1903
wird der Biedermann erkannt
Und es sprach sogar sein Bruder:
„No! Ich war' ein dummes Luder,
Stimmt' ich für das Zollprojekt,
Das der Josef ausgeheckt!"
Fast das ganze Oberhaus
Sprach sich gleichfalls ähnlich aus.
Und vielleicht ging doch der Krug
Bald zum Brunnen lang genug •
Und vielleicht wird seiner Macht
Doch mal jetzt ein Lnd' gemacht,
Trotz des Balfour Niedertracht
Und des ungewaschnen Maules
Seines Freundes Gibson Bowles!
Brach' der Tropf sich das Genick,
wär's der ganzen Welt zum Glück!
Herodot
Jfn Detlev von Ciliencron
Detlev von Liliencron erhält von Kaiser
Wilhelm jährlich 2000 Mark.
Das hättst Du nie gedacht,
Daß so von ungefähr
Du würdest über Nacht
Des Kaisers Pensionär.
Heil wie die Thaler blinken!
Das Geld ist rar, der Durst ist stark.
Zum Dichten und Vertrinken
pro Jahr zweitausend Mark!
Es reicht die Majestät
Die Hand herab vom Dhron,
wie gut, wenn Einer Poet
Und außerdem Baron!
Und trug er die Epaulette
Und trug er gar ein Portepee,
Ist er Genie — ich wette —
Vom Scheitel bis zur Zeh!
Du warst's auch in Livil,
Und eh' man Dich entdeckt.
Dein herrlich Saitenspiel
Hat uns vom Schlaf erweckt.
Und jetzt — o schaut! — erlöst es
Vom Bann den kaiserlichen Herrn
Und wirkt der Wunder größtes:
Der Raiser wird modern!
wohlan! Steig' in den Bügel!
wir folgen alle mit.
Auf! Mit verhängtem Zügel
Zum Adjutantenritt!
wir wollen nicht verschnaufen,
Solang noch ein Feind im Feld.
Auf! Lehr' die Lauffe laufen
Wohl bis an's End' der Welt!
Edgar Steiger
Hld-I)eidelber9!
Von eme alde Zrankforder
Des Heidelberg leiht zwar ganz nett,
Des kimmt em sehr zu Schdadde,
Doch wann es aach en Bahnhof hätt,
Des dhät em gar nix schadde.
„Schdaddgarde" heißt die Bromenad,
Do san die Heidelberger
Madämmercher im größde Schdaad
— Die Fremde san noch ärjer.
Es laaft erum e ganzer Schock
Von Misders un von Misse,
So schdeiff als wie e Ladeschdock,
Drum bin ich ausgerisse
Un bin zor Bergbahn hiegerennt
Un Hab mich 'nei gesotze,
Um mer des Schloß, des jeder kennt,
Mal widder aazuglotze.
Ich bin von hinne 'neischbaziert,
Net dorch die große Bforde.
Ls werd jetz viel draa renovirt,
S'is net grad scheener 'worde.
Ei Bau hat neue Ziegel krieht,
Bald krieht er aach Gardine,
Monolog eines Lorxs-Burfcben
„berrgottsakrament! Der Durchzieher wenn not wär, hält'i an schön'n Lauern schadete
Mer guckt: L neues Lewe blüht
Dort jetz aus de Ruine.
Die Ridder schdehn in Reih un Glied,
Badenser un die Bfälzer.
Se hawwe neue Aöxp gekrieht
Uff ihre alde Hälser.
Der Schloßhof is jetz neu un fei,
Ich denk mer schon in Schdillem:
Da kimmt gewiß e Denkmal nei
vom alde Kaiser Willem.
„A ld-Heidelberg" war e Gedicht,
Jetz is es mer zu neo-
Romandisch. 'Drum bin ich geflucht
Erunner zum „perkeo".
Do war des alde Lewe noch,
Des alde, feuchde Lewe.
Die Leud, die saufe wie e Loch
588 a
Un dhun sich iwwergewe.
Ich Hab mich an en Disch gesedzt
Un's hat mer do gedämmert:
Schdadt! wann de kei Schdudende häddst,
Do wärstde schee belemmert.
No ja, du hast se noch zum Glick,
Des werd der gern beschdedigt,
Drum nemm ich uff der Schdell zurick
Mei ganz Gardinepredigt.
Un stimm en Helle Kandus aa
L feierlich Tedeum,
Es hat mer's nemlich aagedhaa
Des große Iuwiläum.
