1903
JUGEND
Nf. 24
6tn 6lückwuntcb
DievielbestritieneRachricht, der sächsischeRron-
prin; habe sofort nach der Riederkunft sei-
ner geschiedenen Gattin an diese ein herz-
liches Telegramm gerichtet, beruht, wie der
„Augsburger Abendzeitung" jetzt auf's Bestimm-
teste versichert wird, auf Wahrheit!
Habt Jhr's gehört? Aus jenes Schlosses Hallen,
Aus denen jüngst das herbe Wort erscholl
Von einer Frau, die lang schon tief gefallen,
Kam auch ein Glückwunsch, edlen Mitleids voll!
Und dem das Weib so schiveres Leid verschuldet,
Der doppelt grollen darf, weil er geliebt —
Nun sie der Frauen schwerste Stunde duldet,
Ist jener Mann der Erste, der vergibt!
Klingt das nicht heut' wie schlecht erfund'ne Märe,
In diesen Zeiten falschen Heldenruhm's,
In diesen Zeiten mifjverstandner Ehre
Und mißverstand'nen hohlen Christenthums?
So zahlt ein Mann von echten Rittersitten
Empsang'nes Unrecht einem Weib zurück,
So rächt ein Christ die Schmach, die er gelitten, —
Zu diesem Glückwunsch wünsch ich —
Sachsen Glück!
„Jugend“
(Mt obiger Zeichnung von A. Schmidhammer)
Der schlimme Joe von Engelland
Auf seinem hohen Sockel,
Geberdet sich von Zeit zu Zeit
Wie ein verrückter Gockel.
Als Deputirter dereinst radikal.
Bald umgesattelt ist er,
Nun kräht als wüthendster Alttory
Am conservativen Mist er.
Der allerjüngste Zollkrakehl
Zwischen Deutschland und Canada
Entfesselt des ehemals rothen Joe
Imperialistische Suada.
Als wäre Old England in Gefahr,
So kräht er voll Entsetzen,
Als wurden die britischen Colonien
The damned Germans schon besetzen!
Da er ursprünglich war Fabrikant
Von Schrauben, könnte man glauben,
Es seien ihm plötzlich i» seinem Hirn
Los worden einige Schrauben.
Doch der Joe ist schlauer, als man denkt,
Er fürchtet 'nen Pfifferling, o!
Du MaklzeUe
Set gegrüßt, geheime Zelle,
Du verschwiegenes Asyl!
Noch ein Brt, zu dem man fiüchten
Kann aus dieser lvelt Gewühl!
Hehre Einsamkeit umschließet
Mich in deinem heil'gen Raum,
Ihm allein kann ich vertrauen
Meiner Seele kühnsten Traum.
lvas ich sorgsam hielt verborgen
vor der Wahl-Hyänen Schaar,
Hier wird es als ein Geheimniß
Mir allein nur offenbar.
Hieher folgt mir keines Menschen
Indiskreter Späherblick,
Selbst der Herr Gerichtsvollzieher
Bleibt hier voll Respekt zurück.
Reiner Schwiegermutter Schrecken,
Reiner Gattin Eifersucht,
Rein Versicherungs-Agent dringt
Je in diese stille Bucht.
Hkadcmtsch-lahomscb
„Komm mit, Leibbursch, Anatomie — Ge-
fäßlehre!"
„Nee, danke! Komm Du mit, Augustiner
— Gefäßleere."
Den Michel, 'den er zum Schein nur sckjilt...
Doch meinen thut er den Jingo!
Im Innersten kocht der Joe vor Zorn
Ob diesem frechen Bieste,
Das ihm breitspurig sitzt auf der
Canadischen Handelskiste! Teil
Als der Kaiser in den Reichslanden weilte,
hatten 2000 Jungfrauen in Lothringer Tracht
am Kaiserdenkmal Aufstellung genommen. Nach
der Ansprache des Bürgermeisters Schuster soll
der Kaiser scherzhaft zu diesem geäußert haben:
„Sorgen Sie dafür, daß alle tüchtige Soldaten-
mütter werden." —
Das dürfte doch über die Kräfte des
tüchtigsten Bürgermeisters gehen I
Einen Nachtheil, den hat freilich
Dieses Chambre separde,
Solo kann man's nur genießen,
Nie im zarten tete-a-tete!
Krokodil
4>i
JUGEND
Nf. 24
6tn 6lückwuntcb
DievielbestritieneRachricht, der sächsischeRron-
prin; habe sofort nach der Riederkunft sei-
ner geschiedenen Gattin an diese ein herz-
liches Telegramm gerichtet, beruht, wie der
„Augsburger Abendzeitung" jetzt auf's Bestimm-
teste versichert wird, auf Wahrheit!
