Nr. 24
190J
ische und optische „Gedanken", ja sogar derlei
Genialitäten giebt; und daß, wie aus dem
Gehörsinn die Sprache und die Musik, so aus
dem Gesichtssinn die Mechanik und die bild-
ende Kunst wirklich gedankliche Inhalte schö-
pfen. Gegenüber den Gedanken, welche sich aus
der Assoziation mehrerer Sinnesgebiete er-
geben und zu deren Erfassung jeder mittelmäßig
begabte Mensch befähigt ist, möchte ich der
innerhalb eines einzigen Sinnesgebietes er-
wachsenden Gedankenwelt sogar den Rang ex-
klusiver Vornehmheit'zuerkennen. Die „ein-
sinnlichen" Begabungen finde ich insofern starker
und durchschlagender, als sie einem umschriebe-
ne» Triebhcrd angehören und daher von assozi-
irten Herden einigermassen unabhängig sind. Ihre
Bildungen gewähren mehr „subjektive Wahr-
heit" als jene der assoziativen Begabungen, und
es kann verkommen, daß Menschen, welche we-
gen ihrer assoziativen Spiegelfechtereien sich
eines gewissen Ansehens erfreuen, eigentlich in
keinem einzigen Sinnesgebiet es zu gedanklicher
Tiefe gebracht haben. Manche literarische und
oratorische Leistungen über Musik, über Ma-
lerei u. s. w., welche von den Künstlern selbst
als dummes Zeug verlacht werten, können nur
auf den Mangel an tieferer Jdealisirung des haupt-
sächlich in Betracht kommenden Sinnesgebietes
zurückgeführt werden.
Unter „Jdealisirung" der Sinne verstehe
ich ihre Befähigung zur Selbstverwaltung, zu
selbständigen Lust- und Unlustgefühlen, zur Ent-
wickelung eigener Phantasien, Ideen und Talente
und zur beliebigen Indienststellung anderer
Sinnesgebiete und Triebherde, ja des ganzen
Individuums zu Zwecken ebenjener einsinnlichen
Selbstherrlichkeit. Wenn wir nach den Verhält-
nissen der niederen Thierwelt uns eine teleo-
logische Anschauung znrechtmachen wollten, so
müßten wir uns die Jdealisirung der einzelnen
Sinnesgebiete und Triebe als etwas Monströses,
Revolutionäres, alle biologischen Erhaltnngs-
gesetze Gefährdendes vorstellen. Denn es ist
doch ganz zweifellos, erstens daß die einzelnen
Sinne ursprünglich nur als Hilfsmittel zur
bessere» Orientirung des Individuums ausgc-
bildet wurden, und daß die sogenannten elemen-
taren Triebe nur dazu dienten, dem Thicre und
seiner Art ein materiell gedeihliches Dasein
zu sicher»; — und zweitens, daß die Etablirung
einer ganzen Anzahl selbständiger Nebenseelen
— einer Sch-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Turn-
und Kitzclscele — dazu angethan war, das
Lebewesen von seiner Hauptaufgabe, nämlich der
Erhaltung des materiellen Systems, ab-
zulenken.
Indessen mit teleologischen Rezepten kommen
wir in der Entwickelungsgeschichte nicht weit.
Was hier als unnatürlich erscheint, wird dort
als höchste Vollkommenheit gepriesen. Eine Ent-
faltung des Zentralnervensystems, welche beiden
Fischen, Vögeln, Säugern monströs und zweck-
los sein würde, hat den Menschen gottähnlich
gemacht. Es ist köstlich zu beobachten, wie
in den vielfachen Verzweigungen der Thierreihe
die Natur Anläufe genommen hat, einzelne Sin-
nesgebicte aus ihrer Sklaverei zu befreien und
- JUGEND -
selbständig zu beseelen, aber zum herrschenden
Prinzip ward, wenn ich so sagen darf, die De-
zentralisation erst im Zentralnervensystem des
Menschen, dessen Schädel allein die für ge-
sonderte Jdealisirungen aller Sinne erforder-
liche kolossale Rindenausbreitung barbietet »nd
sogar die Entfesselung gewisser, in den Rücken-
markzentren lokalisirter Triebe ermöglicht.