Drum gebbt mer gleich en Becher wei,
vom besde dhut mer gewe
Un scbdimmt begeisdert mit'mer ei:
„Aid-Heidelberg soll lewe!"'
wird der Biedermann erkannt
Und es sprach sogar sein Bruder:
„No! Ich war' ein dummes Luder,
Stimmt' ich für das Zollprojekt,
Das der Josef ausgeheckt!"
Fast das ganze Oberhaus
Sprach sich gleichfalls ähnlich aus.
Und vielleicht ging doch der Krug
Bald zum Brunnen lang genug •
Und vielleicht wird seiner Macht
Doch mal jetzt ein Lnd' gemacht,
Trotz des Balfour Niedertracht
Und des ungewaschnen Maules
Seines Freundes Gibson Bowles!
Brach' der Tropf sich das Genick,
wär's der ganzen Welt zum Glück!
Herodot
Jfn Detlev von Ciliencron
Detlev von Liliencron erhält von Kaiser
Wilhelm jährlich 2000 Mark.
Das hättst Du nie gedacht,
Daß so von ungefähr
Du würdest über Nacht
Des Kaisers Pensionär.
Heil wie die Thaler blinken!
Das Geld ist rar, der Durst ist stark.
Zum Dichten und Vertrinken
pro Jahr zweitausend Mark!
Es reicht die Majestät
Die Hand herab vom Dhron,
wie gut, wenn Einer Poet
Und außerdem Baron!
Und trug er die Epaulette
Und trug er gar ein Portepee,
Ist er Genie — ich wette —
Vom Scheitel bis zur Zeh!
Du warst's auch in Livil,
Und eh' man Dich entdeckt.
Dein herrlich Saitenspiel
Hat uns vom Schlaf erweckt.
Und jetzt — o schaut! — erlöst es
Vom Bann den kaiserlichen Herrn
Und wirkt der Wunder größtes:
Der Raiser wird modern!
wohlan! Steig' in den Bügel!
wir folgen alle mit.
Auf! Mit verhängtem Zügel
Zum Adjutantenritt!
wir wollen nicht verschnaufen,
Solang noch ein Feind im Feld.
Auf! Lehr' die Lauffe laufen
Wohl bis an's End' der Welt!
Edgar Steiger
Hld-I)eidelber9!
Von eme alde Zrankforder
Des Heidelberg leiht zwar ganz nett,
Des kimmt em sehr zu Schdadde,
Doch wann es aach en Bahnhof hätt,
Des dhät em gar nix schadde.
„Schdaddgarde" heißt die Bromenad,
Do san die Heidelberger
Madämmercher im größde Schdaad
— Die Fremde san noch ärjer.
Es laaft erum e ganzer Schock
Von Misders un von Misse,
So schdeiff als wie e Ladeschdock,
Drum bin ich ausgerisse
Un bin zor Bergbahn hiegerennt
Un Hab mich 'nei gesotze,
Um mer des Schloß, des jeder kennt,
Mal widder aazuglotze.
Ich bin von hinne 'neischbaziert,
Net dorch die große Bforde.
Ls werd jetz viel draa renovirt,
S'is net grad scheener 'worde.
Ei Bau hat neue Ziegel krieht,
Bald krieht er aach Gardine,
Monolog eines Lorxs-Burfcben
„berrgottsakrament! Der Durchzieher wenn not wär, hält'i an schön'n Lauern schadete
Mer guckt: L neues Lewe blüht
Dort jetz aus de Ruine.
Die Ridder schdehn in Reih un Glied,
Badenser un die Bfälzer.
Se hawwe neue Aöxp gekrieht
Uff ihre alde Hälser.
Der Schloßhof is jetz neu un fei,
Ich denk mer schon in Schdillem:
Da kimmt gewiß e Denkmal nei
vom alde Kaiser Willem.
„A ld-Heidelberg" war e Gedicht,
Jetz is es mer zu neo-
Romandisch. 'Drum bin ich geflucht
Erunner zum „perkeo".
Do war des alde Lewe noch,
Des alde, feuchde Lewe.
Die Leud, die saufe wie e Loch
588 a
Un dhun sich iwwergewe.
Ich Hab mich an en Disch gesedzt
Un's hat mer do gedämmert:
Schdadt! wann de kei Schdudende häddst,
Do wärstde schee belemmert.
No ja, du hast se noch zum Glick,
Des werd der gern beschdedigt,
Drum nemm ich uff der Schdell zurick
Mei ganz Gardinepredigt.
Un stimm en Helle Kandus aa
L feierlich Tedeum,
Es hat mer's nemlich aagedhaa
Des große Iuwiläum.
Drum gebbt mer gleich en Becher wei,
vom besde dhut mer gewe
Un scbdimmt begeisdert mit'mer ei:
„Aid-Heidelberg soll lewe!"'