Habt Jhr's gehört? Aus jenes Schlosses Hallen,
Aus denen jüngst das herbe Wort erscholl
Von einer Frau, die lang schon tief gefallen,
Kam auch ein Glückwunsch, edlen Mitleids voll!
Und dem das Weib so schiveres Leid verschuldet,
Der doppelt grollen darf, weil er geliebt —
Nun sie der Frauen schwerste Stunde duldet,
Ist jener Mann der Erste, der vergibt!
Klingt das nicht heut' wie schlecht erfund'ne Märe,
In diesen Zeiten falschen Heldenruhm's,
In diesen Zeiten mifjverstandner Ehre
Und mißverstand'nen hohlen Christenthums?
So zahlt ein Mann von echten Rittersitten
Empsang'nes Unrecht einem Weib zurück,
So rächt ein Christ die Schmach, die er gelitten, —
Zu diesem Glückwunsch wünsch ich —
Sachsen Glück!
„Jugend“
(Mt obiger Zeichnung von A. Schmidhammer)
Der schlimme Joe von Engelland
Auf seinem hohen Sockel,
Geberdet sich von Zeit zu Zeit
Wie ein verrückter Gockel.
Als Deputirter dereinst radikal.
Bald umgesattelt ist er,
Nun kräht als wüthendster Alttory
Am conservativen Mist er.
Der allerjüngste Zollkrakehl
Zwischen Deutschland und Canada
Entfesselt des ehemals rothen Joe
Imperialistische Suada.
Als wäre Old England in Gefahr,
So kräht er voll Entsetzen,
Als wurden die britischen Colonien
The damned Germans schon besetzen!
Da er ursprünglich war Fabrikant
Von Schrauben, könnte man glauben,
Es seien ihm plötzlich i» seinem Hirn
Los worden einige Schrauben.
Doch der Joe ist schlauer, als man denkt,
Er fürchtet 'nen Pfifferling, o!
Du MaklzeUe
Set gegrüßt, geheime Zelle,
Du verschwiegenes Asyl!
Noch ein Brt, zu dem man fiüchten
Kann aus dieser lvelt Gewühl!
Hehre Einsamkeit umschließet
Mich in deinem heil'gen Raum,
Ihm allein kann ich vertrauen
Meiner Seele kühnsten Traum.
lvas ich sorgsam hielt verborgen
vor der Wahl-Hyänen Schaar,
Hier wird es als ein Geheimniß
Mir allein nur offenbar.
Hieher folgt mir keines Menschen
Indiskreter Späherblick,
Selbst der Herr Gerichtsvollzieher
Bleibt hier voll Respekt zurück.
Reiner Schwiegermutter Schrecken,
Reiner Gattin Eifersucht,
Rein Versicherungs-Agent dringt
Je in diese stille Bucht.
Hkadcmtsch-lahomscb
„Komm mit, Leibbursch, Anatomie — Ge-
fäßlehre!"
„Nee, danke! Komm Du mit, Augustiner
— Gefäßleere."
Den Michel, 'den er zum Schein nur sckjilt...
Doch meinen thut er den Jingo!
Im Innersten kocht der Joe vor Zorn
Ob diesem frechen Bieste,
Das ihm breitspurig sitzt auf der
Canadischen Handelskiste! Teil
Als der Kaiser in den Reichslanden weilte,
hatten 2000 Jungfrauen in Lothringer Tracht
am Kaiserdenkmal Aufstellung genommen. Nach
der Ansprache des Bürgermeisters Schuster soll
der Kaiser scherzhaft zu diesem geäußert haben:
„Sorgen Sie dafür, daß alle tüchtige Soldaten-
mütter werden." —
Das dürfte doch über die Kräfte des
tüchtigsten Bürgermeisters gehen I
Einen Nachtheil, den hat freilich
Dieses Chambre separde,
Solo kann man's nur genießen,
Nie im zarten tete-a-tete!
Krokodil
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Monogrammist Frosch: Illustration zum Gedicht "Die Wahlzelle"
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Gedicht "Der schlimme Joe"
(Theodor) Tell: Der schlimme Joe
[nicht signierter Beitrag]: Als der Kaiser in den Reichslanden...
Monogrammist Frosch: Akademisch-Lakonisch
[nicht signierter Beitrag]: Ein Glückwunsch
Krokodil: Die Wahlzelle
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Gedicht "Der schlimme Joe"
(Theodor) Tell: Der schlimme Joe
[nicht signierter Beitrag]: Als der Kaiser in den Reichslanden...
Monogrammist Frosch: Akademisch-Lakonisch
[nicht signierter Beitrag]: Ein Glückwunsch
Krokodil: Die Wahlzelle