DOI Heft:
Nr. 51
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Zollpolitisches Kasperle-Theater
Kasperl: Vor laut« Schrecka Ham si sich mausdreckerltodt verständigt.
Gendarm: Was is dös für a Unsinn?
Kasperl: No ja, dös is dv nobler als wenn ma sagt, sie san mausdreckerltodt — nmg'fallen.
VorTcblag
Durch die neu'ste Frauenkleidung
wird erschwert die Unterscheidung,
Db ein Individuum
Aus dem Straßenpublikum
Männchen oder Weibchen sei;
Selbst das Aug' der Polizei
Findet sich nicht mehr zurechte
Mit dem faktischen Geschlecht«.
Diese Zweifel zu vermindern
Und Skandale zu verhindern,
Gäb's ein Mittel, das probat,
Einfach, rasch und delikat:
von Amtsweaen gebe man
Jedem Polizeiorgan,
Eingesperrt in einem Häuschen,
Glasuinrahmt, ein munt'res Mäuschen.
Kommt dem Schutzmann auf dem Wege
So ein Mannweib in's Gehege,
Zieht er schnell sein Häuschen 'raus
Mit der flinken Knuspermaus —
Lacht das Wesen, ist's gewiß
d/lasculini generis,
Kreischt es aber unbeschreiblich
Und entflieht — dann ist es weiblich!
A. H.
Das Erkennungszeichen
Der Abgeordnete Eaplan Dasbach hat vor
einiger Zeit im Reichstag erklärt, daß nicht jede
Lcntrumsvcrsammlung echt sei, sondern daß manch-
mal Leute, die gar nichts mit dem Lentrum zu
thun haben, sich plötzlich als Lentrumsleutc auf-
spielen und eine Lentrumsversammlung ein-
berufen, um dem Lentrum zu schaden und
die öffentliche Meinung zu fälschen.
Das ist ja schrecklich! Unerhört! Also nicht
blos wein. Würste, Zucker, Kunstdünger, auch
Lentrumsoersammlungen werden heutzutage
gefälscht l Da drängt sich doch jedem die Frage
auf: was kann man dagegen thun? woran
kann man eine echte Lentrumsversammlung er-
kennen? Früher war z. B. ein Hauptmerkmal der-
selben ihre Indcnreinheit! Aber seit Or, Zim-
mern selbst als ehemaliger kjebräcr erkannt wor-
den ist, seit wir wissen, daß es einen Erzbischof
Lohn und einen Abbö Rosenberg gibt, kann
man sich nicht mehr darauf verlassen. Anderseits
weiß man, daß die Vollmari an er bei ihren
Banernversammlnngen mährend des Gebctläntens
sogar ihre Reden abbrechen, ganz wie im Tunten-
hauser Lodex den Lentrumsrednern vorgeschrieben
ist. Ueberhanpt lassen sich Sozialdemokraten- und
Lentrumsoersammlungen nur bei aufmerksamstem
Zuhören unterscheiden, weil es dabei meist nur
auf das einzige Wörtchen „nur" ankommt. —
„Arbeiterbataillone — Kanonen und Steuerzettel
hat der Staat für Luch!" ist Lentrnmskennzeichen;
— „nur Kanonen und Steucrzcttel" erweist da-
gegen den echten Sozi! woran also soll man die
echten Lentrumsleute erkennen? wir schlagen als
einfachstes Mittel vor, jedem echten Lentrums-
mann ein „C“ in das Kopffell zu scheeren, was
ja schon bei zahlreichen und ebenso starken Herden
sich bestens bewährt hat. Kahlköpfigen oder un-
sicheren Lantonisten, von denen z» fürchten ist, daß
sie sich verlaufen oder die Schur überwachsen lasse»
könnten, ist es räthlich das Zeichen einznbren
nen. Die Führer tragen ja ohnedies schon ein cin-
rasirtes Lentrum und man könnte dort, zum
Unterschiede von den jetzt so häufig vorkommenden
„Reformern" einen blauen oder schwarzen Stempel,
eventuell sogar einen Stopselbrand anbringen. Da
bei den Versammlungen sowieso die meisten Leute
den Hut abnchmen, ließe sich also durch einen
einzigen Blick von hinten die Echtheit der betref-
fenden Lentrumsversammlung feststellen.
