I
Nr. 50
. JUGEND
1902
23um! Bum! — Fest Guverture zum Münchner Lentrums-j)arteilag!
8um! kum!
Dr. o. ©rterer hat neulich auf einer Zreisinger
Versammlung ebenfalls sich gegen das bekannte
Kaisertelegramm gewendet, indem er mit Stentor-
stimme ausrief: „Das lassen w i r u n s n i ch t gefallen! “
Herrgott, wenn wir nicht wären im Land,
Da ging ja 2lllcs aus Rand und Band!
Wir sind die Stütze von AllemI
Bum! Bum I
Und lalscn uns nichts gefallen!
Das Herrscherhaus schützen nur wir allein,
Denn die Prinzen sind preußische Hoflakai'n!
Nur wir sind keine Vasallen,
— Bum! Bum I —
Und lassen uns nichts gefallen I
Und wenn uns Einer das Spiel verhunzt,
Dann streichen wir sakrisch ihm
„an der Runst",
Daß nur so die Tausender knallen!
BumI Bum!
wir lassen uns nichts gefallen I
Doch wenn wir selber Minister wär'n,
Mit Frack und Degen und Ordensstcr»
Und dem schönen Gehalte vor Allem —
Rlim! Bim!
Das ließen wie uns schon gefallen I
kbabarberliect
Lugen Richter hat die Enthüllung gemacht,
daß die Sozialdemokraten, „Der Berg", durch be-
ständiges Sprechen des Wortes „Rhabarber" künst-
lich die „Unruhe" hervorbringen, welche manchen
Redner unverständlich macht. Sie haben dies den
Meiningern abgelauscht,
was murmeln die auf dem „Berge" dort?
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Es summet und brummet in Einem fort:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Gewaltiges Tosen erfüllt das paus,
Doch manchmal hört man ein Wörtchen heraus:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Es redet der Bachem, der Aröcher, der Spahn,
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Und noch viele Andere kommen daran —
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Doch was sie reden, man hört es kaum,
Man hört nur Eines im weiten Raum:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Und zürnend erhebt sich der grimme Engen:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Aanu gegen das Lärmen denn nichts gescheht!?
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Nur Eins hilft gegen die ©bstruktion —
Dasist ... Da tönt's ihm entgegen wie pohn:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
A. 1». IS.
Hinrichtung
Der Delinquent, welcher geköpft werden sollte, erhob
nach dem ersten ungeschickten Hieb des Henkers ein fürchter-
liches Geschrei, so daß von der weiteren Execution bis zum
andern Tag Abstand genommen werden mußte. Am nächsten
Tag ging es aber wieder nicht besser, der zweite Hieb saß
noch schlechter als der erste.
P. 8. Soeben trifft die Nachricht ein, daß am dritten
Tag dem „Henker" sein blutiges Werk doch noch geglückt
ist. Gott sei dem „armen Sünder" gnädig!
8;6
Vrel Schritt' vom Leib
Um den Soldatenmißhandlungen vorzubeugen, ist
in Preußen eine alte Vorschrift erneuert worden, welche
hen Unteroffizieren verbietet, sich den abzurichtenden
Rekruten auf mehr als drei Schritte zu nähern. Im
Reichstag hat Graf Balleftrem eine Vorschrift erlassen,
daß die Treppen zu den Tischen des Präsidiums und
der Redner freibleiben müssen.
© bleibe, bleib' drei Schritt' voin Leib!
© bleibe, wie es Vorschrift ist!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo Du Dich sonst einmal vergißt!
© sorge, daß nicht Deine pand
Sich plötzlich in Entrüstung regt
Und einem allzunahen Paupt
In Liebe warm entgegenschlägt!
Und hüte Deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
© Gott, es war nicht bös gemeint, —
Der Andre aber geht — und klagt.
© bleibe, bleib' drei Schritt vom Leib!
Nicht bloß als Unteroffizier —
Die Stunde kommt, die. Stunde kommt,
wo es auch sonst von Nutzen Dir.
wenn Du z. B. wirst gewählt,
Dereinst in's deutsche Parlament,'
So wird dieselbe Vorschrift bald
Ertheilen Dir der Präsident:
„© hüte Deine Zunge wohl!
Und hau' nicht Jeden um und um!
Und bleibe, bleib' drei Schritt vom Leib
Dem Redner und Präsidium!"
Doch willst Du nicht, so macht es nichts!
Schimpf' oder schlag'! Du bist immun!
Im Reichstag brauchst Du nicht so fein
wie im Aas er neu Hof zu thun.
Meines Gespräck
„Der Ulrich har an schön Spektakel ge'
macht!" sagte ein 2lbgeordncrcr zu einem
Rollcgen. „was hast ihm denn in's Ohr
gesagt, daß er auf oamal so stad gwcn is?"
„3 sag's dem Groß Herzog von
Hessen!"
