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Nr. 25

Die alte Leier

Aus dem lyrischen

LagcW des Leutnants v. Le'rsewih:

Sängerkrieg

Meine Herrn! Neulich Frankfurt jcwcscn,
Sehr jur jcfallcu. Famoses Nest!

Iradc jcwcscn Sängcrfcst.

Feines Publikum. Erste Jrößcn!

Alles in Allem brillant jcsungcn.

Eintrittsjcld wirklich nich jercuk.

Leute können wat. Sehr jefreutl
Manches trotzdem vorbeijelungcn:

Singe» vor Allem zu schwere Sachen!

Is ja jur, aber mir der Zeit
SrLrr dar die frohe Icmürhlichkcit —

Müssen sich an war Leichteres machen;
Beispiel: „Des Deutschen Vaterland"

Eder: „War blase» die Trompeten?"
„preisend mir viel schöne» ?icdcn",

Der is nich schwer un doch amüsant.

Bleiben dann Sänger verschont davon,

Daß sic bei solche» schwierigen Thören
Sich sammr ihren exquisiten Tcnören
Vcrbiestcrn jleich um 'neu janzc» To»!

Mehr Melodie! Dann klappt die Lhosel

Dann jcht eine neue Acra an

Von Männerchörcn, die wirklich zroßc!

Da können die Andern jar nich 'ranl
P. 8.

llrbcrhaupt in llnisorm singen,

Herr Dirigent natürlich auf Pferd!

Disciplin in die Sache bringen!

'.1 a — wird schon werden!

Morjen! Kehrt!

Mcde! McKe!

D wie wird jetzt unsrer Guten
Schwarzes patriotenherz
Im geheimsten Innern bluten
Und verkrümmen sich vor Schmerz!
Strömt herbei, ihr völkerschaaren
von der Iller bis zur vilsl
Hört es, wie mit Luch verfahren
Dieser Herr von podewils!

D wie hat er sich erniedrigt!

Dffen hat er's ausgedrückt.

Daß „auf's Aeußerste befriedigt"
von Berlin er, und entzückt;

Daß das Schönste, was vorhanden,

Die „Allee des Sieges" sei,

Wo doch lauter Protestanten
Und kein Tilly steht dabei!

. JUGEND •

Doch das Schlimmste, was geschehen
Und die allergrößte Schand'

War: „Wir Bayern wollen gehen
Mit den Preußen Hand in Hand!"
Wehe! Wehe! Nicht die „Neu'sten",

Nicht die „Jugend" und so fort,

Nicht die Blätter, die verpreußten —
Podewils sprach dieses Wort!

Traure, treue Bayernseele!

Aus der Mitte Deines Schild s
Brach das schönste der Juwele:

Dich verrieth Dein podewils,

Statt der weiß und blauen Schwingen,
Zog er weiß und schwarze an —

Und das hat mit ihrem Singen
Die Bülorelei gethan! a. i>. n.

Uom internationalen Kongress

für angewandte Chemie in Berlin

ist noch über einige Vorträge zu berichten, die in
den Tageszeitungen nicht die verdiente Würdigung
gesunden haben.

Der ProsessorLucanus berichtete über den
Verduftuugsprozetz bei Ministern, der nach
ihm Lucanisierung genannt wird. Bei dem Ver-
dustungsprozetz scheidet sich der metallische Minister-
gehalt von der Rangkrhstallisation; es verbleibt als
Niederschlag der nur mit einer dünnen Pensions-
lösung leicht gesättigte Rang. I» vielen Fällen ge-
lingt es gar nicht, das Agens nachzuweisen, das den
Verduftungsprozetz ins Leben ruft.

Der cand. ehern, pract. Freiherr v. Streber
Saxoborussiae (XX, XXX, X) sprach über Verbin-
dungen im Allgemeinen. Der Vortragende, der
mitten in der angewandten Chemie des Verbindungs-
lebens steht, erwähnte nur flüchtig diejenigen Ver-
bindungen, die sich chemisch als EDO« und LDC -
Verbindungen charakterisiren, und die er als Verbin-
dungen von untergeordneter Bedeutung bezeichnete.
Ausführlicher behandelte er die aktiven Verbindungen
höheren Ranges, die dem X 86-Verbände angehören.
Diese Verbindungen beeinflussen unser ganzes Le-
ben im reichsten Matze; es ist dem Vortragenden
gelungen, verflüssigte Atome dieses Einflusses selbst
in den entferntesten Kreisen nachzuweisen. Die
X 8 6 - Verbindungen entwickeln einen kräftigen
Widerstand gegen anorganische Blasenbildungen
und beweisen eine spekulative Anpassungsfähigkeit
an die.Reaktion. Sie sind schwer löslich, reagieren
auf Assimilirungsversuche sauer und verhallen sich
gegen die Rezeption von Fremdkörpern sehr spröde.
Im praktischen und Erwerbsleben spielen sie eine
grotze Rolle.

