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Nr. 26

1903

Darum!

Auf dem Seschlechtstag derer v. Bülow ermahnte
der Reichskanzler die jungen Bülow's, sich stets das
Motto vor Augen zu Hallen, das auf dem alten
Familienbuche von 1782 stehe:

Die Tugend und die Höflichkeit
Adelt den Menschen alle Heit.

preisend mit viel schönen Reden
Ihres Hauses alten Stamm,

Saßen jüngst die Herrn von Bülow
In dem Bade Heil'gendamm.

Und es sprach der gute Bernhard:

Seht dies Haus und seine Macht I
Haben rvir's in allen Fächern
Nicht unendlich weit gebracht?

Als Barone und Beamte,

In Armee und Politik,

Ueberall sind wir die Listen,

Ia sogar in der Musik.

Doch was ist's, das vor den Andern
Solchen Adel uns verleiht?

Weil wir immer lieb und nett sind!
Tugend ist's und Höflichkeit!

Und es riefen alle Bülow's:

Berni trifft's doch allemal!

Graf im Wichs, Ihr seid das reinste,
Höchste Bülow-Ideal! A. D.

Der neue Plutarcb

„Glauben Sie, daß es bald ;u einem See-
kriege zwischen der Union und Deutschland
kommen wird?" fragte in Ricl ein Reporter
einen amerikanischen Marineoffizier.

„No, Sir, uir geben den Outcbrnen Zeit, zu
vergrößern ihre Flotte, dann macht deren Be-
siegung mehr Spaß," erwiderte der Sccheld
herablassend I

„Da hast cs ey!" eapportirte der hl. Pe-
trus vorwurfsvoll. „Oa Bischof und Pfarrer
nach dem andern schreit ey, cs waar koa Dran-
denka, daß in Himmi kemina kunnt, wer net
Lentrum wähl'» thaarl"

„Hcrrgottnochamol!" seufzte der Herrgott
betrübt, „dö Hab' i mir schö übern Ropf
wachsen lassen!"

. JUGHND .

Kiemülhsmenschen

Der Dberstleutnant Mischitsch, einer der Haupt-
Mörder des serbischen Königs, soll das Hinauswerfen
der Leichen aus dem Fenster mit den Worten: „Rein,
das ist eine Rohheit!" mißbilligt haben.

Es geht doch nichts über's feine Gefühl
Und über empfindliche Seelen!

Es kann sich selbst mitten im Mvrdgewühl
Ein edles Herz nicht verhehlen.

Da dringt Berräther- und Mördcrpack
Und ähnliche „bessere Sorten"

Des Nachts in den königlichen Konak,

Den Fürsten des Landes zu morden.

Erst massakrirt es die Wächterschaar,

Dann sprengt es mit Bomben die Thüren,
Dann zerrt es ein halbnacktes Königspaar
Wie Vieh herum an den Vieren.

Dann sticht es die Armen wie Hämmel ab
Und hackt sie zusammen zu Klumpen,

Da schreit: „Jetzt werft sie zum Fenster herab!"
Auf einmal einer der Lumpen.

Doch siehe, nun naht das edle Gefühl
Sich plötzlich in strahlender Hoheit:

„Nein!" ruft ein Andrer, „das wäre zuviel!
„Das geht nicht! Das ist eine Rohheit!"

Dies Wort hat wirklich mir wohlgethan
Bei all dem grausen Verderben.

Respekt! Man sicht's ihnen nur nicht an:
Sie sind ein Culturvolk, die Serben!

A. I>e Nora

Der Menschenkenner

Die alte Mar von einem Menschenkenner
Will mir nicht aus dem Sinn. Ein König war's.
In grauer Griechenvorzeit — ein Tyrann,

Doch milde Größe war ihm eigen — er durchschaute
Das Herz der Menschen mit weitoffnem Auge.

Trotzdem blieb seinem Thron der Haß nicht fern.
Und eines Morgens wurde ihm berichtet:

Sein Lieblingssklave, den er zärtlich liebte.

Sei, ihn zu morden, vom Verrath gedungen.

Er ließ den Knaben rufen. Feste» Auges
Sah er ihn gradwegs an und fragte klar:

Ob's wahr sei, was ihm Finst'res hinterbracht?

Der Knabe lächelte und schwieg. Da winkte
Der König ihn heran und sprach voll Güte:
Verzeih, mein Kind, und jetzt — rasiere mich.

Und wie gewohnt ergriff der Lieblingssklave
Das Becken, seifte den Gebieter ein
Und lächelte und schärfte lang das Messer —
Und schnitt dem Menschenkenner

glatt den Hals ab.

Soiö, j903 Otto Cricb fiartlcbcn

Liebe "Jugend!

Wir sind zwei Ungarn, die hier in Cöln zum
Studium weilen. Heute besprachen wir bei Tisch
die jetzigen Verhältnisse in Ungarn, und mein
Freund sagte: „Franz Josef hat ja die besten Ab-
sichten, aber die Camarilla arbeitet gegen uns."
Unsere Wirthin, eine biedere „Kölsche", fällt ihm
hier ins Wort und spricht:

„Ich habe bis jetzt immer geglaubt, daß die
Frau vom Franz Josef Elisabeth heißt I"

472

Im Jenseits der Süd-Slaoen A

Ltambulow: „Ah Majestät, auch hier? Ich bitte
zu entschuldigen, daß ich Ihnen keine Hand reichen
kann."

Sascha: „Und wir bitten zu entschuldigen, daß
wir keine Verbeugung machen; man hat uns das
Genick gebrochen."

Rulrurhistorische Entdeckung

Bereits die „Jungfrau von Drlöans" trug ein
Reformkostüm. Dies beweist die letzte Scene des
Schillerschen Dramas, wo es heißt:

„Der schwere Panzer wird zum Flügel-
kleide."

" Der neue Plutarcb

Ein sorgenvoller Monarch betrachtete sich
im Spiegel.

„Schon wieder neue Falten!" seufzte er.
„King Edward auch!" bemerkte der Bant
merdicner.

„Aber Bügelfalten!"

„wie, dieses Denkmal soll 422,222 Mark
gekoster haben?" fragte ein Fremder einen
Hamburger.

„Dar Denkmal an und für sich kostete,
mcen' ick, nur 122.222, aber die Enr>
hüllungsfestlichkeircn 222,222 Mark."

„Die in Serbien deunr müaffen doch a
recht a schlcchrs Bier Ham," sagte ein Hof-
bräuhausstammgast zu einem Harrschier.
„warum denn?"

„Lto, fallt'« cbba uns ein, um die 3 ei»
furtz'gehn und Leut rsdtz'schiassen?"
Register
[nicht signierter Beitrag]: Kulturhistorische Entdeckungen
Monogrammist Frosch: Im Jenseits der Süd-Slaven
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
A. De Nora: Gemüthsmenschen
A. D. N.: Darum!
Otto Erich Hartleben: Der Menschenkenner
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Darum!"
 
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