Man darf sich diese Dezentralisation nicht allzu
lokalistisch und bedingungslos vorstellen. Immer
mehr stellt es sich heraus, daß auch bei allen
spezifischen geistigen und nervösen Thätigkeiten
das gesammte Gehirn in Betracht kommt, daß
— gerade wie beim Staate — das Wohl jeder
einzelnen Provinz von dem Gedeihen aller übrigen
Provinzen abhängt. Ein Mensch, der n u r sehen,
aber sonst weiter nichts wahrnehmen und be-
gehren würde, wäre trotz bestentwickeltcr Hinter-
hauptslappen eben doch nur ein Sehidiot. Das
einzelne Organ wird um so mächtiger sich be-
stätigen können, je reicher und gleichzeitig har-
monischer der ganze Mensch entwickelt ist. Zur
Entfaltung spezifischer Talente gehört zweifel-
los immer eine besonders glückliche spezifische
Veranlagung, aber wohl ebenso unerläßlich sind
die normalen Beziehungen aller Theile unter
sich, da alle Triebe sich gegenseitig steigern
„nd durch ihre Hemmungen vor Schaden be-
wahren.
Inwieweit es sich bei den niederen Trieben,
namentlich dem Gleichgewichts- »nd Hautsinn,
den verschiedenen Bewegungstrieben und dem
Geschlechtstricb, welche nur infolge zentripetaler
Inanspruchnahme der höheren Sinne „idealisirt"
werden können, um selbständige „Gedanken", um
Erfindungsgabe und Genialität handelt, mag
hier unerörtert bleiben. Abzuweisen ist ein solcher
Anspruch nicht von vornherein, so sehr sich auch
die moralische Hygiene (und wohl mit Recht)
dagegen sträubt. Ganz zweifellos aber müssen
wir die geniale Idealität den beide» höchsten
Sinnen, dem Gesichts- und Gehörsinn, zn-
erkennen. Es gibt wirklich rein musikalische
Gedanken, welche auf der Befähigung unseres
Gehörsinns zu einer überaus feinen auditiven
Logik beruhen; und ebenso sicher ist cs, daß der
menschliche Gesichtssinn die (fast allen Wirbel-
thieren eigenen) farbigen und plastischen Empfin-
dungen in einer so hohen Vollendung besitzt, daß
„Her physiologische 5chwachstnn des Weibes"
(Ansichtspostkarte an Dr. paut I. Möbius)
auch hier von eigener Phantasie und eigenen
Gedanken gesprochen werde» darf. Das Thier
„sieht", der Mensch wird „Seher". Wie die
Nachaußenspiegelungen unseres optischen Raum-
sinnes die Gedankenwelt der kosmischen Mathe-
matik und der Mechanik erschlossen habe», so haben
die farbigen Phantasien unserer, auf den Schul-
tern einer langen Kunstkultur stehenden Maler
die Gedanken zur modernen Kunst gebracht.
Wenn Herr Möbius diese Gedanken nicht an-
erkennt, wenn er auch in der modernen Kunst
nur „Oberfläche, Symptom, nicht Ursache" er-
blickt, wenn er den Gall'schen „Seelenvermögen"
alle Ehren nnd Potenzen der natürlichen Sinne
znschustert, wenn er, mit anderen Worten, die
vierte Dimension bcschreitet ohne die dritte ab-
solvirt zu haben, — so kommt das daher, weil
er für die Erkenntniß des ursächlichen Zu-
sammenhangs kein Organ hat; aber es bleibt ihm
der Trost, sich in Bezug auf dieses Unvermögen
in sehr hochgestellter Gesellschaft zu befinden.
