Nr. 2
1903
Herr Rudyard KtpUncj
Rudyard Kipling veröffentlichte in den „Times“
ein wachendes Schimpfgedicht gegen Deutschland an-
läßlich der deutsch-englischen Aktion gegen Venezuela.
Herr Kipling spie in sein Tintenfaß,
Spie Geifer und Galle und Schleim —
Dann dichtete er voll Wuth und Haß
Auf Deutschland seinen Reim!
Tr schrieb: Me vermögt Ihr mit Diesen da
Mr Hand in Hand zu geh'n,
Die uns da drunten in Afrika
In der tiefsten Schande geseh'n?
3TCU dem Volk, deß Her; vor Entrüstung schrie,
dem Volke, das Wuth geschnaubt,
Als wir mit schändlicher perfidie
Leine Brüder im Süden beraubt?
Mt dem Volk, das uns den Applaus versagt
Als unserer Söldner Troß
Dort Weiber und Kinder totgeplagt.
Und gefangene Helden erschoß?
Mt dem Volke, das in unendlichem Fleiß
Und nimmermüder Kraft
Sich die Achtung der Welt zu erringen weiß
Und Raum an der Sonne schafft?
Mit dem Volke, das seine Flotte still
Und stetig stärkt und mehrt —
Und wenn man es einmal erwürgen will,
Sich gar am Lnd' noch wehrt?
Und Gothen und Hunnen, Betrügergezücht
Und sonst noch allerhand
Hat uns in seinem hübschen Gedicht
Herr Rudyard Kipling genannt.
Tr schrieb's auf ein Telegrammformular,
Das er einst gekriegt aus Berlin —
Und wenn's nicht der obige Wortlaut war,
So war's doch der nämliche Sinn!
Und was des Gedichtes Lehre ist,
Das steht ein Jeder ein:
Man kann ein passabler Rovellist —
Und doch ein Rindvieh sein! ii„n*
A. v. Kubinyi
Tm siilZtinnenverein
zur stevung der Sittlichkeit
„Ich beantrage also erstens: Errichtung einer
Sittenpolizei für Unsere Kreise — —“
Genealogisches
Die Kronprinzessin von Sachsen ist unter Mit-
nahme eines, noch nicht ganz vollendeten Spröß-
lings und des Sprachlehrers Giro» in die
'')
Schweiz entflohen. De» erwähnten Sprößling
soll nun ihre verflossene hohe Familie für sich
reklamiren, während die Entstohene ihn auf ihr
Giro-Conto übernehmen will.
Man soll aber den Storch nicht braten, be-
vor er gekommen ist! Das Maiiüfterl wird es
schon an den Tag bringen, ob der erwartete
Sproß mehr einem Wettiner oder einem Giron-
disten ähnlich sieht! — -» —
vruckfeklerbert«d>ttgung
wie mir eben mirgerheilr wird, ist m de^
neuesten Ausgabe meiner Gedichte (Ausgabe
für preußische Realschulen und Gymnasien)
der Anfang meines Punschliedes in folgender
Fassung ;u lesen:
„Vier Elende,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die weit."
Ich bemerke ausdrücklich, daß diese Lesart
falsch ist, indem ich, wie schon der ganze
Zusammenhang ergibt, an dieser Stelle nicht
von El e n d e n. sondern von Elementen
gesprochen habe.
Olymp, 3J. Dez. J902.
Friedrich von Schiller
Geschichtsprofessor a. D.
Vlagial
Gegen Herrn Giro» wurde sofort nach Bekannt-
werden der „Asfaire" von deit Herren Pailleron und
Oskar Winnenthal eine gerichtliche Klage anhängig
gemacht. Herr Pailleron behauptet nämlich, Herr
Giron sei nichts weiter als ein Plagiat seines Pro-
fessors Bellac, und Herr Bluinenthal erklärt ihn
gar für einen unbesugten Nachdruck seines Klavier-
lehrers Krazinskp im „Probepfeil." Das Dresdner
Hosmarschallamt ist über diese Entdeckung sehr erfreut
und hofft, daß sich ein sächsischer Staatsanwalt siu-
den werde, der' die beiden Klagen im öffentlich
Interesse erhebt und den p. p. Giron sofort
sisziren läßt.