Nr. 50
. JUGEND
1902
23um! Bum! — Fest Guverture zum Münchner Lentrums-j)arteilag!
8um! kum!
Dr. o. ©rterer hat neulich auf einer Zreisinger
Versammlung ebenfalls sich gegen das bekannte
Kaisertelegramm gewendet, indem er mit Stentor-
stimme ausrief: „Das lassen w i r u n s n i ch t gefallen! “
Herrgott, wenn wir nicht wären im Land,
Da ging ja 2lllcs aus Rand und Band!
Wir sind die Stütze von AllemI
Bum! Bum I
Und lalscn uns nichts gefallen!
Das Herrscherhaus schützen nur wir allein,
Denn die Prinzen sind preußische Hoflakai'n!
Nur wir sind keine Vasallen,
— Bum! Bum I —
Und lassen uns nichts gefallen I
Und wenn uns Einer das Spiel verhunzt,
Dann streichen wir sakrisch ihm
„an der Runst",
Daß nur so die Tausender knallen!
BumI Bum!
wir lassen uns nichts gefallen I
Doch wenn wir selber Minister wär'n,
Mit Frack und Degen und Ordensstcr»
Und dem schönen Gehalte vor Allem —
Rlim! Bim!
Das ließen wie uns schon gefallen I
kbabarberliect
Lugen Richter hat die Enthüllung gemacht,
daß die Sozialdemokraten, „Der Berg", durch be-
ständiges Sprechen des Wortes „Rhabarber" künst-
lich die „Unruhe" hervorbringen, welche manchen
Redner unverständlich macht. Sie haben dies den
Meiningern abgelauscht,
was murmeln die auf dem „Berge" dort?
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Es summet und brummet in Einem fort:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Gewaltiges Tosen erfüllt das paus,
Doch manchmal hört man ein Wörtchen heraus:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Es redet der Bachem, der Aröcher, der Spahn,
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Und noch viele Andere kommen daran —
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Doch was sie reden, man hört es kaum,
Man hört nur Eines im weiten Raum:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Und zürnend erhebt sich der grimme Engen:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Aanu gegen das Lärmen denn nichts gescheht!?
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
Nur Eins hilft gegen die ©bstruktion —
Dasist ... Da tönt's ihm entgegen wie pohn:
Rhabarber! Rhabarber! Rhabarber!
A. 1». IS.
Hinrichtung
Der Delinquent, welcher geköpft werden sollte, erhob
nach dem ersten ungeschickten Hieb des Henkers ein fürchter-
liches Geschrei, so daß von der weiteren Execution bis zum
andern Tag Abstand genommen werden mußte. Am nächsten
Tag ging es aber wieder nicht besser, der zweite Hieb saß
noch schlechter als der erste.
P. 8. Soeben trifft die Nachricht ein, daß am dritten
Tag dem „Henker" sein blutiges Werk doch noch geglückt
ist. Gott sei dem „armen Sünder" gnädig!
8;6
Vrel Schritt' vom Leib
Um den Soldatenmißhandlungen vorzubeugen, ist
in Preußen eine alte Vorschrift erneuert worden, welche
hen Unteroffizieren verbietet, sich den abzurichtenden
Rekruten auf mehr als drei Schritte zu nähern. Im
Reichstag hat Graf Balleftrem eine Vorschrift erlassen,
daß die Treppen zu den Tischen des Präsidiums und
der Redner freibleiben müssen.
© bleibe, bleib' drei Schritt' voin Leib!
© bleibe, wie es Vorschrift ist!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo Du Dich sonst einmal vergißt!
© sorge, daß nicht Deine pand
Sich plötzlich in Entrüstung regt
Und einem allzunahen Paupt
In Liebe warm entgegenschlägt!
Und hüte Deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
© Gott, es war nicht bös gemeint, —
Der Andre aber geht — und klagt.
© bleibe, bleib' drei Schritt vom Leib!
Nicht bloß als Unteroffizier —
Die Stunde kommt, die. Stunde kommt,
wo es auch sonst von Nutzen Dir.
wenn Du z. B. wirst gewählt,
Dereinst in's deutsche Parlament,'
So wird dieselbe Vorschrift bald
Ertheilen Dir der Präsident:
„© hüte Deine Zunge wohl!
Und hau' nicht Jeden um und um!
Und bleibe, bleib' drei Schritt vom Leib
Dem Redner und Präsidium!"
Doch willst Du nicht, so macht es nichts!
Schimpf' oder schlag'! Du bist immun!
Im Reichstag brauchst Du nicht so fein
wie im Aas er neu Hof zu thun.
Meines Gespräck
„Der Ulrich har an schön Spektakel ge'
macht!" sagte ein 2lbgeordncrcr zu einem
Rollcgen. „was hast ihm denn in's Ohr
gesagt, daß er auf oamal so stad gwcn is?"
„3 sag's dem Groß Herzog von
Hessen!"