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Nr. 7

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Hus der „Pfarrerhatbl“

Der Herr Pfarrer hatte in der Rüche
etwas bemängelt, worauf Rathl sehr in Zorn
gcrieth.

„Rarhl," lächelte der Herr Raplan, „Du
bist die richtige katholische Volkssccl — Du
kochst net bloß, Du schäumst sogar überl"

Streckverfe an die Unersättlichen

(Zur Kcicbst.ifisdeb.Ute vom 3. febr. ,-or)

ttlie? Muitenklöfter braucht Zhr?-

Seid Zhr Luch noch nicht schwarz genug?
Schornsteinbewohner lind wir schon längst;
Nun wollt Zhr das letzte bischen Luftzug
Ucrttopfen und dem ftlmmelslidzte wehren,

Oah es in unsere Küche dringe:

Out, baut Luch abseits Luern eignen Schlot,
Zu schalten drin so schwarz wie's Luch gelallt,
.Huf einem Llland im Lismarckarchipel zum

beilpiel.

Hoch unlern deutschen Schornstein müht ühr

legen,

wollt Zhr Luch scrner noch erkreu'n
ves öenefiziums, drin zu wohnen.

Denn Keine Lust verspüren wir Ändern,

Luch zu Liebe uns räuchern zu lassen
ttnd zu ersticken in Luerm LieltanK.

Ällo iaht ab, lo blöde zu schrei'»

Nach Hellern der Schwarzmacherei!

Ehut Lure Pflicht:

Zeget den ftauchlang und langweilt uns nicht
Mit Lurer Zeluitenbrunlt. $cborscb

Der „Crudelfinger Bof“

bringt vom Tentrums- Parteitag nachstehenden
Bericht über die Schädler'sche Rede:

vr. Schädler: Z'allerersdft gehts die Neuesten
Nachrichten an Dreck an, wenn i über Swine-
münde noch amal mein Mund aufmadz (Leb-
hafter Beifall). Und vom Norden abi kiinint aa
dös Reichsdefizit, dös uns no ganz arm macht.
(Dös hamma von dcne Lutherischen I) Aber dös
kimmt daher, weil unsere Bundesratsvertreter mit
dene Lutherischen (der Teifi soll's holen) — wollt
sagen preußischen — stimma müassen (Hört! Hört!
Pfuiteixel!).

Die boarischen Finanzen san aa miserabl
gnua — was mer bloß an unser geliabtes Reich
zahlen müassen und dazua die Ministergehälter!
(Lebhafte Entrüstung.)

Mir wenigstens san no unser Geld werth,
(Begeisterte Zustimmung) aber dö Universitäten
Ham bloß große Hund (Jubel) ersdft ausreden
lassen — und kloane Professoren (Dö Rindviecher!
Ungeheuere Heiterkeit!) Und bei solche Zuaständ
wcrd behaupt, daß mir abwiegeln thaaten (Wos
Hot er gsogt?), aber na, bei uns waht koa sanfter

wind und net vom blaua Himmel ('S sell is
gwiß! Hau a Pris' her! Stürmische Heiterkeit).
Und so stark müassen die Eentrumswind gehn
wia no nia (Dös is gscheidt! Bravo!), daß mer
d' Minister glei alle untern Tisch abiblasen
(Große Erregung).

Und wenn ma uns net a mal mehr ebbes
streich« lassen wollen thaat — für was waarn
mir denn nacha no da und wo kummaten mir
da hin? (Beifallstrampeln!) Moants vielleicht,
der Prinzregent braucht die paar Markln? (Der
hat selber gnua! Mir brauch« nix vo dene Bettel-
preißen!) Bat er denn net die begeistertste Liab
zu der Kunst? (Schön habts ös eham bsorgt!)
Und was hat denn Münka zu dem gmadft, wa's
is ('s Bier! 's Bier! Große Begeisterung.) A Zeit-
ung hat gmoant, mir macheten da a Maskerade,
dös Ham mir net nöti (Lebhafter Beifall). Aber
dene Minister wolln wir a mal d' Larven vom
Gsicht reißen (Dera Saubande!), 's is höchste
Zeit dazua, dö wissen scheint? net, daß die kath.
volksscel net bloß kodft, sondern sogar über-
schäumt (wia's Rindfloasch! Drum is so hoaß
herin! A Bier! Tosender Beifall!) Nix als z'ruck-
g'setzt sammer worn von jeher (Schon in der
Schul!) aber mir sag», bis Hieher und net weiter
(Zeigt an den untern Rand des Maßkrngs. Stürm-
ische Heiterkeit). Und dene Städt, dö fast alle
liberal wähl», dene zoagn ma scho, wo Barthl
an Most holt (Solln aa a Bier saufa wia mir!).

