Nr. 41
JUGEND .
1903
Die Möglichkeit, Dich allerliebst zu kleiden,
Ich schwör' cs Dir, wird nicht darunter
leiden —
Streng' nur Dein Röpfchcn an zu dem Behuf!
was reizend war fiir phyllis und Aspasien,
Das Faltenkleid, paßt sicher auch zu Dir.
Manch hübsches Vorbild sichst Du in Ostasien,
Im Byzantinischen, wie im Empire;
Und glänzend, wie die Herrin einer Traumburg,
will Vandevclde, Pfeiffier, Schulze Naumburg
Dich schmücken mit modernster Llcidcrzicr!
Und fürchte nicht, den Männern zu mißfalle»,
Nach abgelegter wespcnhaftigkeit —
Wie Biedermeiern geht cs ihnen Allen,
Gesunde Fülle lockt sie jederzeit!
Sie werden bald erkennen: je kompletter
Ein Weib in seinen Formen, desto netter —
Zum Teufel also das Lansventre-Rlcid!
Biedermeier mit ei
Papst Pius X. hat es nun definitiv
abgelehnt, den Präsidenten Loubet zu em-
pfangen.
Er zeigt also, trotz feiner gerühmten Fried-
fertigkeit und Concilianz, die gleiche Jutran-
sigenz, wie Leo, und spielt wie dieser den
Gefangenen im Vatikan. Am Ende ist
er's wirklich — nur gehen feine Kerkermeister
nicht in der Bersaglieriuniform, sondern in
Purpursoutanen!
ver Armeebefehl
pftit untenstehender Zeichnung)
In die unergründliche Sumpflandfchast
Der stationären Krise
Fährt reinigend von oben herein
Line scharfe kalte Brise.
Die Frösche heben im Lhore an
Lin wüthendes Gequacke^
Der ungewohnte rauhe wind
Ist nicht nach ihrem Gefchmacke.
Sie schonen in ihrer Raserei
Nicht 'mal die eigenen Brüder,
Sie quackten sogar ihren Dber-Frosch,
Den Grafen Khuen, jetzt nieder.
Ls soll vor ihrem ehernen Zorn
Die weite Welt erbleichen!
Ls wird beschließen die (Obstruktion,
In Zukunft nicht mehr zu laichen!
Ls greifen Frosch und Zröschin vereint
Lrbittert zum letzten Trumpfe,
Ls wird keine einzige Duappe gezeugt
Mehr in dem ganzen Sumpfe!.
Das ist der genialste Trick
Für streikende Unterthanen:
Sie pflanzen sich einfach nicht
mehr fort —
Dann rufe man ste zu den Fahnen!
Krokodil
Meg mit dem Lorsett!
Lin Warnruf» ausgestoßen beim Besuche der Zrauentracht- Reform -Ausstellung zu München im Herbst J 903
Verspottest Hab' ich die Reformtrachtweiber
Und unsre Mode fand ich fesch und nett,
Schlank fand ich diese eingeschnürten Leiber,
Die Miederlosen fand ich viel zu fett —
Nun seh' ich mit Verwunderung und Grauen,
wie grausam und barbarisch sich die Frauen
Gemartert und entstellt durch das Rorsett!
Ich bin bekehrt I Mit bittrer Reue schlag ich
An diese meine deutsche Männerbrust I
Ich bin bekehrt! Papa, peccavi! sag' ich
Und einen Schafskopf nenn' ich mich robust I
Und Du, verehrte Freundin, die sich schnürte,
Dich nenn' ich nichts, obwohl Dir was gebührte,
Doch hören sollst Du, was Du nicht gewußt!
Nicht schöner wird das Weib durch solche
Schnürung,
Die 's einkerbt gleich der Regensburger Wurst,
Gehindert wird's an rechter Arhemführung,
Am Stillen auch von Hunger und von Durst;
Gehindert wirst Du, Schöne, auch am Stillen
Der kleinen Rinder, selbst beim besten willen,
wenn Du so närrisch Dich zusammenschnurstl
Der Frauenbusen, dieses zarte Wunder,
wird breitgequetscht und, sozusagen, schlapp,
Der Unterleib wird, 8alva venia, runder —
Das Fischbein drückt ihn vorwärts und hinab;
Und die nach rückwärts hingelenkten Massen,
Sie werden wie der schwarzen Frauenrassen
Fettsitztheilpolster dort beim Hoffnungs-Rap I
Nach außen also macht das Mieder häßlich,
Doch innerlich wirkt schreckbar sein Gebrauch:
Vor Allem maltraitirts die Leber gräßlich
Und senkt den Magen tiefer in den Bauch!
Nicht ein Organ bleibt richtig auf deiffAndern,
Sogar die Nieren fangen an zu wandern
Und für die phthisis disponiert es auch!
Verbogen werden Eure Wirbelsäulen,
Die Rippen werden schändlich abgeknickt;
Und machen Euch dann Magenkrämpfc heulen,
Hat sich die Galle Euch zum Stein verdickt,
wenn Muskelschwund entsteht und
Nervenschwächen —
So kommt das einzig blos von dem Verbrechen
Des Mieders, das so grauslich preßt und zwickU
Weib! Heiße Du mich keinen Unglückskorax,
Ob solchem wohlgemeinten Warnungsruf,
Befreie Dich und lasse Deinen Thorax.
In Zukunft gelten, wie ihn Gott erschuf',
FiMem oL
Diensteifer
„Zum Teufel nochmal, was fällt Jhueu deim ein, Unteroffizier?"
„Ick wecke det Ehrjefühl des Manu es, Herr Major!"
