Nr. 25
JUGEND
1903
Martin Cutber-Plutarcb
Auf dem Reichstage zu Worms forderte der
Kaiser Luther auf, zu widerrufen.
„Majestät." erwiderte dieser ernst, „vor wem
haben Sie mehr Respekt — vor Döllingcr oder
Schell?" _
Ein Mucker, den man den „Schamhaften
Adolf" nannte, meldete Luther erfreut, daß
die Lensorcn in einem Schillerschcn Gedichte
den „Busen" zu streichen gedächten.
„<£> über euch Heuchler!" rief Doktor Mar-
kinus empört. „Das Wort sic solle» lassen
stahnl" _
Luther sagte einst, das Bcichtsitzcn im
Augustinerklostcr sei für ihn eine „Marker-
bank" gewesen.
„Das kann ich von mir nicht behaupten,"
sagte ein befreundeter Beichtvater.
„Ist das eigentlich wahr, daß Dir der Her-
zog Erich von Braunschwcig auf dem Reichs-
tag zu Worms eine Ranne Eimbccker Bier
reichen ließ?"
Als Luther auf der Wartburg die
Bibel übersetzte, erschien plötzlich der Teufel
in der Gestalt Prof. Oclitzsch's, um ihn
durch einen Bibcl-Babcl-Vortrag in seinem
Glaube» wankend zu machen.
Da geriet!) Luther in eine große wuth.
„Hier hast Du meinen HolI mann-Bricf,"
schrie er und warf ihm das Tintenfaß an den
Rspf.
Si cum Jesuitis, non cumjesu itis!
Ihr wandelt nicht auf eures Herrn und
Heilands wegen,
wenn ihr den dunkeln Pfad der Jesuiten
geht!
Der Herr hat dieser Welt dereinst das Licht
gepredigt,
Und Frieden allen Menschen! war sein
höchst Gebet.
Doch sie, die angcmaßt in stolzer
Ueberhcbung
De» hehren Namen sich von Gottes
cinz'gcm Sohn,
Sic bringen Nacht in unser Land und säen
Zwietracht
Statt Frieden von der Hütte bis zum
Königsthron I
Der Herr hat seine schlimmsten Feinde
stets gesegnet,
Am Kreuze noch für sic zu flch'n er nicht
vergaß,
Mit Anathemcn, Rache, Haß und Groll
verfolgten
Von jeher ihren Feind die Söhne Loyolas!
Der Herr verschmähte dieser Erde Gold
und Güter,
Hat's nur zu einem härenen Gewand
gebracht . . .
Doch diese Iesu-Iüngcr speichern Millionen
In ihren Klöstern auf mit schlauem
Vorbedacht!
Am Liebsten würden sie das freie Wort
erschlagen,
Uns heimlich schleichend stehle» unser eignes
Rind,
2luf daß die Jugend hinter ihren düstcrn
Mauern
2lls ein Gezücht erwachse, wie sic selber sind!
Rust sic nur wieder, laßt sie neue Zellen bauen,
Bald stiegen sic in Wolken von dem
Bienenhaus
Und saugen all' den schönsten Blüten eures
Volkes
Das Lebensmark mit ihrem gift'gcn
Stachel aus!
wer noch ein treues deutsches Her; sein
eigen nennet,
wer liebt sein Vaterland, kein feiler
Römling ist,
Der nehme eine starke Geißel sich und wehre
Der schwarzen Feinde Ansturm ab als
guter Christ!
Zum Kampf empor, wem nicht die ganze
Scham erstorben!
Zum Kampf empor, wer noch zu seinem
Heiland steht!
Ihr wandelt niemals auf dem weg des
wcltcrlöscrs,
wenn ihr den dunkel» Pfad der Jesuiten geht!
Ruclolk Grein;
Epistolae virorum obscurorum
novissimae
x.
Adolphus Pudicus1)Augusto Nigro2)
collegae 8. D.
Mirabile tibi videbitur, optime confrater in
Deo, quod hodie tibi scribo. Nam me quam
inimicissimum tuum aspicere soles, hodie
autem amicus venio et verus pastor ovium me-
arum. Tempora mala sunt, confrater, ac om-
nes alti se conjungunt, qui antea inimiciores
erant quam nos, per exemplum: Schuckert
et Siemens, Helios et ÜniVersalis,s) et
per totarn aeram4) nostram cupido vadit, tru-
stos5) faciendi contra hostem communem.
Quare nos hoc non possemus, confrater?