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1903
Herr Rudyard KtpUncj
Rudyard Kipling veröffentlichte in den „Times“
ein wachendes Schimpfgedicht gegen Deutschland an-
läßlich der deutsch-englischen Aktion gegen Venezuela.
Herr Kipling spie in sein Tintenfaß,
Spie Geifer und Galle und Schleim —
Dann dichtete er voll Wuth und Haß
Auf Deutschland seinen Reim!
Tr schrieb: Me vermögt Ihr mit Diesen da
Mr Hand in Hand zu geh'n,
Die uns da drunten in Afrika
In der tiefsten Schande geseh'n?
3TCU dem Volk, deß Her; vor Entrüstung schrie,
dem Volke, das Wuth geschnaubt,
Als wir mit schändlicher perfidie
Leine Brüder im Süden beraubt?
Mt dem Volk, das uns den Applaus versagt
Als unserer Söldner Troß
Dort Weiber und Kinder totgeplagt.
Und gefangene Helden erschoß?
Mt dem Volke, das in unendlichem Fleiß
Und nimmermüder Kraft
Sich die Achtung der Welt zu erringen weiß
Und Raum an der Sonne schafft?
Mit dem Volke, das seine Flotte still
Und stetig stärkt und mehrt —
Und wenn man es einmal erwürgen will,
Sich gar am Lnd' noch wehrt?
Und Gothen und Hunnen, Betrügergezücht
Und sonst noch allerhand
Hat uns in seinem hübschen Gedicht
Herr Rudyard Kipling genannt.
Tr schrieb's auf ein Telegrammformular,
Das er einst gekriegt aus Berlin —
Und wenn's nicht der obige Wortlaut war,
So war's doch der nämliche Sinn!
Und was des Gedichtes Lehre ist,
Das steht ein Jeder ein:
Man kann ein passabler Rovellist —
Und doch ein Rindvieh sein! ii„n*
A. v. Kubinyi
Tm siilZtinnenverein
zur stevung der Sittlichkeit
„Ich beantrage also erstens: Errichtung einer
Sittenpolizei für Unsere Kreise — —“
Genealogisches
Die Kronprinzessin von Sachsen ist unter Mit-
nahme eines, noch nicht ganz vollendeten Spröß-
lings und des Sprachlehrers Giro» in die
'')
Schweiz entflohen. De» erwähnten Sprößling
soll nun ihre verflossene hohe Familie für sich
reklamiren, während die Entstohene ihn auf ihr
Giro-Conto übernehmen will.
Man soll aber den Storch nicht braten, be-
vor er gekommen ist! Das Maiiüfterl wird es
schon an den Tag bringen, ob der erwartete
Sproß mehr einem Wettiner oder einem Giron-
disten ähnlich sieht! — -» —
vruckfeklerbert«d>ttgung
wie mir eben mirgerheilr wird, ist m de^
neuesten Ausgabe meiner Gedichte (Ausgabe
für preußische Realschulen und Gymnasien)
der Anfang meines Punschliedes in folgender
Fassung ;u lesen:
„Vier Elende,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die weit."
Ich bemerke ausdrücklich, daß diese Lesart
falsch ist, indem ich, wie schon der ganze
Zusammenhang ergibt, an dieser Stelle nicht
von El e n d e n. sondern von Elementen
gesprochen habe.
Olymp, 3J. Dez. J902.
Friedrich von Schiller
Geschichtsprofessor a. D.
Vlagial
Gegen Herrn Giro» wurde sofort nach Bekannt-
werden der „Asfaire" von deit Herren Pailleron und
Oskar Winnenthal eine gerichtliche Klage anhängig
gemacht. Herr Pailleron behauptet nämlich, Herr
Giron sei nichts weiter als ein Plagiat seines Pro-
fessors Bellac, und Herr Bluinenthal erklärt ihn
gar für einen unbesugten Nachdruck seines Klavier-
lehrers Krazinskp im „Probepfeil." Das Dresdner
Hosmarschallamt ist über diese Entdeckung sehr erfreut
und hofft, daß sich ein sächsischer Staatsanwalt siu-
den werde, der' die beiden Klagen im öffentlich
Interesse erhebt und den p. p. Giron sofort
sisziren läßt.
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