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1903

JUGEND

Nr. 5

Ferdinand ^mligratb

Düster glühen schon die Fencr in dem Hottentottenkraale,

Wo die alten Kasfernweiber betend murmeln vor dem ?3uil)le.

In den Dschungeln schleicht der Buschmann, schwingend giftige Assageie»,
Zitternd stiehl die Antilope, warnend schreien Papageien.

lind das schwache Fischermadchen aus dem Stamm von Ilnjamwesi
Schleicht durch die Lianenwalber zu den Ufern des Zambesi.

Hüte Dich! Die Wasser schäumen in dem schwarzen Katarakte,

Wo der Strudel zischend wirbelt, der schon manchen Kasser» pa e,

Kehr' zurück zu jenen Feuern in dem Hottentottenkraale,

Wo die alten Kassernweiber betend murmeln vor dem Mahle.

Otto Julius Rierbaum

Fahre, kleine Fischerin,

Nicht auf's Meer mit leichtem Sinn,
Sommerrosenblüthendüfte

Weh'» durch Gartenschlummerlüfte,
Unter der Linde — Tandaradei —
Mädchenseidcnblusenmai.

Kling, kling, kling,

Ping, ping, ping,

Küsse» ist ein lustig Ding!

Doch die kleine Fischerin singt:
„Sage doch, was hier so klingt?
Denn es sind, soweit ich sehe.
Keine Glocken in der Nahe."
Ohne Klingeln geht es nicht,
Den» sonst war's ja kein Gedicht.
Kling, kling, kling,

Ping, ping, ping,

Küsse» ist ein lustig Ding!

Heinrich kleine

^chaalkcrze» stacker», Nur fernher schlagen die Wellen

kr nüchenn, Trubel und Tanz, An unser trunkenes Ohr,
^7" u'T'u "rlf" Kinkel, Und tiefer sinken die Lichter
- fcr heimlichen Glanz. Und dumpfer murmelt der Chor.

Was willst Du verlasse» fahren
Ins Lichtermeer hinaus?

Wir bauen uns in dem Winkel
Ein einsames Fischerhaus.

Was willst Du in Wind und Welle»?
Komm, küsse mich, Keiner sicht's,
Du Feinste der Demoisellen
Im Laden von Hermann Tietz.

Richard vehmel

(Venus maritima)

Dich lockt das Meer, Dich lockt

Dein Herz,

Urvorsintstnthliches Verlangen!

Dein Tiefstes ick mir

efstcs ist mir aufgegangen:
lockt auf's Meer mein

eigner Schmerz

Hinaus.

Weib, Deine Augen sind so trüb.
Der Sturm wird Deine Dacht

versenken

Gebäre, lerne Dich verschenken
Dem Zweck der Lüste! Gib,

o gib

Du in Dir Dich mir.

Das Streichquartett

liegt mir fern, Richard Wagner anzugreifen. Beileibe nicht' Ich sitze stets
VS bei Wagner meinen Abmine»,entsplatz selbst ab, ja, ich habe sogar stine lammi-
l'chen bekannten Schriften n»d Briese gelesen. Und da ist der Haken! Wagner ,a,»oeu
einmal, wie herrlich es ist, beim Betreten eines deutschen Dorfes die Klange erneu
Streichquartetts zu vernehmen. Da sitzen der Herr Schnllehrer, echt Lortzing wer
Typus, der Herr Pfarrer und zivei gleich wackere Herrn beisammen und verneioen
sich den schonen Sommerabend mit Musiziren. — Wagner, ich greise Dich "

(ich werde mich hüten), aber hier ist Dir ein Schreibfehler unterlaufen, ^cti u
in manchem deutschen Dorse gewesen, habe schon manchen Lehrer und manc> -
würdigen Geistlichen kennen gelernt, aber nach dem Quartett habe ich nit ) e -
gebens umgeschaut. Und ich freue mich fast, das; dem so ist. Denn lelm
Stadt sieht's gar schlimm mit den Streichquartetten aus.

Sie kennen gewiss eine Frau Meier. Sie hat einen talentvollen isoyn.
Nicht? Meine Meierin hat einen, er spielt Geige. 80 Pfennig hat die Ltunog-
kostet. Aber was thut eine edle Mutter nicht für ihr Kind? Das 80 Pfennig-Dalent
machte glänzende Fortschritte; nach einem Jahre konnte es nicht nur, sondern aua,
— nämlich das Menuett aus dem „Don Juan" nach C-Dur transponlU,Vielen.

Es lebte zur selben Zeit eine andere Frau Meier. Sie zahlte -ine Mark P>o
Stunde. Denn Cello ist theurer als Violine. Dast ,edoch Viola noch theurer
ist, erstlhr die dritte Fran Meier, die für zivei Stunden drei Mark zahlte Da war
denn doch die vierte Frau Meier vernünftiger, die ihren Sohn mit 8v wnnm-

Kugelspielerin

J. Gerome (Paris)
Index
Jean Léon Gérome: Photographie einer Statuette "Kugelspielerin"
Helios: Das Streichquartett
 
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