Noster communis hostis est incredulitas ho-
dierna,6) qui nobis duobus certantibus se gau-
det. Ergo tibi proponere volui, ut nos unum
trustum confessionalem faciamus more
electrica: cum uno directorio ex utraque parke
selecto, excludentem omnem concurrentiam
inferiorem!7) Id esset unum negotium ut alia,
sed tarnen multo profitabilius, nam quis con-
tra nos unitos posset? Nec tantum interest
inter tuam et meam firmam,8 *) ne hoc fieri
posset. Nos pastores amamus Lutherum,
vos parochi et capellani liferum (aut tres
quatuorque); nos sumus firmi in liberis, vos
in libris, nos improbamus“) vestrum Leo-
nem Romanum, vos nostrum leonem
Vitaebergensem, domina Martini nostri
Catarina nominatur, vestra Catula — habe-
mus ergo tarn multas bonas qualitates et ae-
qualitates inter nos, ut non dubito, quin op-
time cooperare possemus. Et si totam capi-
talem10) suam uterque in negotium apporta-
verit,11 *,) firmior firma non erit in mundo.
Quid dicis, amice? Scribe mox sub litera
„Wartburg“ amico tuo vero et sincero A dolpho.
Salutes!
XI.
Augustus Niger Adolphe Pudico col-
legae 8. D.
Pax sit tecum, confrater! Tempus aestivum
est18) et sanguis in cerebrum ascendit, quare
non mirabile mihi videtur, quod scripsisti.
Sed tarnen ego propositionem tuam accipere
non possum, quum necessaria mihi non videa-
tur. Nam illa unio, quam tu contra incre-
dulitatem appetis, mox alio modo perfecta erit.
Nonne legisti, quid in urbe Roma evenit circa
idus Majas?13) Imperator Germaniae impera-
torem mundi visitavit14) portatus ab uno albo
cavallo,15) qui duas caudas habuit.16) Haec
caudae erant Catholicismus et Protestantismus
nec multum deerit,17) ut mox haec duae firmae
per unam personalem unionem uniantur.
Quomodo? rogas. Simplex veri sigillum!18)
Imperator noster nihil aliud ad faciendum
haberet quam Catholicus fieri — tum
tota causa esset finita! Rampollam per
Bülovium substituimus, qui jam tarnen
unus vetus Jesuita19) est, et Bülovulus tum
polest martere in Roma, quam sic amat et
habere20) secum omnes Jesuitas, quos etiam
amat. Silvalacus21 *) qui nunc equitum gene-
ralis ”) est, fit generalis Jesuitarum ac, ut scis,
jam cum momentane generali Jesuitarum de
successione sua tractavit.*3) Loe designatus
est dux cohortis papalis24) et semper ei ser-
mones papagenitas facere licebit. Germania
definitive de Roma25) regnatur, quod eo possi-
bilius, quia Centrum nihilominus in
vigiliis est et omnia curat optime. Ad
transactionem negotii,20) ut Papa ipse dixisse
dicitur, nil necesse est quam viginti millio-
nes marcorum, quas Judaeum ullum nobis
cum bonis pensitationibus commodaturum
esse27) non dubito. Sic ergo res bene gestae
erunt et tu, confrater, expectare potes even-
tum eo magis cum jam in arce expectationis28)
sedes. Usque ad hoc salutat te optime tuus
Augustus Niger.
>) Der schamhafte Adolf. 2) Der schwarze Aujust.
v) Die Allgemeine Electricitätsgesellschaft. 4) Zeitalter.
6) Trust’s. ü) Der moderne Unglaube. 7) Gegenseitige
Concurrenz. 8) Firma. ®) Wir schimpfen. lu) Capital,
tt) Jn’s Geschäft mitbringt. 12) Es ist heiss. 1Jt) Um die
Iden des Mai herum. u) Besuchte. 15) Auf einem Schim-
mel reitend. 16) Ein Korrespondent der „N. Zur. Ztg.“
hatte die Schauermär verbreitet, Kaiser Wilhelms Leit*
pferd, ein prächtiger Schimmel, habe in Rom bald einen
ganz kurzen, bald einen ganz langen Schweif ge-
tragen. Der kurze sei der natürliche gewesen, der
lange sei vom Hofsattler immer angeschnallt worden, so-
bald der Kaiser nicht als Garde du corps, sondern
als Husar ausritt. 17) Es wird nicht viel fehlen. I8) Seht
einfach! 1°) „Ein oller Jesuwiter“. *°) Behalten. 21) Wal-
dersee. 2a) Ein Reitergeneral, es, Verhandelte. -*) Com-
mandeur der päpstlichen Garde. 26) Von Rom aus. 2t!) Zut
Geschäftsübernahme. 27) Irgend ein Jud zu gutem Zint
vorschiessen wird. 26) Wartburg.
