J U GEN D
1903
Hdonis *• wuke
„So eitnc Remeinheit, jetzt muß ich mir wägen meiner Rurz-
ßchtigkeit mci Gesicht mit ä Rlemmer verunschtaltenl"
Papyrus Homeri
«ine altegyptische Ballade
Die englischen Zoescher Srenfell, Hunt und Smyly haben u. A, bei ihren Zünden
aus Tebtunis auch eine alte Homer-Handschrift entdeckt, welche wohl die älteste
derartige Urkunde der Homerdichtungen darstellt, Der seltene und werthvolle Papyrus
war um eine Krokodilmumie gewickelt.
Im alte» Land Egypten stand
Lin Laden zu Tebtunis,
Darinnen gab es allerhand:
Lichori, Stärke, Kreuzerband
Und caseus communis.
Am Aschermittwoch in, April
Kam ein Student aus Tyros
Zum Laden und verlangte still
„Um 20 Pfenning Krokodil,
Gewickelt in Papyros."
Der Krämer nahm vom Haken frisch
Lin Krokodil, ein feistes,
Und wickelt's auf dem Ladentisch
In etliche Papyroswisch'
Und wünschte: Wohl verspeist es!
Doch da der Studio ging nach Hans
IHit seinem Krokodile,
Rutscht' ihm der delikate Schmaus
vir
Sestlmmungen über das tragen
der neuen Offizier-Eitewka
enthalten unter Nummer IV:
Die Litewka ist von oben bis unten
zugeknöpft, mit zugehaktem Kragen und
schwarzer Halsbinde, ohne sichtbaren
weißen Hemd kragen zu tragen.
Nur Generale dürfen die beiden ober-
sten Knöpfe und den Kragen offen lassen,
die Brustklaptzen Umschlagen und darunter
eine hochschließende weiße Weste mit daran
befindlichem weißen, 2—4 cm hohen Steh-
kragen tragen.
Oberst, im Kreise seiner Offi-
ziere, nachdem er obige Bestimmung
bekannt gegeben:
„Also, meine Herren, das Tra-
gen von weißen Kragen zur Litewka
verbitte ich mirl — Denn — erstens
— ist es unmilitärisch! — Zwei-
tens — ist es ein Abzeichen der
Herren Generale! —"
Das Merkzeichen
Kapuziner: „So, Bäurin, weilst
mir heut soviel gschenkt hast, kriagst
a schönes Bildl von mir. Magst
heilig» Allst?"
Bäurin: „Den hob i fcho!"
K.: „Magst» heilig» Dominikus?"
B.: „Den hob i a scho!"
K.: „Aber 'n heilig» Rochus magst
am Lud? den muaßt aber hoch ver-
ehren. Schaug, wia arm der glebt hat.
Siegst feine nackigt» Knia?"
B.: „Ieffas na! Du, den gib her,
den häng i na glei über's Speißkastl
nauf, damit i net vergiß, daß i
auf d'Nacht 'n Bauern seine zrissnen
Hosuknia flicka inuaß!"
Prager Tschechisch
„klausmistr putriye so Schwagrem
Grossvotrovi Schlafrock na Gonku v
Podstocku s Staberleteni.“
Der Hausmeister putzt mit dem
Schwager den, Großvater den Schlaf-
rock auf dem Gange im Unterstock mit
einem Staberl.
,ünr hintern Tasche leis hinaus,
Und fiel in eine Sichle.
Lr suchte her, er suchte hin —
Der Imbiß blieb verschwunden!
Lrst vor acht Tagen haben il'n
Drei englische Gelehrte drin
In, Wüstensand gefunden.
Und wer beschreibt das Uebermaß
Der Freude dieser Braven,
Als um den alten Fastenfraß
Lin Manuskript der Ilias
Sie nmgewickelt trafen!
Sie kamen ans dem Häuschen schier
Bb diesen schönen Scripten.
Der Laie aber merkt auch hier:
Gedichte wurden Käspapier
Sogar schon in Lgypten!
A. I>c Nora
Berliner Bindermund
„Bist Du krank, weil Du so still
bist?"
' „Lde: „Iott, wir kleenen Kinder
müssen doch och hie und da en bisken
wat zu ächzen haben."
