Nr. 48
. JUGEND .
„Sehr angenehm," erklärte Gabriel, „ich gestatte
mir jedoch gleich zu bemerken, daß ich nur aus
flammende Schwerter antrete."
Herr Schneidig, der auf diese Waffe leider nach
nicht gefachten hat, bittet sich eine sechswöchenttiche
Einpaukzeir aus, die ihm sofort gerne gewährt wird,
Paukt sich im Fcgfener sechs Wochen auf flammende
Schwerter ein und sticht den Erzengel Gabriel im
ersten Gange aus Tiefquart unberührt ab.
Nach standesgemäßer Beseitigung dieses Hinder-
nisses kommt er nun an die Himmclsthüre, woselbst
ihm ein alter würdiger Herr mit einem goldenen
Schlüssel in der Rechten entgegentritt und mit den
Worten: „Mein Name ist Petrus, Sie wünschen?"
den Weg verlegt.
^scr inaktive Corpsbnrsche Schneidig, Dreivänder-
's!'' mann, ein altes Haus, acquiriert sich in seinem
22, Semester, nachdem er bereits eine Station seines
medizinischen Staatsexamens bestanden hatte, eine
Pistolenforderung und wird auf der Mensur leider
erschossen. In voller Couleur erscheint er alsbald
an der HimmelLPsorte, um in befehlendem Tone,
wie es einem (XX, xx, x, x, x, X) geziemt, Ein-
laß zu begehren. Da tritt ihm vor der Pforte ein
junger Mann entgegen, der an den Schultergelenken
mächtige Flügel und in der Siechten ein flammendes
Schwert trägt.
Herr Schneidig lüftet korrekt die Mütze und stellt
sich vor: „Wein Name ist Schneidig, Isariae, Gueat
phaliae, Saxoniae, ich habe auf Erden 30 Mal
Schlager gefachten, 10 Mal Säbel, ein Mal geknallt,
nun möchte ich gerne in den Himmel!"
Der andere Herr entgegnet: „Mein Name ist
Gabriel, Erzengel, bedaure lebhaft, Ihnen unter
solchen Umständen de» Eintritt verweigern zu müssen,
hätten in der Wahl Ihrer Couleur eben vorsichtiger
sein sollen, ivird von „oben" nicht mehr gerne gesehen,"
Herr Schneidig lüftet wieder die Mütze und spricht:
„Mein Herr, dann tvünsche ich initIhnen zu hängen,"
Herr stuck. meck, Schneidig lüstet abermals korrekt
die Mütze: „Mein Name ist Schneidig, Isariae,
Guestplialiae, Saxoniae, ich habe ans Erden 30 Mal
Schläger gejochten, 10 Mal Sabel, ein Mal geknallt,
außerdem habe ich im Himmel ein Mal ans flam-
niende Schtverter gcfochtcn, ich bitte um einen standes-
gemäßen Platz, niindestens zweite Charge bei den
Cherubims, sollen ja ivvhl altes und gutes Corps
im grünen Kreise sein,"
Der alte Herr lächelte vergnügt: „Verehrter Cvm-
militone, hätten eher anfstehen müssen, nehmen nur
noch katholische Verbindungen, Wingolf und iltten-
rcuther an, höchstens noch akademischen Gesang-
verein, weht eben verdammt schwarzer Wind von
„oben", bedaure ungemein,"
„Dann wünsche ich, mit Ihnen zu hängen,"
replizierte Herr Schneidig und lüpfte kommentmäßig
die bunte Mütze,
„Sehr angenehm," sagt a, H, Petrus, „gehe aber
nur noch auf goldene Himmelsschlüssel heraus und
bin Linkser, wie Sie wissen werden, da ich bekannt-
lich ans meiner P. P. Suite contra Malchns dessen
Knecht auf Hochquart das rechte Ohr abgchauen
habe."
