DOI Heft:
Nr. 38
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3885#0191
Nr. 38
JUGEND
1902
Uebernienschc» ^Lö/I (München)
„Ich muß 'mal hinaus — nivchten Sic mich nicht durch den Saal begleiten, lieber Freund V‘
„Dummes Weib! Hab' ich darum Deine Seele befreit, daß Du nicht einmal
allein hinansgehen kannst?"
Feldmoching, im August 1004.
Liebe „Zugrnüi"
Bekanntlich hat die Majorität der bayrischenAb-
geordnetenkammer in der verflossenen Session die
Begründung einer
gemischten, vorausseyungsvollen Hochschule zu
Feldmoching
durchgesetzt, um der Vergewaltigung der geistigen
Güte Bayerns durch die liberalen Ringe an den be-
stehenden Universitäten die Spitze zu bieten. Diese
Hochburg wahrer Wissenschaft wird bereits Oktober
1004 eröffnet werden, und sind Ivir in der glücklichen
Lage, unseren Lesern schon heute einen Auszug aus
dem Vorlesungs-Verzeichnis mittheilen z»
können.
I. Theologische Fakultät,
Liest wegen Beurlaubung nach Straszburg und Rom
vorläufig noch nicht.
II. Homöopathisch-quadrupedalmedizinische
Fakultät.
Dozent für HomöopathieWasserkopf: lieber
Verdünnung der Hirnsubstanz in den ultramon-
tanen Gegenden Bayerns.
Dozent für Anatomie Fresst: lieber die Ideal
beschasfenheit der Schweinshax'n und ihre Re-
aktion aus den menschlichen Organismus.
Dozent für klinische Medizin Weißwurst:
lieber die Ernährung der Leber vitelli communis
und die Verwendung zu Knödelzwecken.
Dozent für Geschichte der Medizin Dap-
perl: Geschichte merkwürdiger Heilungen nach
tiroler, alt- und niederbayrischen Quellen.
III. Duristischc und staatswissenschafrlichc
Fakultät. •
Dozent für Strafrecht Brennhnbcr: Die
Nvthwendigkeit und Möglichkeit der Inquisition
int 20. Jahrhundert.
Dozent für Privatrecht Absch mindert: Der
Segen der todten Hand.
Dozent für Staatsrecht Jungfernfreund:
lieber das Concubinat und die sogenannten ge-
mischten Ehen.
Dozent für Kirchenrecht Brettnngcl: Der
Teufel Bitru als juristische Person.
Dozent für Nationalökonomie Säufserl:
Das Kellnerinnengewcrbe in Bayern mit beson-
derer Berücksichtigung des Münchener Hofbräu-
hnuses.
IV. philosophische Fakultät.
Dozent für Geschichte Schwarz: Die geistigen
Strömungen des 20. Jahrhunderts mit beson-
derer Berücksichtigung der geistigen Herren Daller,
Orterer, Schädler, Pichler und Kohl.
Dozent für Philosophie Dööskopp: Der
Aberglaube Kants und Theorie der Geistcswisscn-
schaften nach A. v. Liguvri.
Dozent für Literaturgeschichte Flunkert:
Lektüre sämmtlicher Verlagsartikel von Pustet,
Bcnziger und Herder mit besonderer Berück-
sichtigung der Traktätchen-Lyrik.
Dozent für Kunst g csch i ch tc P rü deri ch: lieber
die neuentdeckte Venus Nudkmayer und den
Apollo Daliems.
Dozent für Musikgeschichte Dreckohr: Die
Superiovität von Perosi's und V. Hartmann's
Tomverken über den protestantischen Contrapunkt
I. '©. Bach's.
6zo
JUGEND
1902
Uebernienschc» ^Lö/I (München)
„Ich muß 'mal hinaus — nivchten Sic mich nicht durch den Saal begleiten, lieber Freund V‘
„Dummes Weib! Hab' ich darum Deine Seele befreit, daß Du nicht einmal
allein hinansgehen kannst?"
Feldmoching, im August 1004.
Liebe „Zugrnüi"
Bekanntlich hat die Majorität der bayrischenAb-
geordnetenkammer in der verflossenen Session die
Begründung einer
gemischten, vorausseyungsvollen Hochschule zu
Feldmoching
durchgesetzt, um der Vergewaltigung der geistigen
Güte Bayerns durch die liberalen Ringe an den be-
stehenden Universitäten die Spitze zu bieten. Diese
Hochburg wahrer Wissenschaft wird bereits Oktober
1004 eröffnet werden, und sind Ivir in der glücklichen
Lage, unseren Lesern schon heute einen Auszug aus
dem Vorlesungs-Verzeichnis mittheilen z»
können.
I. Theologische Fakultät,
Liest wegen Beurlaubung nach Straszburg und Rom
vorläufig noch nicht.
II. Homöopathisch-quadrupedalmedizinische
Fakultät.
Dozent für HomöopathieWasserkopf: lieber
Verdünnung der Hirnsubstanz in den ultramon-
tanen Gegenden Bayerns.
Dozent für Anatomie Fresst: lieber die Ideal
beschasfenheit der Schweinshax'n und ihre Re-
aktion aus den menschlichen Organismus.
Dozent für klinische Medizin Weißwurst:
lieber die Ernährung der Leber vitelli communis
und die Verwendung zu Knödelzwecken.
Dozent für Geschichte der Medizin Dap-
perl: Geschichte merkwürdiger Heilungen nach
tiroler, alt- und niederbayrischen Quellen.
III. Duristischc und staatswissenschafrlichc
Fakultät. •
Dozent für Strafrecht Brennhnbcr: Die
Nvthwendigkeit und Möglichkeit der Inquisition
int 20. Jahrhundert.
Dozent für Privatrecht Absch mindert: Der
Segen der todten Hand.
Dozent für Staatsrecht Jungfernfreund:
lieber das Concubinat und die sogenannten ge-
mischten Ehen.
Dozent für Kirchenrecht Brettnngcl: Der
Teufel Bitru als juristische Person.
Dozent für Nationalökonomie Säufserl:
Das Kellnerinnengewcrbe in Bayern mit beson-
derer Berücksichtigung des Münchener Hofbräu-
hnuses.
IV. philosophische Fakultät.
Dozent für Geschichte Schwarz: Die geistigen
Strömungen des 20. Jahrhunderts mit beson-
derer Berücksichtigung der geistigen Herren Daller,
Orterer, Schädler, Pichler und Kohl.
Dozent für Philosophie Dööskopp: Der
Aberglaube Kants und Theorie der Geistcswisscn-
schaften nach A. v. Liguvri.
Dozent für Literaturgeschichte Flunkert:
Lektüre sämmtlicher Verlagsartikel von Pustet,
Bcnziger und Herder mit besonderer Berück-
sichtigung der Traktätchen-Lyrik.
Dozent für Kunst g csch i ch tc P rü deri ch: lieber
die neuentdeckte Venus Nudkmayer und den
Apollo Daliems.
Dozent für Musikgeschichte Dreckohr: Die
Superiovität von Perosi's und V. Hartmann's
Tomverken über den protestantischen Contrapunkt
I. '©. Bach's.
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