Der Geschästssührer der G. m. b. H. Harmonie
Dr. Saenger sprach über den Einfluß der
Feuchtigkeit auf die Bildung von Tou-
»welleit. Versieht man die menschliche Kehle mit
einem Ueberzug von Dcstillationsprodukten,
so ergeben sich chemische Verbindungen» die in der
Chemie MGV, in der Laienwelt Männergesang-
verein genannt werde». Sie erzeugen in den
Kehlen Tonwellen von verschiedener Stärke. Je stärker
die letzteren sind, desto schneller verflüchtige» sich die
Destillationsprodukte; und in demselben Verhältnis,,
in dem die Trockenheit der Kehle zunimmt, nimmt
die Stärke der Tonwellen ab. So bilden hier Ur-
sache und Wirkung eine ununterbrochene Kette, die
demjenigen dlGV, der die chemisch reinsten Ton-
wellen erzeugt, als Kaiserpreis zusällt.

A'i-ido

Kleines Gespräch

„Was fallt Dir denn ein, Kathl," brummte
Hochwürden, „daß D' scho wieda an Pfarrers-
köchinnentag einberufen willst?"

„A Dankadreß au den Berlichingen in
Würzburg wolln ma beraten, weil er gsagt hat,
die hl. Ptaria waar a nix anders gwe'n als a
— Pfarrersköchin I"

1903

„fllännerscbönbeit“

ZU zeigen, war der Iweck einer Loncurrenz, die jüngst
in Men stattfand. La. 70 junge Männer, nur mit
einer dürftigen Badehose bekleidet, stellten sich der (auch
aus Damen bestehenden) Jury vor und producirten
sich von verschiedenen Seiten in Fechter- oder Athlctcn-
rhnlichen Stellungen.

Auch der „stärkste und schönste Mann
Bayerns" soll, wie wir hören, sich betheiligt
und namentlich dadurch Aufsehen erregt
haben, daß er ganz allein das Bayernland
(den 6Iodus bavaricus) trägt und hält und
trotzdem nie unbescheiden ist.

Makl-Manöver

„Line Frau kann vieles durchsetze»," so heißt
es in dem Lcutrumsorgan „Christliche Pilger"
in einem Artikel, welcher die Frauen auffordert,
sich mehr um die Wahlen zu kümmern, „Hier
haben die Frauen ein weites Feld der Wirksam-
keit; mögen sie jetzt schon mit der Gewissens-
erforschung des Mannes beginnen. Am Wahltage
gilt es, die ihr vom Schöpfer verliehenen natür-
lichen Gaben für das Wohl des Volkes, des
Staates und der Kirche praktisch anzuwenden."

wir sind nun in der Lage, ein Schriftstück mit-
zutheilen, das mit Dbigem zusammenhängt und
folgendermaßen lautet:

Brief einer ultramontanen Frau
an ihren Freund, den schwarzen Aujust.

verehrter Freund!

Getreu Ihrer Aufforderung habe ich heute
meine natürlichen Gaben, welche mir Gott in
so reicher Fülle verliehen, bei meinem Manne
praktisch angewendet, und ich will Ihnen nun
sofort Bericht erstatten. Um (2 Uhr, pünktlich,
wie sonst nie, servirte ich das erste Dutzend Lcber-
knödl in der Suppe. Lr verschlang sie mit Wohl-

gefallen. Dann kam sein Lieblingsbrateu — er
lachte. Dann feine Lieblingsmehlspeis — da
strahlte er. Und als ich ihm eine Flasche alten
Rheinwein, welcher sonst nur bei festlichen Ge-
legenheiten auf den Tisch kommt, genehmigte,
war er einfach weg. Nach dem Lssen brachte
ich selbst den Kaffee und steckte ihm eigenhändig

4zb
Register
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
A. D. N.: Wehe! wehe!
[nicht signierter Beitrag]: Männerschönheit
Frido: Vom internationalen Kongreß für angewandte Chemie in Berlin
Monogrammist Frosch: Die alte Leier
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: Sängerkrieg
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Männerschönheit"
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Wahl-Manöver"
[nicht signierter Beitrag]: Wahl-Manöver
 
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