1902
Fritz Scherz (Berlin)
„Sehr angenehm," sagte Schneidig, „fechte gerne
gegen Linkser, bitte aber um sechs Wochen Einpant-
zeit, da noch nie auf goldne Himmelsschlüssel a»
getrctcn bin,"
Tie Einpaukzeit wird gewährt. Schneidig belegt
Waffen im Fegseuer und sticht Petrus aus einer
Partie „15 min. bis zur Abfuhr" unberührt ab,
Nu» steht ihm die Himmelspfvrte offen und er
tritt keck vor den lieben Herrgott,
„Mein Name ist Schneidig. Isariae, Guest-
phaliae, Saxoniae (XX, XX, X, X, X, X), habe
auf Erden 30 Mal Schläger gefochten, 10 Mal Säbel,
einmal geknallt, außerdem bereits zwei Mal im Him-
mel abgestochen, einmal aus goldene Himmelsschlüssel
und ein Mal auf flammende Schwerter."
„Sofort hinaus!" ruft erzürnt der liebe Herrgott,
„haben Sie nicht erst jüngst in der „Gerinania", der
„Augsburger Postzeitung" oder im „Bayrischen
Kurier" gelesen, was Oberbürgermeister Anton von
Fulda aus dem Mannheimer Katholikentag über
die Antiduellbewegung gesprochen hat'? Scheren Sie
sich zum Teufel!"
Herr Schneidig kommt jedoch nicht außer Conte-
nauce. Ohne Furcht vor einem Nachtusch lüftet er
formscst mit einer Verbeugung seines von Narben
durchsurchten Hauptes die Mütze und erklärt ge-
lasseu: „Dann wünsche ich, auch mit Ihnen zu hängen,
hier meine Karte."
Ter liebe Gott ist ob der vornehmen Ruhe an-
fänglich verblüfft und verlegen. Er schielt nach
Petrus, der mürrisch mit einem steifen Wickelverband
und einigen Compressen im Gesichte umhergeht.
Dann muß er lachen und sagt milde: „Verzeihen
Sw meine Schroffheit, lieber Herr Schneidig, aber
es geht wirklich nicht; sehen Sie, ich bin Theologe
höheren Semesters und gebe prinzipiell keine Satis-
faktion,"
Herr Schneidig wandte sich ab und ging schwei-
gend zur Hölle.-
So 2
. JUGEND .
„Sehr angenehm," erklärte Gabriel, „ich gestatte
mir jedoch gleich zu bemerken, daß ich nur aus
flammende Schwerter antrete."
Herr Schneidig, der auf diese Waffe leider nach
nicht gefachten hat, bittet sich eine sechswöchenttiche
Einpaukzeir aus, die ihm sofort gerne gewährt wird,
Paukt sich im Fcgfener sechs Wochen auf flammende
Schwerter ein und sticht den Erzengel Gabriel im
ersten Gange aus Tiefquart unberührt ab.
Nach standesgemäßer Beseitigung dieses Hinder-
nisses kommt er nun an die Himmclsthüre, woselbst
ihm ein alter würdiger Herr mit einem goldenen
Schlüssel in der Rechten entgegentritt und mit den
Worten: „Mein Name ist Petrus, Sie wünschen?"
den Weg verlegt.
^scr inaktive Corpsbnrsche Schneidig, Dreivänder-
's!'' mann, ein altes Haus, acquiriert sich in seinem
22, Semester, nachdem er bereits eine Station seines
medizinischen Staatsexamens bestanden hatte, eine
Pistolenforderung und wird auf der Mensur leider
erschossen. In voller Couleur erscheint er alsbald
an der HimmelLPsorte, um in befehlendem Tone,
wie es einem (XX, xx, x, x, x, X) geziemt, Ein-
laß zu begehren. Da tritt ihm vor der Pforte ein
junger Mann entgegen, der an den Schultergelenken
mächtige Flügel und in der Siechten ein flammendes
Schwert trägt.
Herr Schneidig lüftet korrekt die Mütze und stellt
sich vor: „Wein Name ist Schneidig, Isariae, Gueat
phaliae, Saxoniae, ich habe auf Erden 30 Mal
Schlager gefachten, 10 Mal Säbel, ein Mal geknallt,
nun möchte ich gerne in den Himmel!"
