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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 8.1903, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.4045#0078

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1903

(IKcbel itn Reichstag

bei der ^Interpellation Rösidtc

<v fagt mir, was ich glauben soll
fern dem verfluchten Gerstcnzoll?

V sagt: Rann man die beiden
Produkte unterscheiden?

Die Gerste, die zum Brauen ist,

Und jene, die das Rindvieh frißt?

Als Bülow sprach, schien er der Mann,
Der beides unterscheiden kann;

Da dacht' ich mir: cs geht ganz gut,
wenn man zwei Zölle schaffen thut;

Und für das Bier die Gerste:

Die zahlt das AUcrmehrste!

Doch jetzt — wie weh mir nun geschal l
Kaltlächelnd sitzt von Dhielmann da;

Den Grafen Bülow sch' ich nicht,

Und auch kein Posadowskp spricht,

Der mir die beiden schweren
Begriffe kann erklären!

V wäre Herr von Riedel hier!

Ich weiß gewiß: der sagt' es mir!

Der cinz'gc Mann im Bundcsrath,

Der stets das Bier verstehen that!

Der Mann vom Hofbräu-Brünnchen,

Der thcure Freund aus München'
Max ljaurhrltk

Rachsel

Nun rathe, mein Sohn, wie das Ding

wohl heißt,

Das nach oben wedelt, »ach unten beißt,
Und das ei» Jeder am Maulkorb kennt!
„Willst du mich foppen, du Schwerenöther?
Das ist der Fips, der bissige Köter!"

O nein — der Reichstagspräsideut.

Cri-Cri

Der neue PI itardi

J U GEN D

/


«vier

SER KAl5tE WIN*TIER-

Hus der „Pfarrerltatbl“

„Der Weihbischof von Ow in Regcns-
burg moant," sagte der Herr Kaplan, „der
Mädchenschutz müassct. an konfessionellen
Charakter ham, 'S is wahr, grad bei die ka>
tholischen Madln müasscn mir aufschaun, daß
nix passirt,"

„Ich bczweiste die Zeitungsnachricht," sagte
der Berliner Rabbiner Hirsch Hildeshel-
tner. „daß der Kaiser den Professor Delitzsch
nach seinem Vortrag ,Babel und Bibel'
in seine Loge kommen ließ, um ihm seinen
Dank auszudrücken,"

„Ich kann's aber bezeugen!" meinte ein
Hofprcdiger, „Ich hörte deutlich, wie Maje-
stät sagten: VT«, ich danke!"

„Die armajHaschcrln!" seufzte die mitleidige
Kathl. „Es kann halt net a jcds pfarrers-
köchin wcrnl"

Nr. 5

Zor Klinderszeit

von eme alöc Ztankfotder

Ford is der Sommer un die Mugge.

Die Lust werd kalt. Mer dhut se schlugge
Und denkt der iivwern Minder nach.

Der Schnee leiht da in große liaufe,

Die Buive dhue Schlittschuh laufe,

Die Mädercher dhun's odder aach.

Die ©hre frier'n, die Pfote ziddern,

Ich geh un dhu die Schbatze fiddern,

Die pfeife mer dafor als Dank.

S'is fchdill. Nor hier un da im Boge
Da kimmt ä Schneeball aagefloge
Un flieht mer hinne in die Ank.

v >u ich mer so die UMt aabligge
Da bin ich immer vor Entzigge
Ganz baff un stumm un ganz eweck.

Ich dhu vergnigt im Schnee 'rumhibbe,
Bald komme Männer her mit Schibbe
— Des gibt der dann ett fcheene Dreck!

K. E.

Opfer des Krieges

In London fanden Kürzlich vier Lhe-
btuchsptoccste statt; in allen vier Zöllen
hatten die Kläger den Krieg in Süd-Afrika
mitgemacht und nach der Rückkehr ihre
Gattinnen in den Armen anderer
gefunden,

© welch ein Greuel ist der Krieg!

Die Klage schweiget nimmer,

Und bringt er gleich dem Mann den Sieg —
Ein ©pfer heischt er immer.

Entläßt er auch der Gatten Schar
Schon heil ans seinen Krallen —

So sind, wie's hier zu fchaueti war —
Die Gattin» en — gefallen.

it. w.

Der n ue P’.utarcb


Der wackere Göy von Berlichingen
wollte von einem Raubritter eine Schuld
einkassieren,

„Wenn d'nct zahlst," drohte er mit seiner
eisernen Faust, „nacha sollst mich —kenna
lerna!"

„M i ch auch!" lachte der Ritter und-

schmiß daß Fenster zu.

-

Der neue Plutarcb

„Dem Präsidenten Roosevelt wird es sehr
verdacht, daß er eine solche Vorliebe für die
Schwarzen —"

In einer österreichischen Schule hatte ein
Schulbub eine Bank zertrümmert und seine
Kameraden angespieen.

„Du unverbesserlicher Lackl!" fuhr ihn der
Lehrer an: „Was soll denn aus Dir werden!"

„A Abgeordneter!" erwiderte stolz der
Lausbub.

„Unserem Kaiser auch!"

„Wo rennen S' denn hin in der schwarzen
Wichs?" rief ein Würzburger Bürger den

VTeucn plutarch an.

„Dankbsuach' macha bei die Herr» Lhroust,
Schell, Schlör und Berlichingen, weil s'
unser Stadtl so berühmt macha und — dem
Gtoffmangel abhelfa!"

71
Index
Julius Diez: Der kalte Winter 1903
R. W.: Opfer des Krieges
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Aus der 'Pfarrerkathl'"
Cri-Cri: Räthsel
Max Haushofer: Michel im Reichstag
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
[nicht signierter Beitrag]: Aus der "Pfarrerkathl"
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
K. E.: Zor Winderszeit
 
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