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1902

JUGEND

Nr. 36

Renau miklos

))gc?'!'®°Ut'lutmag9are uns öie nachfolgenden

f'ersr ,icöcr" ^C5 neuentdeckten magyarischen Dich-
unt^ dNikIos, die mir mit Vergnügen zur Kenntniß
""I™' Leser bringen.

^c‘iben untevgcht bei Schwöb ei,

Lonnes Laiderl Dann ist Nacht...
^a»„ ms» helfen nipl wir hoben
^bcr Sonne, wann erwochrl

^o„„c ksmnit non Ungar immer
Erst zu Schwöb, das ist ja klorl
Und ist au(j, Bcwais, doß immer
Ungor etwas Heller worl

Wyg main tiefes stilles Leben
Ufs wie Sonne drum durchbeicht,

-Ost: Der Schwöb kann mir nie geben I
" " 3 or gibr der Welt das Licht!

Lenau Miklos

Erübe wird, die Wolken jogcn,

Halte

regnet jedenfalls;
kann Ungor Naß vertrogcn,

L onz besonders — auch im Hals!

Uuch das waizcn und das Haber
>cbc„ Naß! Und naß gedeih»

" Ungarisches — ober:

Cll3 besonders! — auch dos Schwain!

Lenau Miklc-

A c NI.

o, rf r Scl),aimcm waldespfode
chlaich' jch gern Obcndschcin;

!'I^t'iicI[aiet)r, wann hob' ich Gnode,
ich Wildsau, fett und fain!

2ogdhcrr siyt ja während diesem
'"> i„ pesth und Ludawar I
W fall denn Schwcindl schicsicn,

a»n nicht braves Wilddieb war' ?

ma,nc' l)ör' ich brechen
De kr fchan durch Gcstraich . . .

p. jp L.^08 sind Schwainc Zehen!

n Saul Verschieß' ich glaich!

Lenau Miklos

IV.

Sonne druckt sich rasch!
Schwarzes wolkcrl ziegt
^rod als wann Goulasz
Schwor; auf Teller liegt.

Zwischen Wolken so
Rorh erschaint das Blitz,

Als wie Paprika
Zwischen Goulasz-Schnitz.

Und cs fohrt Orkan
Durch dos Himmel auch
Grod wie Goulasz dann
Fohrt herum in Bauch.

Lenau Miklos

V.

In dos Daich, das regungslose,
Schaugt dos ungorische Nkand,
Glaichsam steckend sainc Ul ose
In ain Glos — ist so gewohnt!

wondelr Hirsch vorbai o» Higcrl,
Nacht ist etwas dunkel zwar,

Ober Hirsch ist stolz wie Gigerl —
Hirsch ist eben: Mogparl

Wan» ich sch dos, muß ich sogen:
Dos ist schcenl Tercmtcte I
Dos geht Aiiicm durch den Mögen
wie ain haißer Nschkcoffee!

dliLmaw Lenau kerener Miklos

Vom SfcimmfiFch

Scene: Hofbränhaus. Abends 7 Uhr

Rerzlhubcr. Lcimgruber. Raßbcrger

Rerzlhubcr: Grüaß God, meine Herrn! (setzt
sich) Leui, sag'ns, ma sollt mein Kalbskopf richt'n
und bringens mir glci a Maß, aber den Kruag
recht ausfrisch'n! was gibt's Neu's, meine Herrn?

Lcimgruber: I Hab an dem Alt'n gnua, i
bin froh, wann i nix Reuchs net erfahr!

Raßbcrger: Hab'ns es g'lcs'n, Herr Kerzl-
huber —- der Crailsheim ist jetzt auch gangen.

Rerzlhubcr: war net aus! Ja, i fags ja —
es gibt noch a Gerechtigkeit — und warum is er
ganga?

Raßbcrger: Ans Gesundheitsrücksichten!

Rerzlhubcr: was net sag'n! Dös kcuna wir
scho — dö Gsundheitsrücksichten ha ha! Drum hat
er nach Linderhof müasscn, Hab is Cana net g'sagt,
Herr Lcimgruber, daß do no so weit kimmt?

Lcimgruber: Dös is mir Wurscht!

Rerzlhubcr: Dös Hab i glci gspannt, daß jetzt
ein anderer wind geht, wie Cr in Cttal von die
Hochwürdigen Herrn empfang« wor'n ist. —

Raßbcrger: Von was fürs Herrn!

