Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 36

J UGEND

o

1903

Hochsommer

Welche Äegensfülle
Ans dem Achrenfeld!
Welche Wetterschwüle
Auf der müden Welt!

Halme stehn wie trauernd,
Tief das Haupt gesenkt.

Ob ihr Herz erschauernd
An den Schnitter denkt?

Schau die Frau, die müde!
Nah ist ihre Math.

Frucht folgt ans die Vlüthe
Aber auch der Tod.

8. 8.

MäclcbenUecl

Kleine Schuhe möcht' ich haben,
Kleine Schuhe roth und sein —
Tanzt' ich über grüne Wiesen
Nachts im klaren iMondenschein!

Alle süßen kleinen Blumen
Tanzten leise singend mit,

Unter Lachen, unter Singen
Hier ein Schrittchen, da ein

Schritt.

Und wir tanzen immer weiter
Durch die schlafestrunk'ne Welt,
Schweben auf der Himmelsleiter
Mühelos in's Himmelszelt:

Lnglein reichen uns die Hände,
Und wir schlagen freudig ein.
Singen, tanzen ohne Lnde
Mit in ihren sel'gen Neih'n ...

Kleine Schuhe macht' ich haben,
Kleine Schuhe roth und fein —
Tanzt' ich über grüne Wiesen,
Tanzt' bis in den Himmel nein!

Sopkle MUkelm!

Wieder

Von Oscar Ecwrtin
So wurden milder nun die Schmerzen,
Die einft Io wild gebrauft, gelärmt;
Selbft jener Kummer fchläft im Berzen,
fln dem ich einft mich krank gehärmt.
Verraufcht ift auch das letzte Wogen
Illit Seufzerton im Zeitenfand;

Die laute Fluth, fie ift verflogen,
hieh todte ülufcheln nur am Strand.

Doch neu in hellem, heiterm Blauen
Wie einft im lienz das Meer mir lacht
Huf Saaten kann ich wieder bauen:

Sch weih, es keimt die Suninacht l
Ilun lieb' ich dich, du hartes lieben,
Das fruchtbar feine Bäume neigt —
Und magft du nehmen oder geben:
Der Reife fegnet dick, und schweigt.

(Bus dem Sdiwedlfchen von

Hanns v. Gunippsnbevg)


646

ßiitter sieben melbsleuten
der

von Waller Negvaur

(Line Redaktionsstube. Arthur
und Martin eifrig bei der Arbeit.

Ls schlägt 8 Uhr.)

Martin: Machen wir bald Schluß?

Arthur: Ich — nein.

Martin (seufzt, dann nach einer-
kleinen Meile): Meine Frau erwartet
m'ch pünktlich zum Abendbrot. Ls
gibt heute warm.

Arthur (ungestört): Bei mir kalt
— ganz kalt.

Martin: Du hast wohl nichts da-
geaen, wenn ich Schluß mache?

Arthur: Durchaus nicht. Gib mir
die für die nächste Nummer bestimm-
te Erzählung.

Martin (reicht ein Heft): Arbeite
nicht zu lange, sonst — bis Du
beimkommst (mit Bedeutung) wird
Deine Frau auch noch kalt! (nach
einem Moment der Stille) Bist halt
ein zugeknöpfter Jemand. Marum
redst Du nicht frei von der Leber
weg: „Sieh Martin, die Sache liegt
so und so, was soll ich thun?" —
Das wäre Dir eine große Erleich-
terung, statt den Kummer in Dich
einzufressen, vielleicht könnte ich
Dir auch einen guten Rath geben,
bin doch auch verheirathet.

Arthur (nachdenklich): Es kommt
schon mal eine Gelegenheit. Dam:
hole ich Deinen Rath ein.

Martin: Das sagst Du häufig und
dann wird nichts draus.

Arthur (überhört die Bemerkung):
Das hier willst Du unfern Lesern
vorsetzen? von einem ganz unbe-
kannten Verfasser, und noch dazu be-
t'telt: „hinter sieben Weibsleuten
her!"

Martin (trocken): Lies es.

Arthur: Sage mir, wovon han-
delt es? Aber bitte — in einem
Satze.

Mckrtin: Durch die Frauenbeweg-
ung sind — nach der Ansicht des
Verfassers — die Glückschaneen für
die Ehe um eine Schattierung un-
günstiger geworden.

Arthur: Ein Gegner des Frauen-
studiums ?

Martin: In den alten Anschau-
ungen ausgewachsen, kann er nicht
von ihnen los, schwärmt jedoch für
die neuen. Er ist ein Glied jener
Uebergangsgeneration, die mit den
Füßen im alten Jahrhundert stehen,
denen aber die Morgenluft des neuen
um den Kopf weht. Würdigung
finden die studierten Frauen erst bei
den Generationen, die in den neuen
Ideen groß werden. Die älteren
Jahrgänge der Männer sind sozu-
sagen die „gemeyerten". Sie finden
sich halt in die veränderte Sachlage
nicht hinein, und wenn sie es mit
einer Studierten wagen, gibts ein
Unglück.

Arthur: Du theilst diese Einsichten?

Martin: Ich kann sie durch Fälle
aus meinem Bekanntenkreis bekräf-
tigen (auf das Heft deutend) vielleicht
ist der Fall auch Dein Fall.

Arthur: Ah! — Du machst mich
neugierig. Nur dieser verrückte
Boccacciotitel: „hintersiebenweibs-
leuten Herl"
Register
Walther Negbaur: Hinter sieben Weibsleuten her
S. S.: Hochsommer
Sophie Wilhelmi: Mädchenlied
Oscar Levertin: Wieder
Eugen Ludwig Hoess (Höß, Hoeß): Frühstück
 
Annotationen