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1902

JUGEND

Nr. 52

Professor Lotz spricht:

OJHr naht Euch wieder, schwankende Gestalten,
«Mit Ja und Nein und Wenn und Denn und Dann,
ZOvch wähnet nicht, mich fürder festzuhalten!

§ Den» wißt: Ich bin, was Ihr nicht seid,

— ein Mann!
Cri-Cri

Der Sieg der lttoral

Aus Siegen wird der „ZrKfrk. Zig." berichtet:
„Zn einem großen hiesigen Spielwaarengeschäft
erschien Kürzlich ein Polizeisergeant und forderte den
Inhaberauf, die im Schaufenster ausgestellten Bade-
püppchen (etwa zehn Centimeker große Zigürchen)
sofort zu entfernen, da die nackten Ligürchen das
„sittliche Gefühl eines Siegener Herrn" beleidigt hätten.
Leider wurde dem bis jetzt wohl einzig in seiner Art
dastehenden Ansinnen entsprochen."

lfurrah! (Es ist erreicht!

Schon bloße Puppenbeine

Erregen heute leicht

Die Phantasie der Schweine.

An nackten Badexüppeln
Lat einer von den frommen
Perversen Tugendkrüppeln
Jetzt „Aergerniß genommen".

Und gleich hat auch den Fall
Ein Schanidarm erwogen:

A u s Gründet! der M o r a l
Die Püxperln eingezogen.

Brav, Sohn! Doch willst Du ihr kommen
Ganz auf den Grund einmal,

So zieh auch ein die „Frommen"

Aus Gründen der Moral!

A. D. 2V.

Protestantische Revolution

in Bayern

Die „Civiltä Cattolica“ meldet aus Bayern:
„Der Prinzregent ist lediglich ein Spielball seiner
protestantischen Minister. Seine Regierung fördert
alles, >vas der Kirche wie der öffentlichen Moral
feindlich und schädlich ist. . . Die Regierung ist es,
die in Bayern die „Los von Rom"-Bewegung unter-
stützt."

Das Jesuitenblatt hat leider Recht, nur malt
es den Ernst der Lage noch in zu rosigen Farben.
Wie wir nämlich durch Herrn Landtagsabgeordneten
Kohl erfahren, ist für den nächsten Fronleichnams-
tag in München eine protestantische Bluthochzeit ge-
plant. Dabei sollen alle katholischen Kirchen demolirt
und alle Priester gehängt werden mit Ausnahme
von Herrn Di. v. Orterer, der die protestantische
Nothtaufe erhalten, und Herrn Prälat Daller, der
zum Redakteur der „Wartburg" gepreßt werden soll.
Schauderbar! Höchst Schauderbar!

Der neue Vlutarck

„Dös gibt am End ns a böfc G'schichtl
Der Lastro is hitzi wia a wilder Stier!"

„Ham S' ka Angst — der wcrd fcho —
castricrr I"

891

Der noble Lobs

Lord Roberts weigert sich, wie die „Augsburger
Abdzt." berichtet, die Kosten für seine Irweftirung als
Ritter des Hosenband-Ordens, welche sich auf ca. 1220
Pfund belaufen, zu bezahlen, da ihm die Königin
Victoria seinerzeit versprochen habe, das selbst zu khun.
Wenn König Eduard nicht für die Zahlung einspringt,
will Roberts es zum proceß kommen lasten.

Bobs, dcr Lord, ist wild geworden,
weil des Hofenbandes Orden
Ihm noch 'Losten macht dazu;

Und er spricht zum Lönig Edi:

„Nchma will i dö Lomedi!

Aber zahl'n muaßt cs Du!"

»„Ich?"" erwidert ihm der Lönig;

,,„2lbcr, Lord! Man hat nicht wenig
Doch erst kürzlich Dir geschenkt . .

- „was? Dö looooS pfündl?

Moanst, dö g'hörn für so an Schwind! ?
Mir waars gnual Da bist fei' g'schlcnkr!

Fallt mir ein, i bin a Lalli, —

Tausend Pfund für a Bandl zahl i!

Ulaal Dös b'sorg nur Du allaans!"

— Also spricht zu Edi bitter
Bobs, der edle Ordensritter —

Hony soit qui mal y pense!

A. ■>. S.

*) Lord Roberts hat bekanntlich für feine Hrbeft
irn südafrikanischen Kriege 100000 pfund bekommen.

^Schüttelreim

Man hat den Bülow wohl gezogen,
Drum ist er auch dem Zoll gewogen.
Register
Monogrammist Frosch: Die Strecke
A. D. N.: Der noble Bobs
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
A. D. N.: Der Sieg der Moral
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
[nicht signierter Beitrag]: Schüttelreim
Cri-Cri: Professor Lotz spricht
[nicht signierter Beitrag]: Protestantische Revolution in Bayern
 
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