1903
Nr. 23
» JUGEND .
Vorschlag für ein Wahl-Plakat der Centrumspartei
Rector Dr. v. Orterer
hat den Gymnasiasten verboten, die abendlichen
Maiandachten zu besuchen. Der Grund hierfür
durfte „in Verhältnissen" zu suchen sein, auf
die wohl folgendes von Herrn Maxi Bierjung,
Gymnastst, uns eingesandte Poem ein Helles Licht
wirft.
Die fflaiandacbt
von maxi Hkrjuns. V. Latcinklaffe
Gerne geh' ich täglich
In die Maiandacht,
weil dieselbe möglich
Das pussicrcn macht.
Nämlich Meyers Gustc,
Die mein Ideal,
Kommt in die bewußte
Andacht jedesmal.
Gleich die erste Säule
Unterm Lhore links
Ist cs, wo ich weile
Harrend ihres Winks.
Denn dort ist cs düster
Und man hört auch kein
Liebespaar-Geflüster —
weil die Andern schrei'».
Drum sür sanfte Triebe
Ist cs wie gemacht.
Ach, was wär' die Liebe
Ohne Maiandachtl
Tu felix Austria nube!
Lin verspätetes Hochzeitscarmen
Im europäischen Heirathsbureau,
wo man schließt verschiedene Ehen,
Da war von jeher Frau Austria
Ain Beftesten zu sehen.
Ihr Herz, ein gastliches (Yuartier,
Blieb keinem lang verschlossen,
Indessen die Andern zankten sich,
Da freite sie unverdrossen.
Sie machte immer von Neuem durch
Die süßen Hochzeitsschauer,
Doch war bei dieser Polyandrie
Der Friede nicht von Dauer.
Es wuchs der Zwist im Hause an
Bedenklich mit den Jahren.
Nun liegen die Gatten der schönen Frau
Sich sämmtlich in den Haaren.
Unter Allen bereitet der Dame wohl
Der Janos das größte wehe;
Denn der spricht neuestens ganz brutal
von einer Scheidung der Ehe.
Und nicht genug an dem Verdruß,
Beträgt sich nun auch der Kroate,
Dieser Rastelbinder von Profession,
Als rabiater Gatte.
Die schöne Frau verzweifelt klagt;
„was fruchtet all mein Lieben!
tv wäre ich doch für immerdar
Dem Michel treu geblieben!
Der gute deutsche Michel war stets
Noch einer von den Besten,
Er ließ sich noch am ehesten
Mit Versprechungen vertrösten!
Jetzt pfeift sogar er auf versprechen schon,
will auch bezahlt sein in Baarem;
Der Teufel hole die vielmännerei
Und meinen ganzen Harem!"
Krokodil
A. Weisgerber
wir bieten gern die Freundeshand
Dem, der sich mit uns einet,
Damit dem lieben Vaterland
Des Friedens Sonne scheinet.
4'?
Nr. 23
» JUGEND .
Vorschlag für ein Wahl-Plakat der Centrumspartei
Rector Dr. v. Orterer
hat den Gymnasiasten verboten, die abendlichen
Maiandachten zu besuchen. Der Grund hierfür
durfte „in Verhältnissen" zu suchen sein, auf
die wohl folgendes von Herrn Maxi Bierjung,
Gymnastst, uns eingesandte Poem ein Helles Licht
wirft.
Die fflaiandacbt
von maxi Hkrjuns. V. Latcinklaffe
Gerne geh' ich täglich
In die Maiandacht,
weil dieselbe möglich
Das pussicrcn macht.
Nämlich Meyers Gustc,
Die mein Ideal,
Kommt in die bewußte
Andacht jedesmal.
Gleich die erste Säule
Unterm Lhore links
Ist cs, wo ich weile
Harrend ihres Winks.
Denn dort ist cs düster
Und man hört auch kein
Liebespaar-Geflüster —
weil die Andern schrei'».
Drum sür sanfte Triebe
Ist cs wie gemacht.
Ach, was wär' die Liebe
Ohne Maiandachtl
Tu felix Austria nube!
Lin verspätetes Hochzeitscarmen
Im europäischen Heirathsbureau,
wo man schließt verschiedene Ehen,
Da war von jeher Frau Austria
Ain Beftesten zu sehen.
Ihr Herz, ein gastliches (Yuartier,
Blieb keinem lang verschlossen,
Indessen die Andern zankten sich,
Da freite sie unverdrossen.
Sie machte immer von Neuem durch
Die süßen Hochzeitsschauer,
Doch war bei dieser Polyandrie
Der Friede nicht von Dauer.
Es wuchs der Zwist im Hause an
Bedenklich mit den Jahren.
Nun liegen die Gatten der schönen Frau
Sich sämmtlich in den Haaren.
Unter Allen bereitet der Dame wohl
Der Janos das größte wehe;
Denn der spricht neuestens ganz brutal
von einer Scheidung der Ehe.
Und nicht genug an dem Verdruß,
Beträgt sich nun auch der Kroate,
Dieser Rastelbinder von Profession,
Als rabiater Gatte.
Die schöne Frau verzweifelt klagt;
„was fruchtet all mein Lieben!
tv wäre ich doch für immerdar
Dem Michel treu geblieben!
Der gute deutsche Michel war stets
Noch einer von den Besten,
Er ließ sich noch am ehesten
Mit Versprechungen vertrösten!
Jetzt pfeift sogar er auf versprechen schon,
will auch bezahlt sein in Baarem;
Der Teufel hole die vielmännerei
Und meinen ganzen Harem!"
Krokodil
A. Weisgerber
wir bieten gern die Freundeshand
Dem, der sich mit uns einet,
Damit dem lieben Vaterland
Des Friedens Sonne scheinet.
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