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Nr. 25

JUGEND .

(Redaktionsschluss: 8. Juni 1903)


was tbu’ ich mit dem Sozialisten,

Der auf den Umsturz sich versteift,

Sich mit der Freiheit pflegt zu brüsten
Und tanzt, wie ihm ein Singer pfeift?

Der um sich schmeißt mit morschen Phrasen
Und gegen Alles pflegt zu rasen,
was die Regierung ausgcdacht,

Damit sic Deutschland wehrhaft macht?

Marie: noch einen Schoppen!

Und auch den Freisinn ä la Richter,

Dem der Soldat ein rothes Tuch,

Und welcher Tag um Tag erpichter

Auf prinzipiellen Widerspruch —

3in Reichstag kann ich ihn cntrathcn
Mitsammt dem wilden Demokraten,

Von dem noch Rcin's hcrausgckricgt,
wo seines Daseins Endzweck liegt!

Ich bleib' vor meinem Schoppen!
was können Polen, Dänen, Welfen,
Was kann ein Reichslandshalbfranzos
Dem deutschen Mann am Wahltag helfen?
Mit wilden ist erst recht nichts los!

Enfin, es bleibt in wallots Tempel
Zuletzt genau der alte Rrempel,

Der weder nützlich ist noch nett —

Drum geh' ich nicht in's wahlclosctt!

Marie: noch einen Schoppen!

Und zwar den letzten, liebes Mädchen,

Denn sechse Hab' ich schon bestellt,

So daß sich wie ein Rreiselradchcn
Um mich im Lirkcl dreht die wcltl
Auf Zaubcrflügcln fortgctragen
Fühl' ich ein großes Wohlbehagen,

Vermischt mit Jugcndkraft zugleich —
prost Blume! Liebes deutsches Reich:
Dir kommt mein letzter Schoppen!

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH: Redaktion: F. v. OSTINI, I)r. S. SINZHE1MER, A. MATTHAI, F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. SINZIIEIMKR.
G. HIRTH’s Kunstverlag. Verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München. Druck von KNORR & HIRTH, G. in. b. H., München.

ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
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Paul Rieth: Zeichnung zum Gedicht "Am Wahltag"
 
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