Rerzlhubcr: Vom Hochwürdigsten Herrn Abt,
vom Hockwürdigcn Herrn Prior und vom Hoch-
würdigen Herrn Klosterkramer — xardon — Reichs-
kramer von Klett.

Raßbcrger: Daß Ihr Lentrumsmänner Luch
dös von einem Lutherischen g'fallcn laßt! —

Rerzlhubcr: was? G'fallcn lassen? Mir von
an Lutherischen? was Ham mir uns g'fallcn
lassen?

Raßbcrger: Daß er ein Kloster nach dem an-
dern kauft und an die Klosterherrn verschenkt!

Rerzlhubcr: weil mir tollcrant sau und auch
den Andersgläubigen was vcrgunnen.

Raßbcrger: Da hat er aber was davon!

Rerzlhubcr: Des verstehnga Sie net, Sie un-
gläubiga Mensch — des Habens aus'n Religions-
unterricht wahrscheinli vergessen, daß no etwas
gibt — etwas Höheres — die Gnade von Bben,
die Allen zu Theil wird, was auch für ein Glaub'»
hab'n. Ja, ja! Dös gfreut mi scho narrisch -—
die G'schicht mit dem Crailsheim — jetzt wern
die Andern a bald geh'» müff'u!

Raßbcrger: San scho gauga — der Riedl, der
Feilitzsch -— gleichzeiti mit'n Crailsheim in Urlaub.

Rerzlhubcr: Herr Raßbcrger, Sie san ein ur-
dinäror Mensch!!! Bi-M-fax

Streiflichter der „Jugend"

humanistische oder realistische Bild-
ung? Diese Streitfrage, die gegenwärtig allerorten
die Geister anfeinanderplatzen läßt, wurde jüngst
auch im bayrischen Landtage behandelt. Neues kam
dabei freilich nicht heraus. Wie wäre das auch
möglich, so lange die Gymnasiallehrer selbst das
Wort führen? Jch bin selber Philologe und freue
mich, in jedem Wort, das über meine Zunge geht,
ein Stück Kulturgeschichte zu besitzen. Aber besteht
die Welt — wohlverstanden: auch die Welt des Geistes
— nur aus Philologen? Und was sind unsere hu-
manistischen Gymnasien anderes als Philologen-
schulen, in dcueir Jahr für Jahr so und so viele
Philologen gezüchtet iverden — nur zu dem Zweck,
das; sie später wieder Philologen züchten? Man
rede nur nicht so hochtrabend vom bildenden Ein-
flüsse der klassischen Literatur und Cultur! Was
hat denn der mit dem Lateinbetrieb an unseren
Gymnasien zu thun? Und gar mit den dürftigen
griechischen Schulexerzitien! Wäre es nicht gescheiter,
wenn die jungen Leute die kostbare Zeit, die sie jetzt
mit der geistlosen Buchstabiererei einiger hundert
Sophokleischer Verse oder eines einzigen Buches von
Thukydides vergeuden, dazu verwendeten, in guter
deutscher Uebersetzung den ganzen Sophokles und
Aeschylos und den ganzen Thukydides und Plato
zu lesen? Oder beginnt die klassische Bildung erst
mitAristarch, Apollonias DySkolos und den übrigen
alexandriuischcn Schutzheiligen unserer Philologen?

J. Fr.

Rebus

cs Jj b ^ "c.n, nein! wer

^ wissen möcht',-Der mag
nur selber errathen: —
ww kämpfen „Wahrheit
Ficihcit und Recht» —

da-:' -P** haben weitaus

bas größte Maul - 3m
3«ti3cti Mensche,,- und Thier-

lüem ^ ^ud zum Fressen

ersättl^, 3U ^nuI' ~ un-
sittlicher Gier reich; —



kDir rotten im Lande mit
Stiel und Stumpf — was
duftet und grünet und blüht
aus, — Im schlammigen,
schleimigen, schwärzlichen
Sumpf, — Da lebt sich unser
Gemüth aus; — wir möch-
ten die Schönheit, wir möchten
das Licht — Zertrampeln,
vernichten, vermauern, — Lr-
räthst Du uns, Leser, jetzt
immer noch nicht, — Dann
bist Du — recht sehr zu be-
dauern ! O

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Index
Signatur nicht identifiziert: Rebus
Lenau Miklos: Lenau Miklos
Bi-bi-fax: Vom Stammtisch
Hermann Frenz: Triumvirat
J. Fr.: Streiflichter der "Jugend"
 
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