75°
JUGEND .
1903
Die Möglichkeit, Dich allerliebst zu kleiden,
Ich schwör' cs Dir, wird nicht darunter
leiden —
Streng' nur Dein Röpfchcn an zu dem Behuf!
was reizend war fiir phyllis und Aspasien,
Das Faltenkleid, paßt sicher auch zu Dir.
Manch hübsches Vorbild sichst Du in Ostasien,
Im Byzantinischen, wie im Empire;
Und glänzend, wie die Herrin einer Traumburg,
will Vandevclde, Pfeiffier, Schulze Naumburg
Dich schmücken mit modernster Llcidcrzicr!
Und fürchte nicht, den Männern zu mißfalle»,
Nach abgelegter wespcnhaftigkeit —
Wie Biedermeiern geht cs ihnen Allen,
Gesunde Fülle lockt sie jederzeit!
Sie werden bald erkennen: je kompletter
Ein Weib in seinen Formen, desto netter —
Zum Teufel also das Lansventre-Rlcid!
Biedermeier mit ei
Papst Pius X. hat es nun definitiv
abgelehnt, den Präsidenten Loubet zu em-
pfangen.
Er zeigt also, trotz feiner gerühmten Fried-
fertigkeit und Concilianz, die gleiche Jutran-
sigenz, wie Leo, und spielt wie dieser den
Gefangenen im Vatikan. Am Ende ist
er's wirklich — nur gehen feine Kerkermeister
nicht in der Bersaglieriuniform, sondern in
Purpursoutanen!
ver Armeebefehl
pftit untenstehender Zeichnung)
In die unergründliche Sumpflandfchast
Der stationären Krise
Fährt reinigend von oben herein
Line scharfe kalte Brise.
Die Frösche heben im Lhore an
Lin wüthendes Gequacke^
Der ungewohnte rauhe wind
Ist nicht nach ihrem Gefchmacke.
Sie schonen in ihrer Raserei
Nicht 'mal die eigenen Brüder,
Sie quackten sogar ihren Dber-Frosch,
Den Grafen Khuen, jetzt nieder.
Ls soll vor ihrem ehernen Zorn
Die weite Welt erbleichen!
Ls wird beschließen die (Obstruktion,
In Zukunft nicht mehr zu laichen!
Ls greifen Frosch und Zröschin vereint
Lrbittert zum letzten Trumpfe,
Ls wird keine einzige Duappe gezeugt
Mehr in dem ganzen Sumpfe!.
Das ist der genialste Trick
Für streikende Unterthanen:
Sie pflanzen sich einfach nicht
mehr fort —
Dann rufe man ste zu den Fahnen!
Krokodil
Meg mit dem Lorsett!
Lin Warnruf» ausgestoßen beim Besuche der Zrauentracht- Reform -Ausstellung zu München im Herbst J 903
Verspottest Hab' ich die Reformtrachtweiber
Und unsre Mode fand ich fesch und nett,
Schlank fand ich diese eingeschnürten Leiber,
Die Miederlosen fand ich viel zu fett —
Nun seh' ich mit Verwunderung und Grauen,
wie grausam und barbarisch sich die Frauen
Gemartert und entstellt durch das Rorsett!
Ich bin bekehrt I Mit bittrer Reue schlag ich
An diese meine deutsche Männerbrust I
Ich bin bekehrt! Papa, peccavi! sag' ich
Und einen Schafskopf nenn' ich mich robust I
Und Du, verehrte Freundin, die sich schnürte,
Dich nenn' ich nichts, obwohl Dir was gebührte,
Doch hören sollst Du, was Du nicht gewußt!
Nicht schöner wird das Weib durch solche
Schnürung,
Die 's einkerbt gleich der Regensburger Wurst,
Gehindert wird's an rechter Arhemführung,
Am Stillen auch von Hunger und von Durst;
Gehindert wirst Du, Schöne, auch am Stillen
Der kleinen Rinder, selbst beim besten willen,
wenn Du so närrisch Dich zusammenschnurstl
Der Frauenbusen, dieses zarte Wunder,
wird breitgequetscht und, sozusagen, schlapp,
Der Unterleib wird, 8alva venia, runder —
Das Fischbein drückt ihn vorwärts und hinab;
Und die nach rückwärts hingelenkten Massen,
Sie werden wie der schwarzen Frauenrassen
Fettsitztheilpolster dort beim Hoffnungs-Rap I
Nach außen also macht das Mieder häßlich,
Doch innerlich wirkt schreckbar sein Gebrauch:
Vor Allem maltraitirts die Leber gräßlich
Und senkt den Magen tiefer in den Bauch!
Nicht ein Organ bleibt richtig auf deiffAndern,
Sogar die Nieren fangen an zu wandern
Und für die phthisis disponiert es auch!
Verbogen werden Eure Wirbelsäulen,
Die Rippen werden schändlich abgeknickt;
Und machen Euch dann Magenkrämpfc heulen,
Hat sich die Galle Euch zum Stein verdickt,
wenn Muskelschwund entsteht und
Nervenschwächen —
So kommt das einzig blos von dem Verbrechen
Des Mieders, das so grauslich preßt und zwickU
Weib! Heiße Du mich keinen Unglückskorax,
Ob solchem wohlgemeinten Warnungsruf,
Befreie Dich und lasse Deinen Thorax.
In Zukunft gelten, wie ihn Gott erschuf',
FiMem oL
Diensteifer
„Zum Teufel nochmal, was fällt Jhueu deim ein, Unteroffizier?"
„Ick wecke det Ehrjefühl des Manu es, Herr Major!"
75°