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Nr. 28

1903

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Bitter narbder- Mahlschsakbt
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I.

Minister litten große Noth,

Und höre nur, wie bös' er war,
Er schalt den guten Pod sogar.

Das deutsche Volk, der gute Hund,
Der vor den Reichstagswahlen stund,
Den malträtirte fürchterlich
Mit seinem Maul der Diederich.

Da biß der Hund ihn in das Bein
Ganz tief bis in das Blut hinein.

Sieh einmal, da steht er,

Pfui, der Struwwelpeter!

Ruppig, struppig, sittenlos,

Aber dick und riesengroß.

In Berlin und Sachsen
Ist er schnell gewachsen,

Sonst bekam er überall
Auch die größte Stimmenzahl —
pfui, ruft da ein Jeder
Solch' ein Struwwelpeter!

i

Der Diederich, der Diederich,

Der war ein arger wütherich,
Er hielt viel Reden grauenvoll
Und wollte immer höhern Zoll,
Die Sozi schlug er mausetodt,

Nun liegt der böse Diederich da:
Sein Durchfall gleicht der Lholera,

Und Bruder Mertel sitzt dabei —
Recht bitter ist die Arzenei.

ii

Das war beim Zolltarifgesetz.

Die Sozi machten große Hetz'

Und als sie so mit Singersang
Das Haus erfüllten tagelang,

Da fand nur De. Barth es schön,

Den wüsten Schreiern beizusteh'n.

Ei, sprach er, ei wie schön und fein
Ist's, bei der Obstruktion zu sein.

Ich schließe mich an Singer an

Ich bin Herrn Singers „junger Mann."

Eugen, die schlaue Katze,
Erhob zwar seine Tatze
Und drohte mit den Pfoten:

„M geh' nicht mit den Rothen!
Miau, Mio! Miau, Mio!

Du gräbst Dir selbst die Grube so!"

Der Barth hört' auf die Katze nicht
Und hielt sich an den Sozi dicht.

Doch weh, als es zur Stichwahl kam,

Da war der Sozi doch infam,

Schrie: Was geht mich der Freisinn an?
Ich wähle keinen Bürgersmann.

Und sieh, verbrannt mit Haut und Haar
Ist fast die ganze Freisinnsschaar,

Lin kleines Häuflein blieb allein,

Zieht traurig in den Reichstag ein.

Und hier sieht man Eugenen
Aufschluchzen unter Thränen:

„Miau, Mio! Miau, Mio!
wo, lieber Barth, wo bist Du? wo?"
Und seine Thränen fließen
wie's Bächlein auf der wiesen.

E.

wenn das Wahlgeschrei erbraust,
Jeder seinen Gegner zaust,

Bleibt ein Mann mit Hosenschlitzen
Besser in der Stube sitzen.

Doch der Ahlwardt dachte: Nein!
Das muß draußen herrlich sein.

Und im Wahlkampf patschet er
Mit zerrissner Hos umher.

Hui, wie pfeift der Sozi wild!
Und der Freisinn wutherfüllt!

5 io
Register
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Neuer Reichstagsstruwwelpeter"
A. De Nora: Neuer Reichstags-Struwwelpeter
 
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