er de» Aufmarsch nach dem Rhein gelenkt hat,
Wie gottvoll er bei Sedan rechts geschwenkt hat —
Davon zu reden fang ich gar nicht an.

Auch Dieses übergeh' ich diesmal schweigend,
Daß er des Sultans Heer organisirt.

Daß er, des Hofmanns feinen Anstand zeigend,
Dem Prinzen Friedrich Wilhelm adjntirt,

Als dieser einst gereist ins Land der Briten,
Die Hand der Prinzeß-Royal zu erbitten,

Mit der er dann so trefflich harmonirt.. —

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Doch menschlich möcht' ich Euch es naher rucke»,
Das Bild des Mannes, das Ihr lieb und traut,
Und ohne alle hemmende Perrücken,

Ans dieses HefteS schönem Umschlag schaut.
Wie es gemalt Herr Doktor Franz v. Lenbach
Vom Fels zum Meer, von Flensburg bis

nach Jenbach

Sei jedes deutsche Herz daran erbaut!

So wisset denn: der grimmige Vernichter,

Dem Massentötnng reizvoll war und lieb,

Er ward ein sanfter, lyrischzarter Dichter,
Wenn er an Braut und Gattin Briefe schrieb.
Er wußte in humorgewürzten Bildern
Land, Leute und Ereignisse z» schildern,

-Zn denen Zufall und Metier ihn trieb.

Als Mensch von ungeheurer Perspektive
Sah er ans Reise» intensiv und viel,

Und schrieb auch Bücher drüber, nicht nur Briefe,
Und, wie gesagt, in tadellosem Stil!

Ihm war Musik erquicklich und geläufig,

Er spielte Whist und zwar so gern, als häufig —-
Und Whist ist doch ein so ein schweres Spiel!

Daß hiemit dieses Mannes Fähigkeiten
Erschöpft nicht sind, versteht sich wohl per so!
Er liebte Kunst, verstand Etwas vom Reiten,
llnd war als Landwirth auch nicht schlecht au fall!
Auch noch im Frieden schliff er Deutschlands Degen
Und Taktiker erzog er, wie Sttategen,

Im Generalstab dorten an der Spree!

Moltke!
Register
Biedermeier mit ei: Moltke!
Helmuth Johannes Ludwig v. Moltke: Aus seinen Werken
Walter Püttner: Zeichnung zum Text "Im deutschen Land"
 
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