Nur sollte man, wenn man eine von vielen Be-
gabten und Sachverständigen anerkannte Kunst
nicht begreift, mit voreiligen Aburtheilungen
und gar mit dem Vorwurfe der Gedankenlosig-
keit vorsichtiger sein. Gerade in der moder-
nen bildenden Kunst finde ich mehr rein op-
tische Gedanken, als in irgend einer der vor-
ausgegangenen Kunstperioden, denen es, so be-
deutend auch ihre Künstler als Könner waren,
viel mehr auf dekorativen Schmuck und assoziative
Sinnenlust, als auf ernste Vertiefung in die
letzten Probleme der Sehseele ankam. Hier
thronen Schönheit mtb Freiheit in wahrhaft
jungfräulicher Reine. Leorg Birth
Crinkfpruch
Leben dir trink ich zu!
Jedem frohen und schweren Tag,
Jedem Großen, das kommen mag!
Allem Kämpfen und allein Ringen,
Allem Wollen und Vollbringrn,
Jedem Sturm und Sonnenschein
Thu ich Bescheid in goldenem Wein.
Leben — steck mir die Ziele weit!
Stell mich hinein in den klirrenden Streit —
Bin ich doch jung und gesund!
Lieder sing ich mit rothem Mund,
Lieder voll lachender Dascinswonne,
Lieder voll leuchtender Frühlingssonne —
Jauchzend will ich die Arme breiten,
Gläubig der Zukunft entgegen schreiten,
Selig in Stürmen nnd Ruh.
Leben — d i r trink ich zu!
Unna Kitter
-Liebe Iugcnd I
Der Papa und sein Jüngstes sitzen am schönen
Maiabend beim Vfen. Das Zimmer liegt im bfalb-
dunkel, nur unter dem hübschen kleinen Stumpf-
näschen des Kindes leuchten zwei „Lichter" —
nennen es, glaub' ich, die Maler; Laien nennens
anders. Und es entwickelt sich folgendes kurze
Gespräch:
Gischen: „Papa, dieb' mir 'n Kuß!"
Der Papa: „Weshalb, Kleinchen?"
Elschen: „Ich Hab' kein Sacktuch-"
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ische und optische „Gedanken", ja sogar derlei
Genialitäten giebt; und daß, wie aus dem
Gehörsinn die Sprache und die Musik, so aus
dem Gesichtssinn die Mechanik und die bild-
ende Kunst wirklich gedankliche Inhalte schö-
pfen. Gegenüber den Gedanken, welche sich aus
der Assoziation mehrerer Sinnesgebiete er-
geben und zu deren Erfassung jeder mittelmäßig
begabte Mensch befähigt ist, möchte ich der
innerhalb eines einzigen Sinnesgebietes er-
wachsenden Gedankenwelt sogar den Rang ex-
klusiver Vornehmheit'zuerkennen. Die „ein-
sinnlichen" Begabungen finde ich insofern starker
und durchschlagender, als sie einem umschriebe-
ne» Triebhcrd angehören und daher von assozi-
irten Herden einigermassen unabhängig sind. Ihre
Bildungen gewähren mehr „subjektive Wahr-
heit" als jene der assoziativen Begabungen, und
es kann verkommen, daß Menschen, welche we-
gen ihrer assoziativen Spiegelfechtereien sich
eines gewissen Ansehens erfreuen, eigentlich in
keinem einzigen Sinnesgebiet es zu gedanklicher
Tiefe gebracht haben. Manche literarische und
oratorische Leistungen über Musik, über Ma-
lerei u. s. w., welche von den Künstlern selbst
als dummes Zeug verlacht werten, können nur
auf den Mangel an tieferer Jdealisirung des haupt-
sächlich in Betracht kommenden Sinnesgebietes
zurückgeführt werden.