Dr. medicinae v. Riedel
Die mcdicinische Facnltät München hat dem
Finanzminister v. Riedel die Doctvrwürde honoris
causa verliehen und, wie uns mitgetheilt wurde,
folgende Gründe dafür angeführt:
-Sie haben als In ternist sich durch exakte
Diagnosen und Prognosen kritischer Zu-
stände ausgezeichnet und auf Ihre Verordnungen
hin hat der Fiskus soviel eingenommen, daß
er sogar eine zeitlang an Ueberernährung litt. Be-
sonders als Nervenspczialist haben Sie sich her-
vorgethan, indem unter Ihrer Behandlung sich der
nervus rerum hav. erheblich gekrästigt hat,
und als er in den letzten Jahren trotzdem einzn-
gehen schien, haben sie als Chinirg eine Nerven-
dehnung v orgenommen, die allein Anschein nach
einen guten Erfolg verspricht. Sic haben Ihre
chirurgische Kunst weiter darin bethätigt, daß Sie
z. B. zwei Mal eine Verkürzung des Zins-
fußes Vornahmen, und abgesehen von andern
Operationen, namentlich auch als Zahnarzt
die an 6arios leidenden Staatskassen mit
einer Gvldsüllung versahen, welche über 20 Jahre
gehalten hat. Sic erwiesen sich als vortrefflicher
Augenarzt, indem Sie der früher äußerst kurz-
sichtigen bayrischen Finanzpolitik einen wei-
ten und umfassenden Blick verschafften, der mit
den Jahren nicht nur nicht schwächer, sondern sogar
so scharf geworden ist, daß Sie noch vor der Ent-
deckung der Röntgenstrahlen schon die kleinsten
Münzen im geschlossenen Geldbeutel des Steuer-
zahlers zu erkennen vermochten. Endlich haben Sie
als Chemiker bewiesen, daß Salz und Malz in Gold
übergeführt und aus Kohlen und Stahlwässern
Silber gewonnen werden kann, wie Sie ja auch in
der Versilberung großer Gegenstände z. B, ganzer
Waldungen Hervorragendes geleistet haben.
Aus diesen Gründen hat die Fakultät be-
schlossen rc. re. a. de x.
Kulturhistorische Entdeckung:
Serenissimus in -er Heiligen Schrift
Und der Rönig r c d e r c dreitausend
Sprüche, und seiner Lieder waren raufend
und fünf. I. LS. 5, i».
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Kasperl: Vor laut« Schrecka Ham si sich mausdreckerltodt verständigt.
Gendarm: Was is dös für a Unsinn?
Kasperl: No ja, dös is dv nobler als wenn ma sagt, sie san mausdreckerltodt — nmg'fallen.
VorTcblag
Durch die neu'ste Frauenkleidung
wird erschwert die Unterscheidung,
Db ein Individuum
Aus dem Straßenpublikum
Männchen oder Weibchen sei;
Selbst das Aug' der Polizei
Findet sich nicht mehr zurechte
Mit dem faktischen Geschlecht«.
Diese Zweifel zu vermindern
Und Skandale zu verhindern,
Gäb's ein Mittel, das probat,
Einfach, rasch und delikat:
von Amtsweaen gebe man
Jedem Polizeiorgan,
Eingesperrt in einem Häuschen,
Glasuinrahmt, ein munt'res Mäuschen.
Kommt dem Schutzmann auf dem Wege
So ein Mannweib in's Gehege,
Zieht er schnell sein Häuschen 'raus
Mit der flinken Knuspermaus —
Lacht das Wesen, ist's gewiß
d/lasculini generis,
Kreischt es aber unbeschreiblich
Und entflieht — dann ist es weiblich!
A. H.
Das Erkennungszeichen
Der Abgeordnete Eaplan Dasbach hat vor
einiger Zeit im Reichstag erklärt, daß nicht jede
Lcntrumsvcrsammlung echt sei, sondern daß manch-
mal Leute, die gar nichts mit dem Lentrum zu
thun haben, sich plötzlich als Lentrumsleutc auf-
spielen und eine Lentrumsversammlung ein-
berufen, um dem Lentrum zu schaden und
die öffentliche Meinung zu fälschen.