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Martin Cutber-Plutarcb
Auf dem Reichstage zu Worms forderte der
Kaiser Luther auf, zu widerrufen.
„Majestät." erwiderte dieser ernst, „vor wem
haben Sie mehr Respekt — vor Döllingcr oder
Schell?" _
Ein Mucker, den man den „Schamhaften
Adolf" nannte, meldete Luther erfreut, daß
die Lensorcn in einem Schillerschcn Gedichte
den „Busen" zu streichen gedächten.
„<£> über euch Heuchler!" rief Doktor Mar-
kinus empört. „Das Wort sic solle» lassen
stahnl" _
Luther sagte einst, das Bcichtsitzcn im
Augustinerklostcr sei für ihn eine „Marker-
bank" gewesen.
„Das kann ich von mir nicht behaupten,"
sagte ein befreundeter Beichtvater.
„Ist das eigentlich wahr, daß Dir der Her-
zog Erich von Braunschwcig auf dem Reichs-
tag zu Worms eine Ranne Eimbccker Bier
reichen ließ?"
Als Luther auf der Wartburg die
Bibel übersetzte, erschien plötzlich der Teufel
in der Gestalt Prof. Oclitzsch's, um ihn
durch einen Bibcl-Babcl-Vortrag in seinem
Glaube» wankend zu machen.
Da geriet!) Luther in eine große wuth.
„Hier hast Du meinen HolI mann-Bricf,"
schrie er und warf ihm das Tintenfaß an den
Rspf.
Si cum Jesuitis, non cumjesu itis!
Ihr wandelt nicht auf eures Herrn und
Heilands wegen,
wenn ihr den dunkeln Pfad der Jesuiten
geht!
Der Herr hat dieser Welt dereinst das Licht
gepredigt,
Und Frieden allen Menschen! war sein
höchst Gebet.
Doch sie, die angcmaßt in stolzer
Ueberhcbung
De» hehren Namen sich von Gottes
cinz'gcm Sohn,
Sic bringen Nacht in unser Land und säen
Zwietracht
Statt Frieden von der Hütte bis zum
Königsthron I
Der Herr hat seine schlimmsten Feinde
stets gesegnet,
Am Kreuze noch für sic zu flch'n er nicht
vergaß,
Mit Anathemcn, Rache, Haß und Groll
verfolgten
Von jeher ihren Feind die Söhne Loyolas!
Der Herr verschmähte dieser Erde Gold
und Güter,
Hat's nur zu einem härenen Gewand
gebracht . . .
Doch diese Iesu-Iüngcr speichern Millionen
In ihren Klöstern auf mit schlauem
Vorbedacht!
Am Liebsten würden sie das freie Wort
erschlagen,
Uns heimlich schleichend stehle» unser eignes
Rind,
2luf daß die Jugend hinter ihren düstcrn
Mauern
2lls ein Gezücht erwachse, wie sic selber sind!
Rust sic nur wieder, laßt sie neue Zellen bauen,
Bald stiegen sic in Wolken von dem
Bienenhaus
Und saugen all' den schönsten Blüten eures
Volkes
Das Lebensmark mit ihrem gift'gcn
Stachel aus!
wer noch ein treues deutsches Her; sein
eigen nennet,
wer liebt sein Vaterland, kein feiler
Römling ist,
Der nehme eine starke Geißel sich und wehre
Der schwarzen Feinde Ansturm ab als
guter Christ!
Zum Kampf empor, wem nicht die ganze
Scham erstorben!
Zum Kampf empor, wer noch zu seinem
Heiland steht!
Ihr wandelt niemals auf dem weg des
wcltcrlöscrs,
wenn ihr den dunkel» Pfad der Jesuiten geht!
Ruclolk Grein;
Epistolae virorum obscurorum
novissimae
x.
Adolphus Pudicus1)Augusto Nigro2)
collegae 8. D.
Mirabile tibi videbitur, optime confrater in
Deo, quod hodie tibi scribo. Nam me quam
inimicissimum tuum aspicere soles, hodie
autem amicus venio et verus pastor ovium me-
arum. Tempora mala sunt, confrater, ac om-
nes alti se conjungunt, qui antea inimiciores
erant quam nos, per exemplum: Schuckert
et Siemens, Helios et ÜniVersalis,s) et
per totarn aeram4) nostram cupido vadit, tru-
stos5) faciendi contra hostem communem.
Quare nos hoc non possemus, confrater?