Seit der Landtag aus is, hat si gar nix
g'ändert bei uns (Begeisterte Zustimmung), bloß
Diäten Hammer etz koa (Lautlose Stille), 'n schön-
sten kath. Taufzettel kannst hinlegen, moanst, dö
macheten bid; deswegen zum Professor? (kört!
Hört! Pfui!) Und wer is fcijulb dran als die
Minister? (Heut mnaß no oaner hi wern!) Und
der Crailsheim kraillt sich an sein Stuhl an, als
wenn er da dahoam waar (Dem laß i no d' Darm
außi! Einer reißt in der Entrüstung ein Stuhl-
bein aus, er wird aber darauf aufmerksam ge-
macht, daß er nicht in der Hoensbroechversamm-
lung sei). Aber der Prinzregent kriagt's z'hören,
was mir wollen, mir schrei« laut gnua (Bravo-
juchhuwauwau), wenn ma uns überhaupt hören
will (Pfui!).

Der Bülow sagt, der Koaser könnt sagen, was
er wollt (Dös kann er!), der waar unverantwort-
lid; — dös soll a bloßer persönlicher Meinungs-
austansch sein! — Gelt, wenn i mit dem Drtrer
telegraphisch übers Hofbrän red, kimmt ebba dös
Telegramm aa in d' Zeitung? (Zustimmung.)
Und der Bülow hat doch koa Idee von an Koaser,
wia 'n mia Ham wollen und wenn der Prinzregent
dem Bülow sein Dank ausspricht, so kann dös
höflich und ritterlich fei — mir san derfür 's
Volk und thean, was mer mögn, mir brauch« koa
Blatt (Gho! Abonnieren!) vor den Mund z'nehma.

Mir san's, dö dös Haus Wittelsbach b'schützen
und wenn's darüber z'grund geh müaßt (Mir
braucha koane preißen! viertelstundenlanger tosen-
der Beifall). Und dös sag i enk, dös Eentrum
werd net überwunden, weil's unter einer Fahne
(hebt den Maßkrug in die Höhe) für Altar, Thron
und das boarische Volk kämpft! (Alle schwingen
die Maßkrüge. Bravojuhuholdriodijuhukikeriki —
— in inlinitum.)

Der neue Plutarcb

„was hat der RZrbce Dir versprochen?"
fragte der Deutsche den Tschechen.

„Er hat mir versprochen, das nicht zu halten,
was er Dir versprochen hat," erwiderte der
Letztere.

1903

Wiegenlied aus dem Crentino

von Signore vomenic» Katrelmacher

in Mezzo Lombardo

Die dankbaren Italianissimi haben dem für Trient
neu ernannten Hofrath Zorstner für seine in entschie-
dener Weise die italienischen Bestrebungen fördernde
Politik den zärtlichen Kosenamen «Hofrath Bambino"
beigelegt.

Slaffe, kleiner Kindel, slaff',

Slaff', Dffrath Bambino,

Du fein der speranza ja
von di gans' Trentino.

Daß du sempre ast su freß'

Maccaroni e Polenta
Und auck latte, Milck das»,

Sorgen der Irredema.

Slaffe. kleiner Kindel, slaff',

Mio dolce Racker,

Wacken sie an deines wieg'

Tutti Katzelmacker.

Macken sie dir, angelo,

Friste Snuller, fresco,

Kaufen sie su spielen dir
Un porco tedesco.

Gestüt und Schule

Likate aus der vertheidigungsrede des Kons. Abgeord.
von Oldenburg zu Gunsten des LandstaUmeisters
von Dettingen in TraKehnen, gehalten im preuß-
ischen Landtag, mit erbaulichen Randbemerkungen
eines Schulfreundes.

„vom Spazierengehen allein bekommen die
Schweine keine Jungen."

(Die Junker Gott sei Dank auch nicht!)

„Mag Dettingen heftig gewesen sein, an
mangelhaftem Wollen hat er es nidft fehlen
lasten."

(Hat auch Niemand behauptet! Im Gegentheil!)

Es ist auf der Straße gesagt worden: „Sie
wollen uns wohl zwiebeln und knechten?" und
er hat geantwortet: „Ja wohl, zwiebeln und
knechten!"

<l)uod erat demonstrandum!)

„Nickel ist kein Lehrer, der die Schlacht von
Königgrät; gewonnen hat."

«Und ein Landstaümeister kein Pestalozzi, es sei
denn für — Pferde.)

Eine wissenschaftliche Statistik über die Lebens-
gewohnheiten der ältesten Leute Sachsens
hat Herr vr. Meinert in Dresden aufgestellt. Er
fand u. A. heraus, daß in Dresden 23 Männer die
Lcbensgewohnheit haben, über neunzig Jahre alt zu
sein. Alle diese Greise sind verheirathet. — Wieder
ein Beweis, wie gesund der Aerger iftI

ll4
Register
Schorsch, Schorschl (von Capus): Streckverse an die Unersättlichen
Heinrich Gottsmann: Der "Trudelfinger Bot'"
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Aus der 'Pfarrerkathl'"
[nicht signierter Beitrag]: Der "Trudelfinger Bot'"
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Wiegenlied aus dem Trentino"
Domenico Katzelmacher: Wiegenlied aus dem Trentino
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: Aus der "Pfarrerkathl"
[nicht signierter Beitrag]: Gestüt und Schule
[nicht signierter Beitrag]: Eine wissenschaftliche Statistik...
 
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