„Mama, putz mir heute die Näse
»ich; wir haben heute Franzeesisch und
dat kann ick dann besser aussprechen."
Liebe Jugend!
Unlängst ging ich von einer längeren
vereinssihung nach Hause und bemerkte
eine einsame, schlanke Daine knapp vor
mir. Natürlich hängte ich mich in sie
ein — da fiel ein Schein der Gaslaterne
auf sie und ich ließ sie erschreckt wieder
los. „Ja," sagte sie wehmüthig, „mir
thut's auch sehr leid, daß ich schon so
alt bin." Ik.xl» it„,,a
„Couleur"
Tin älterer jüdischer Kaufmann ist
aus der Durchreise in einer Universitäts-
stadt und besucht seinen Sohn, der dort
einer jüdischen Louleuroerbindnng an
gehört. Lr stellt ihn einem Geschäfts-
freunde mit den Worten vor: „Mein
Sohn Siegfried Lohn — — aach
fatisfaktionsfäh i g!"
Schulhmnor
Der Lehrer einer altmärkischen Dorf-
schule sucht den Kleinsten klar zu machen,
daß alles, was ist, aus der Hand des
Schöpfers hervorgegangen ist. Aber im
Eifer des Unterrichts richtet er an den
kleinen Franz die unvorsichtige Frage:
„Und wer hat die kleinen Gösseln (Gänse)
gemacht, die daheim ans eurem Hofe
umher laufen?" Franz, der die länd-
lichen Verhältnisse genau kennt, ant-
wortet im Tone vollster Ueberzeugung:
„De hat uns großer Gandert
makt.'
;gr
1903
Hdonis *• wuke
„So eitnc Remeinheit, jetzt muß ich mir wägen meiner Rurz-
ßchtigkeit mci Gesicht mit ä Rlemmer verunschtaltenl"
Papyrus Homeri
«ine altegyptische Ballade
Die englischen Zoescher Srenfell, Hunt und Smyly haben u. A, bei ihren Zünden
aus Tebtunis auch eine alte Homer-Handschrift entdeckt, welche wohl die älteste
derartige Urkunde der Homerdichtungen darstellt, Der seltene und werthvolle Papyrus
war um eine Krokodilmumie gewickelt.
Im alte» Land Egypten stand
Lin Laden zu Tebtunis,
Darinnen gab es allerhand:
Lichori, Stärke, Kreuzerband
Und caseus communis.
Am Aschermittwoch in, April
Kam ein Student aus Tyros
Zum Laden und verlangte still
„Um 20 Pfenning Krokodil,
Gewickelt in Papyros."
Der Krämer nahm vom Haken frisch
Lin Krokodil, ein feistes,
Und wickelt's auf dem Ladentisch
In etliche Papyroswisch'
Und wünschte: Wohl verspeist es!
Doch da der Studio ging nach Hans
IHit seinem Krokodile,
Rutscht' ihm der delikate Schmaus
vir
Sestlmmungen über das tragen
der neuen Offizier-Eitewka
enthalten unter Nummer IV:
Die Litewka ist von oben bis unten
zugeknöpft, mit zugehaktem Kragen und
schwarzer Halsbinde, ohne sichtbaren
weißen Hemd kragen zu tragen.
Nur Generale dürfen die beiden ober-
sten Knöpfe und den Kragen offen lassen,
die Brustklaptzen Umschlagen und darunter
eine hochschließende weiße Weste mit daran
befindlichem weißen, 2—4 cm hohen Steh-
kragen tragen.
Oberst, im Kreise seiner Offi-
ziere, nachdem er obige Bestimmung
bekannt gegeben:
„Also, meine Herren, das Tra-
gen von weißen Kragen zur Litewka
verbitte ich mirl — Denn — erstens
— ist es unmilitärisch! — Zwei-
tens — ist es ein Abzeichen der
Herren Generale! —"
Das Merkzeichen
Kapuziner: „So, Bäurin, weilst
mir heut soviel gschenkt hast, kriagst
a schönes Bildl von mir. Magst
heilig» Allst?"
Bäurin: „Den hob i fcho!"