Unter „Jdealisirung" der Sinne verstehe
ich ihre Befähigung zur Selbstverwaltung, zu
selbständigen Lust- und Unlustgefühlen, zur Ent-
wickelung eigener Phantasien, Ideen und Talente
und zur beliebigen Indienststellung anderer
Sinnesgebiete und Triebherde, ja des ganzen
Individuums zu Zwecken ebenjener einsinnlichen
Selbstherrlichkeit. Wenn wir nach den Verhält-
nissen der niederen Thierwelt uns eine teleo-
logische Anschauung znrechtmachen wollten, so
müßten wir uns die Jdealisirung der einzelnen
Sinnesgebiete und Triebe als etwas Monströses,
Revolutionäres, alle biologischen Erhaltnngs-
gesetze Gefährdendes vorstellen. Denn es ist
doch ganz zweifellos, erstens daß die einzelnen
Sinne ursprünglich nur als Hilfsmittel zur
bessere» Orientirung des Individuums ausgc-
bildet wurden, und daß die sogenannten elemen-
taren Triebe nur dazu dienten, dem Thicre und
seiner Art ein materiell gedeihliches Dasein
zu sicher»; — und zweitens, daß die Etablirung
einer ganzen Anzahl selbständiger Nebenseelen
— einer Sch-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Turn-
und Kitzclscele — dazu angethan war, das
Lebewesen von seiner Hauptaufgabe, nämlich der
Erhaltung des materiellen Systems, ab-
zulenken.
Indessen mit teleologischen Rezepten kommen
wir in der Entwickelungsgeschichte nicht weit.
Was hier als unnatürlich erscheint, wird dort
als höchste Vollkommenheit gepriesen. Eine Ent-
faltung des Zentralnervensystems, welche beiden
Fischen, Vögeln, Säugern monströs und zweck-
los sein würde, hat den Menschen gottähnlich
gemacht. Es ist köstlich zu beobachten, wie
in den vielfachen Verzweigungen der Thierreihe
die Natur Anläufe genommen hat, einzelne Sin-
nesgebicte aus ihrer Sklaverei zu befreien und
- JUGEND -
selbständig zu beseelen, aber zum herrschenden
Prinzip ward, wenn ich so sagen darf, die De-
zentralisation erst im Zentralnervensystem des
Menschen, dessen Schädel allein die für ge-
sonderte Jdealisirungen aller Sinne erforder-
liche kolossale Rindenausbreitung barbietet »nd
sogar die Entfesselung gewisser, in den Rücken-
markzentren lokalisirter Triebe ermöglicht.
Man darf sich diese Dezentralisation nicht allzu
lokalistisch und bedingungslos vorstellen. Immer
mehr stellt es sich heraus, daß auch bei allen
spezifischen geistigen und nervösen Thätigkeiten
das gesammte Gehirn in Betracht kommt, daß
— gerade wie beim Staate — das Wohl jeder
einzelnen Provinz von dem Gedeihen aller übrigen
Provinzen abhängt. Ein Mensch, der n u r sehen,
aber sonst weiter nichts wahrnehmen und be-
gehren würde, wäre trotz bestentwickeltcr Hinter-
hauptslappen eben doch nur ein Sehidiot. Das
einzelne Organ wird um so mächtiger sich be-
stätigen können, je reicher und gleichzeitig har-
monischer der ganze Mensch entwickelt ist. Zur
Entfaltung spezifischer Talente gehört zweifel-
los immer eine besonders glückliche spezifische
Veranlagung, aber wohl ebenso unerläßlich sind
die normalen Beziehungen aller Theile unter
sich, da alle Triebe sich gegenseitig steigern
„nd durch ihre Hemmungen vor Schaden be-
wahren.
