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1903

Der AaHrstuhl

Ein Berliner nidrchen aus den Akten der
Pommernbdnk und des Berliner Preüeklubs

(Es war einmal ein Fahrstuhl.

Der war so bequem und glitt so
geräuschlos auf und ab, daß ihn
jeder Dieb und jeder angehende
Bankdirektor bewundernd betrachtete.

Aber er war leider so theuer, daß
ihn ein gewöhnlicher Sterblicher
nicht kaufen konnte. Er kostete näm-
lich jo,ooo Mark. Aber, wie gesagt,
schön und bequem war er. Und so
kam es denn, daß vor dem Schau-
fenster, drin er ausgestellt war, von
früh bis Abends stets eine Menge
Menschen stand und ihn sehnsuchts-
voll begaffte. Eines Tages — es
war schon ziemlich spät und das
Elektrische brannte bereits — kam
ein uneigennütziger Herr mit Mo-
nocle und Brieftasche die Straße da-
her. vor dem Fenster, drin der
Fahrstuhl stand, stand ein andrer
ebenfalls uneigennütziger Herr, der
in der einen Hand ein Notizbuch,
in der andern einen Bleistift hatte.

„Ach! wer den Fahrstuhl besäße!"
seufzte der mit dem Bleistift.

„wollen Sie ihn haben?" fragte
der mit der Brieftasche.

„O wie gern! Aber ich habe kein Geld!"
jammerte der mit dem Bleistift.

„Hier haben Sie welches", sagte der mit
der Brieftasche und entnahm dieser zwanzig
Tansendmarkscheine und einen Fünfhunderter.

„Das ist zu viel", lispelte der mit dem
Bleistift.

„Nur ein Darlehn", zwinkerte der mit der
Brieftasche.

„Ohne Zinsen?" flötete der mit dem
Bleistift.

„Und auf Nimmerwiedersehn!" grinste der
mit der Brieftasche.

„Ich habe meinen Fahrstuhl!" jubelte der
mit dem Bleistift.

„Und ich habe ein gutes Renommee",
kicherte der mit der Brieftasche. Und die beiden
uneigennützigen Herren lüfteten vor einander
die Lylinder und gingen weiter, der Eine rechts
und der Andere links. Tarab

. JUGEND •

Österreichisches Ztossgebetleln zu Tranz Kossutb

Von Kassian Kluibcnscbädd, Guifelemalcr

Nr. 29

Heiliger Franz Koffuth, wir flehen zu dir: Rette uns aus dem

österreichischen Obstruktionsschlund,

Dieweil er ansonsten über Nacht unsere ganze dualistische Monarchie

verschlucken kunnt!

Erhalte uns, o Helfer in der Noth, die gemeinsame Armee auf

dem gegenwärtigen Stande

Und treibe alsbald zu paaren die ganze revolutionäre Schwefelbande!
Insonderheit wir aus unseres Herzens tiefster Bedrängniß auch

inbrünstiglich zu dir beten:

Erlöse du uns von des Ausgleiches fürchterlichen Sorgen und Nöthen!

Erbarme dich, o mächtiger Schirmherr, in Huld und Gnaden

Des armen 'Khuen-Hedervary, des abgetakelten Banus der Kroaten!

Auf daß ihm nicht schon in seiner ersten Ministerblüthe werde

das Gnack gebrochen,

Trotzdem er auf seinem Bauch demüthig ist vor dir zu Kreuz gekrochen!
Lob- und Preisgesänge sollen dir Tag und Nacht ohne Aufhören erschallen,
Erweise dafür deinen unterthänigsten Dienern den großen Gefallen
Und thue dem schlimmen Barabas, dessen Namen wir schon in der

Bibel lesen mit Grauen,

Eine gehörige Schelle um sein gottverlassenes Lästermaul hauen!

O heiliger Franz Koffuth, laß' uns dein Herz nicht hart wie Kieselstein finden,
Sintemalen du die letzte Zuflucht bist all unserer politischen

Dummheiten und Regierungssünden!
So fest wie auf Sanct Petri Felsen wollen wir bauen auf deinen

erlauchten Namen

Mit deiner gütigen Lrlaubniß die Zukunft unseres Staates! Amen!



Körber-Larlos: «Armin Arm mit Dir', so ford'r
ich mein Jahrhundert in die Schranken."

MadlproleslNeber

„Hallet den Dieb! Haltet den Dieb!"
ruft es laut zur Rechten und zur Lin-
ken. Und der loyale Staatsbürger,
der es Allen recht machen möchte, weiß
gar nicht, wo er vor sittlicher Entrüst-
ung zuerst hinlaufen soll. Es ist doch
etwas Schönes um diese sittliche Ent-
rüstung. Sie beweist, daß wir noch
nicht so tief gesunken sind, wie die
durchgefallenen Reichslagskandidaten
behaupten. Wo man hinhört in deut-
schen Landen, überall sittliche Entrüst-
ung. In Fürth und Würzburg sind
es die Sozialdemokraten, die für ihre
Gegner erröthen. Dort sollen nämlich
die Schwarzen und Nationalliberalen
gemogelt und im letzten Augenblick
Stimmzettel von besonderer Größe ein-
geschmuggelt haben. Ist das richtig,
so war es mindestens ein Verstoß
gegen den gewöhnlichen Anstand. Oder
haben die Herren vergessen, daß wir
jetzt in Deutschland das Closet einge-
führt haben, und daß in jedem Closet
mit deutlichen Buchstaben geschrieben
steht, man solle zu großes Format und
zu starkes Papier vermeiden?

Aber noch schlimmer scheint es in
Berlin hergegangen zu sein. Dort
sollen die Genossen, wenn man den Staatser-
haltenden glauben darf, geradezu haarsträuben-
den spiritistischen Humbug getrieben haben. Mit
Hilfe von Valeska Töpfer, Bertha Rother und
anderen Medien wurden Todte vor die Urne
zitirt. So will man am Stichwahllage den alten
Liebknecht leibhaftig im Closete an der Wilhelm-
straße erblickt haben. Ja, Geschäftsreisende und
Hausirer, die notorisch am Wahltage in Mainz
oder Basel waren, haben dennoch in Berlin einen
rothen Zettel abgegeben. Möglich, daß auch
einige Todkranke noch in letzter Stunde im In-
teresse der guten Sache gesund gebetet wurden.
Nur merkwürdig, daß sie dann nicht erst bei Herrn
Stöcker angefragt haben, wen sie wählen sollten.

Es ist etwas Schönes um die sittliche Entrüst-
ung. Aber so recht schön wäre es doch erst,
wenn jede Partei über sich selbst erröthete und
Wahlprotest gegen die Wahl ihres eigenen Kandi-
daten einlegte. Vielleicht sind wir in fünf Jahren
soweit!!! Tarub


- ■ '’*






»►ei, Du dicker Wassergoff,

Deine Zähne sind ein Spott! —<i
Ruit uom Fels die fixe,

Dunge, feuchte Ilixe.

»►Komm’, Du süsser eiefcmf,
nimm’ »>ODOIi<i aus meiner Band,
Denn Dir fehlt nur noch allein
ein Gebiss von eifenbeinh



\ Co

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j».

5-9
Index
Kassian Kluibenschädl: Österreichisches Stoßgebetlein zu Franz Kossuth
Tarub: Der Fahrstuhl
Tarub: Wahlprotestfieber
Monogrammist Frosch: Körber-Carlos
 
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