K.: „Magst» heilig» Dominikus?"
B.: „Den hob i a scho!"
K.: „Aber 'n heilig» Rochus magst
am Lud? den muaßt aber hoch ver-
ehren. Schaug, wia arm der glebt hat.
Siegst feine nackigt» Knia?"
B.: „Ieffas na! Du, den gib her,
den häng i na glei über's Speißkastl
nauf, damit i net vergiß, daß i
auf d'Nacht 'n Bauern seine zrissnen
Hosuknia flicka inuaß!"
Prager Tschechisch
„klausmistr putriye so Schwagrem
Grossvotrovi Schlafrock na Gonku v
Podstocku s Staberleteni.“
Der Hausmeister putzt mit dem
Schwager den, Großvater den Schlaf-
rock auf dem Gange im Unterstock mit
einem Staberl.
,ünr hintern Tasche leis hinaus,
Und fiel in eine Sichle.
Lr suchte her, er suchte hin —
Der Imbiß blieb verschwunden!
Lrst vor acht Tagen haben il'n
Drei englische Gelehrte drin
In, Wüstensand gefunden.
Und wer beschreibt das Uebermaß
Der Freude dieser Braven,
Als um den alten Fastenfraß
Lin Manuskript der Ilias
Sie nmgewickelt trafen!
Sie kamen ans dem Häuschen schier
Bb diesen schönen Scripten.
Der Laie aber merkt auch hier:
Gedichte wurden Käspapier
Sogar schon in Lgypten!
A. I>c Nora
Berliner Bindermund
„Bist Du krank, weil Du so still
bist?"
' „Lde: „Iott, wir kleenen Kinder
müssen doch och hie und da en bisken
wat zu ächzen haben."
„Mama, putz mir heute die Näse
»ich; wir haben heute Franzeesisch und
dat kann ick dann besser aussprechen."
Liebe Jugend!
Unlängst ging ich von einer längeren
vereinssihung nach Hause und bemerkte
eine einsame, schlanke Daine knapp vor
mir. Natürlich hängte ich mich in sie
ein — da fiel ein Schein der Gaslaterne
auf sie und ich ließ sie erschreckt wieder
los. „Ja," sagte sie wehmüthig, „mir
thut's auch sehr leid, daß ich schon so
alt bin." Ik.xl» it„,,a
„Couleur"
Tin älterer jüdischer Kaufmann ist
aus der Durchreise in einer Universitäts-
stadt und besucht seinen Sohn, der dort
einer jüdischen Louleuroerbindnng an
gehört. Lr stellt ihn einem Geschäfts-
freunde mit den Worten vor: „Mein
Sohn Siegfried Lohn — — aach
fatisfaktionsfäh i g!"
Schulhmnor
Der Lehrer einer altmärkischen Dorf-
schule sucht den Kleinsten klar zu machen,
daß alles, was ist, aus der Hand des
Schöpfers hervorgegangen ist. Aber im
Eifer des Unterrichts richtet er an den
kleinen Franz die unvorsichtige Frage:
„Und wer hat die kleinen Gösseln (Gänse)
gemacht, die daheim ans eurem Hofe
umher laufen?" Franz, der die länd-
lichen Verhältnisse genau kennt, ant-
wortet im Tone vollster Ueberzeugung:
„De hat uns großer Gandert
makt.'
;gr
Erich Wilke: Adonis
[nicht signierter Beitrag]: Schulhumor
Roda Roda: Liebe Jugend!
A. De Nora: Papyrus Homeri
[nicht signierter Beitrag]: Die Bestimmungen über das Tragen der neuen Offizier-Litewka
[nicht signierter Beitrag]: Das Merkzeichen
[nicht signierter Beitrag]: Berliner Kindermund
[nicht signierter Beitrag]: Couleur
[nicht signierter Beitrag]: Schulhumor
Roda Roda: Liebe Jugend!
A. De Nora: Papyrus Homeri
[nicht signierter Beitrag]: Die Bestimmungen über das Tragen der neuen Offizier-Litewka
[nicht signierter Beitrag]: Das Merkzeichen
[nicht signierter Beitrag]: Berliner Kindermund
[nicht signierter Beitrag]: Couleur