Noster communis hostis est incredulitas ho-
dierna,6) qui nobis duobus certantibus se gau-
det. Ergo tibi proponere volui, ut nos unum
trustum confessionalem faciamus more
electrica: cum uno directorio ex utraque parke
selecto, excludentem omnem concurrentiam
inferiorem!7) Id esset unum negotium ut alia,
sed tarnen multo profitabilius, nam quis con-
tra nos unitos posset? Nec tantum interest
inter tuam et meam firmam,8 *) ne hoc fieri
posset. Nos pastores amamus Lutherum,
vos parochi et capellani liferum (aut tres
quatuorque); nos sumus firmi in liberis, vos
in libris, nos improbamus“) vestrum Leo-
nem Romanum, vos nostrum leonem
Vitaebergensem, domina Martini nostri
Catarina nominatur, vestra Catula — habe-
mus ergo tarn multas bonas qualitates et ae-
qualitates inter nos, ut non dubito, quin op-
time cooperare possemus. Et si totam capi-
talem10) suam uterque in negotium apporta-
verit,11 *,) firmior firma non erit in mundo.
Quid dicis, amice? Scribe mox sub litera
„Wartburg“ amico tuo vero et sincero A dolpho.
Salutes!
XI.
Augustus Niger Adolphe Pudico col-
legae 8. D.
Pax sit tecum, confrater! Tempus aestivum
est18) et sanguis in cerebrum ascendit, quare
non mirabile mihi videtur, quod scripsisti.
Sed tarnen ego propositionem tuam accipere
non possum, quum necessaria mihi non videa-
tur. Nam illa unio, quam tu contra incre-
dulitatem appetis, mox alio modo perfecta erit.
Nonne legisti, quid in urbe Roma evenit circa
idus Majas?13) Imperator Germaniae impera-
torem mundi visitavit14) portatus ab uno albo
cavallo,15) qui duas caudas habuit.16) Haec
caudae erant Catholicismus et Protestantismus
nec multum deerit,17) ut mox haec duae firmae
per unam personalem unionem uniantur.
Quomodo? rogas. Simplex veri sigillum!18)
Imperator noster nihil aliud ad faciendum
haberet quam Catholicus fieri — tum
tota causa esset finita! Rampollam per
Bülovium substituimus, qui jam tarnen
unus vetus Jesuita19) est, et Bülovulus tum
polest martere in Roma, quam sic amat et
habere20) secum omnes Jesuitas, quos etiam
amat. Silvalacus21 *) qui nunc equitum gene-
ralis ”) est, fit generalis Jesuitarum ac, ut scis,
jam cum momentane generali Jesuitarum de
successione sua tractavit.*3) Loe designatus
est dux cohortis papalis24) et semper ei ser-
mones papagenitas facere licebit. Germania
definitive de Roma25) regnatur, quod eo possi-
bilius, quia Centrum nihilominus in
vigiliis est et omnia curat optime. Ad
transactionem negotii,20) ut Papa ipse dixisse
dicitur, nil necesse est quam viginti millio-
nes marcorum, quas Judaeum ullum nobis
cum bonis pensitationibus commodaturum
esse27) non dubito. Sic ergo res bene gestae
erunt et tu, confrater, expectare potes even-
tum eo magis cum jam in arce expectationis28)
sedes. Usque ad hoc salutat te optime tuus
Augustus Niger.
>) Der schamhafte Adolf. 2) Der schwarze Aujust.
v) Die Allgemeine Electricitätsgesellschaft. 4) Zeitalter.
6) Trust’s. ü) Der moderne Unglaube. 7) Gegenseitige
Concurrenz. 8) Firma. ®) Wir schimpfen. lu) Capital,
tt) Jn’s Geschäft mitbringt. 12) Es ist heiss. 1Jt) Um die
Iden des Mai herum. u) Besuchte. 15) Auf einem Schim-
mel reitend. 16) Ein Korrespondent der „N. Zur. Ztg.“
hatte die Schauermär verbreitet, Kaiser Wilhelms Leit*
pferd, ein prächtiger Schimmel, habe in Rom bald einen
ganz kurzen, bald einen ganz langen Schweif ge-
tragen. Der kurze sei der natürliche gewesen, der
lange sei vom Hofsattler immer angeschnallt worden, so-
bald der Kaiser nicht als Garde du corps, sondern
als Husar ausritt. 17) Es wird nicht viel fehlen. I8) Seht
einfach! 1°) „Ein oller Jesuwiter“. *°) Behalten. 21) Wal-
dersee. 2a) Ein Reitergeneral, es, Verhandelte. -*) Com-
mandeur der päpstlichen Garde. 26) Von Rom aus. 2t!) Zut
Geschäftsübernahme. 27) Irgend ein Jud zu gutem Zint
vorschiessen wird. 26) Wartburg.
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