Inwieweit es sich bei den niederen Trieben,
namentlich dem Gleichgewichts- »nd Hautsinn,
den verschiedenen Bewegungstrieben und dem
Geschlechtstricb, welche nur infolge zentripetaler
Inanspruchnahme der höheren Sinne „idealisirt"
werden können, um selbständige „Gedanken", um
Erfindungsgabe und Genialität handelt, mag
hier unerörtert bleiben. Abzuweisen ist ein solcher
Anspruch nicht von vornherein, so sehr sich auch
die moralische Hygiene (und wohl mit Recht)
dagegen sträubt. Ganz zweifellos aber müssen
wir die geniale Idealität den beide» höchsten
Sinnen, dem Gesichts- und Gehörsinn, zn-
erkennen. Es gibt wirklich rein musikalische
Gedanken, welche auf der Befähigung unseres
Gehörsinns zu einer überaus feinen auditiven
Logik beruhen; und ebenso sicher ist cs, daß der
menschliche Gesichtssinn die (fast allen Wirbel-
thieren eigenen) farbigen und plastischen Empfin-
dungen in einer so hohen Vollendung besitzt, daß
„Her physiologische 5chwachstnn des Weibes"
(Ansichtspostkarte an Dr. paut I. Möbius)
auch hier von eigener Phantasie und eigenen
Gedanken gesprochen werde» darf. Das Thier
„sieht", der Mensch wird „Seher". Wie die
Nachaußenspiegelungen unseres optischen Raum-
sinnes die Gedankenwelt der kosmischen Mathe-
matik und der Mechanik erschlossen habe», so haben
die farbigen Phantasien unserer, auf den Schul-
tern einer langen Kunstkultur stehenden Maler
die Gedanken zur modernen Kunst gebracht.
Wenn Herr Möbius diese Gedanken nicht an-
erkennt, wenn er auch in der modernen Kunst
nur „Oberfläche, Symptom, nicht Ursache" er-
blickt, wenn er den Gall'schen „Seelenvermögen"
alle Ehren nnd Potenzen der natürlichen Sinne
znschustert, wenn er, mit anderen Worten, die
vierte Dimension bcschreitet ohne die dritte ab-
solvirt zu haben, — so kommt das daher, weil
er für die Erkenntniß des ursächlichen Zu-
sammenhangs kein Organ hat; aber es bleibt ihm
der Trost, sich in Bezug auf dieses Unvermögen
in sehr hochgestellter Gesellschaft zu befinden.
Nur sollte man, wenn man eine von vielen Be-
gabten und Sachverständigen anerkannte Kunst
nicht begreift, mit voreiligen Aburtheilungen
und gar mit dem Vorwurfe der Gedankenlosig-
keit vorsichtiger sein. Gerade in der moder-
nen bildenden Kunst finde ich mehr rein op-
tische Gedanken, als in irgend einer der vor-
ausgegangenen Kunstperioden, denen es, so be-
deutend auch ihre Künstler als Könner waren,
viel mehr auf dekorativen Schmuck und assoziative
Sinnenlust, als auf ernste Vertiefung in die
letzten Probleme der Sehseele ankam. Hier
thronen Schönheit mtb Freiheit in wahrhaft
jungfräulicher Reine. Leorg Birth
Crinkfpruch
Leben dir trink ich zu!
Jedem frohen und schweren Tag,
Jedem Großen, das kommen mag!
Allem Kämpfen und allein Ringen,
Allem Wollen und Vollbringrn,
Jedem Sturm und Sonnenschein
Thu ich Bescheid in goldenem Wein.
Leben — steck mir die Ziele weit!
Stell mich hinein in den klirrenden Streit —
Bin ich doch jung und gesund!
Lieder sing ich mit rothem Mund,
Lieder voll lachender Dascinswonne,
Lieder voll leuchtender Frühlingssonne —
Jauchzend will ich die Arme breiten,
Gläubig der Zukunft entgegen schreiten,
Selig in Stürmen nnd Ruh.
Leben — d i r trink ich zu!
Unna Kitter
-Liebe Iugcnd I
Der Papa und sein Jüngstes sitzen am schönen
Maiabend beim Vfen. Das Zimmer liegt im bfalb-
dunkel, nur unter dem hübschen kleinen Stumpf-
näschen des Kindes leuchten zwei „Lichter" —
nennen es, glaub' ich, die Maler; Laien nennens
anders. Und es entwickelt sich folgendes kurze
Gespräch:
Gischen: „Papa, dieb' mir 'n Kuß!"
Der Papa: „Weshalb, Kleinchen?"
Elschen: „Ich Hab' kein Sacktuch-"
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