Der andere Herr entgegnet: „Mein Name ist
Gabriel, Erzengel, bedaure lebhaft, Ihnen unter
solchen Umständen de» Eintritt verweigern zu müssen,
hätten in der Wahl Ihrer Couleur eben vorsichtiger
sein sollen, ivird von „oben" nicht mehr gerne gesehen,"
Herr Schneidig lüftet wieder die Mütze und spricht:
„Mein Herr, dann tvünsche ich initIhnen zu hängen,"
Herr stuck. meck, Schneidig lüstet abermals korrekt
die Mütze: „Mein Name ist Schneidig, Isariae,
Guestplialiae, Saxoniae, ich habe ans Erden 30 Mal
Schläger gejochten, 10 Mal Sabel, ein Mal geknallt,
außerdem habe ich im Himmel ein Mal ans flam-
niende Schtverter gcfochtcn, ich bitte um einen standes-
gemäßen Platz, niindestens zweite Charge bei den
Cherubims, sollen ja ivvhl altes und gutes Corps
im grünen Kreise sein,"
Der alte Herr lächelte vergnügt: „Verehrter Cvm-
militone, hätten eher anfstehen müssen, nehmen nur
noch katholische Verbindungen, Wingolf und iltten-
rcuther an, höchstens noch akademischen Gesang-
verein, weht eben verdammt schwarzer Wind von
„oben", bedaure ungemein,"
„Dann wünsche ich, mit Ihnen zu hängen,"
replizierte Herr Schneidig und lüpfte kommentmäßig
die bunte Mütze,
„Sehr angenehm," sagt a, H, Petrus, „gehe aber
nur noch auf goldene Himmelsschlüssel heraus und
bin Linkser, wie Sie wissen werden, da ich bekannt-
lich ans meiner P. P. Suite contra Malchns dessen
Knecht auf Hochquart das rechte Ohr abgchauen
habe."
1902
Fritz Scherz (Berlin)
„Sehr angenehm," sagte Schneidig, „fechte gerne
gegen Linkser, bitte aber um sechs Wochen Einpant-
zeit, da noch nie auf goldne Himmelsschlüssel a»
getrctcn bin,"
Tie Einpaukzeit wird gewährt. Schneidig belegt
Waffen im Fegseuer und sticht Petrus aus einer
Partie „15 min. bis zur Abfuhr" unberührt ab,
Nu» steht ihm die Himmelspfvrte offen und er
tritt keck vor den lieben Herrgott,
„Mein Name ist Schneidig. Isariae, Guest-
phaliae, Saxoniae (XX, XX, X, X, X, X), habe
auf Erden 30 Mal Schläger gefochten, 10 Mal Säbel,
einmal geknallt, außerdem bereits zwei Mal im Him-
mel abgestochen, einmal aus goldene Himmelsschlüssel
und ein Mal auf flammende Schwerter."
„Sofort hinaus!" ruft erzürnt der liebe Herrgott,
„haben Sie nicht erst jüngst in der „Gerinania", der
„Augsburger Postzeitung" oder im „Bayrischen
Kurier" gelesen, was Oberbürgermeister Anton von
Fulda aus dem Mannheimer Katholikentag über
die Antiduellbewegung gesprochen hat'? Scheren Sie
sich zum Teufel!"
Herr Schneidig kommt jedoch nicht außer Conte-
nauce. Ohne Furcht vor einem Nachtusch lüftet er
formscst mit einer Verbeugung seines von Narben
durchsurchten Hauptes die Mütze und erklärt ge-
lasseu: „Dann wünsche ich, auch mit Ihnen zu hängen,
hier meine Karte."
Ter liebe Gott ist ob der vornehmen Ruhe an-
fänglich verblüfft und verlegen. Er schielt nach
Petrus, der mürrisch mit einem steifen Wickelverband
und einigen Compressen im Gesichte umhergeht.
Dann muß er lachen und sagt milde: „Verzeihen
Sw meine Schroffheit, lieber Herr Schneidig, aber
es geht wirklich nicht; sehen Sie, ich bin Theologe
höheren Semesters und gebe prinzipiell keine Satis-
faktion,"
Herr Schneidig wandte sich ab und ging schwei-
gend zur Hölle.-
So 2