Das ist ja schrecklich! Unerhört! Also nicht
blos wein. Würste, Zucker, Kunstdünger, auch
Lentrumsoersammlungen werden heutzutage
gefälscht l Da drängt sich doch jedem die Frage
auf: was kann man dagegen thun? woran
kann man eine echte Lentrumsversammlung er-
kennen? Früher war z. B. ein Hauptmerkmal der-
selben ihre Indcnreinheit! Aber seit Or, Zim-
mern selbst als ehemaliger kjebräcr erkannt wor-
den ist, seit wir wissen, daß es einen Erzbischof
Lohn und einen Abbö Rosenberg gibt, kann
man sich nicht mehr darauf verlassen. Anderseits
weiß man, daß die Vollmari an er bei ihren
Banernversammlnngen mährend des Gebctläntens
sogar ihre Reden abbrechen, ganz wie im Tunten-
hauser Lodex den Lentrumsrednern vorgeschrieben
ist. Ueberhanpt lassen sich Sozialdemokraten- und
Lentrumsoersammlungen nur bei aufmerksamstem
Zuhören unterscheiden, weil es dabei meist nur
auf das einzige Wörtchen „nur" ankommt. —
„Arbeiterbataillone — Kanonen und Steuerzettel
hat der Staat für Luch!" ist Lentrnmskennzeichen;
— „nur Kanonen und Steucrzcttel" erweist da-
gegen den echten Sozi! woran also soll man die
echten Lentrumsleute erkennen? wir schlagen als
einfachstes Mittel vor, jedem echten Lentrums-
mann ein „C“ in das Kopffell zu scheeren, was
ja schon bei zahlreichen und ebenso starken Herden
sich bestens bewährt hat. Kahlköpfigen oder un-
sicheren Lantonisten, von denen z» fürchten ist, daß
sie sich verlaufen oder die Schur überwachsen lasse»
könnten, ist es räthlich das Zeichen einznbren
nen. Die Führer tragen ja ohnedies schon ein cin-
rasirtes Lentrum und man könnte dort, zum
Unterschiede von den jetzt so häufig vorkommenden
„Reformern" einen blauen oder schwarzen Stempel,
eventuell sogar einen Stopselbrand anbringen. Da
bei den Versammlungen sowieso die meisten Leute
den Hut abnchmen, ließe sich also durch einen
einzigen Blick von hinten die Echtheit der betref-
fenden Lentrumsversammlung feststellen.
Dr. medicinae v. Riedel
Die mcdicinische Facnltät München hat dem
Finanzminister v. Riedel die Doctvrwürde honoris
causa verliehen und, wie uns mitgetheilt wurde,
folgende Gründe dafür angeführt:
-Sie haben als In ternist sich durch exakte
Diagnosen und Prognosen kritischer Zu-
stände ausgezeichnet und auf Ihre Verordnungen
hin hat der Fiskus soviel eingenommen, daß
er sogar eine zeitlang an Ueberernährung litt. Be-
sonders als Nervenspczialist haben Sie sich her-
vorgethan, indem unter Ihrer Behandlung sich der
nervus rerum hav. erheblich gekrästigt hat,
und als er in den letzten Jahren trotzdem einzn-
gehen schien, haben sie als Chinirg eine Nerven-
dehnung v orgenommen, die allein Anschein nach
einen guten Erfolg verspricht. Sic haben Ihre
chirurgische Kunst weiter darin bethätigt, daß Sie
z. B. zwei Mal eine Verkürzung des Zins-
fußes Vornahmen, und abgesehen von andern
Operationen, namentlich auch als Zahnarzt
die an 6arios leidenden Staatskassen mit
einer Gvldsüllung versahen, welche über 20 Jahre
gehalten hat. Sic erwiesen sich als vortrefflicher
Augenarzt, indem Sie der früher äußerst kurz-
sichtigen bayrischen Finanzpolitik einen wei-
ten und umfassenden Blick verschafften, der mit
den Jahren nicht nur nicht schwächer, sondern sogar
so scharf geworden ist, daß Sie noch vor der Ent-
deckung der Röntgenstrahlen schon die kleinsten
Münzen im geschlossenen Geldbeutel des Steuer-
zahlers zu erkennen vermochten. Endlich haben Sie
als Chemiker bewiesen, daß Salz und Malz in Gold
übergeführt und aus Kohlen und Stahlwässern
Silber gewonnen werden kann, wie Sie ja auch in
der Versilberung großer Gegenstände z. B, ganzer
Waldungen Hervorragendes geleistet haben.
Aus diesen Gründen hat die Fakultät be-
schlossen rc. re. a. de x.
Kulturhistorische Entdeckung:
Serenissimus in -er Heiligen Schrift
Und der Rönig r c d e r c dreitausend
Sprüche, und seiner Lieder waren raufend
und fünf. I. LS. 5, i».
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