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Nr. 47

SormetifUcken

Mie die Astronomen durch ihr Rohr entdecken,
lvimmelts auf der Sonne jetzt von

schwarzen Flecken

Und sie sind sofort auch einig insgesammt,

Daß daher das schlechte Wetter stammt!

Dieser Sonnenball, von uns entfernt zwar steht er
(50 Millionen Kilometer,

Doch sobald er irgend einmal fleckig ist,
wird allhier die Ordnung gleich vermißt!

Mit der Sonnenflecken Zuwachs und Vermehrung
Kriegt der Erde Magnetismus gleich 'ne Störung..
Nordlicht scheint und Alles kommt aus seiner

Bahn —

Und dies hält noch ein, zwei Jahre an!

So gewaltig ist die Kraft des Sonnenballes,
Daß sie auch im Leben Einfluß hat auf Alles,
Und wenn ein Lyklon dort durch die

Gasschicht fegt,

wird die Menschheit gleich nervös erregt!

Sicher ist, daß Ungarn jetzt blos so verrückt ist,
weil's von Magnetismusstörungen bedrückt ist,
Daß das deutsche Lentrum jetzt noch

schwärzer wird,

weil der Flecken Schwärze es beirrt!

Sicher ist, daß blos dies Maximum, dies neue,
Aus der Bahn gelenkt Italiens Bundestreue,
Daß es Schuld an all den wüsten Sachen sei
Auf dem Balkan und der Mandschurei!

Jene Telegraphenstörungen am Freitag,

Der Altweiberstreit am Dresdener Parteitag,

Und der Jingo's arges Hetzen contre nous —
Alles schreib' ich jenen Flecken zu!

Jedes Liebesdrama, jede Lheirrung,

Jegliche Berliner Denkmals.Kunst-verwirrung,
Jeder Knuff und Puff beim deutschen Militär,
Alles schreibt sich von den Flecken Herl

wenn die bösen schwarzen Flecken erst

verschwinden,

Wird in Harmonie sicjs Alles wieder finden
Und die goldne Zeit der Welt bricht an — jedoch
Lin, zwei Jahre kann es dauern noch!

• Biedermeier mit ei

Five o* clock tea

Im Kaiserhofe ä Berlin
Trifft tous les jours apres midi
Sich Alles jetzt, was chic und fin
Um five o’clock zu einem tea!

Man zahlt, pour faire la charite,

Dabei auch eine Mark cinquante
Pro Nase nobel als Entree —

Ist die Idee nicht tres charmante?

Du eilst in flotter evening dress
En voiture ins Restaurant
Und gleich begrüßt Dich une princesse
Im tea gown dort intimement;

Die Frau baronne de Levyson,

Die grand’ artiste, der Brettel-Star,

Die lieutenants und die vieux gar^ons,

Sie sagen sich allhier bonsoir!

Die Haute volee, die Haute finance,

Die sportsmen und die Herrn gommeux,

Sie treiben Hirt und medisance
Und finden's einfach delicieux!

Man zeigt esprit und ist nicht prüde,

Ist mal ein Witz un peu sald —

Herrgott! — denkt der Allemand du Sud
Sau die jetzt fad, aux bords d’la Spree!

Pips

1903

Zweierlei Mellen

An der Prinzregentenbrücke

„Da scliau, der da, der Bayern vor-
stellt, hat scheints Kopfweh."

„Koa Wunder bei d e r a schwarz'«
K a m m e r - W i r t h s ch a f t!"

Centrums-Schmerzen

Dr. Schädler: „Herr Kriegsminister, ich
muß mich über das Benehmen eines Leut-
nants in der Pfarrkirchezu X beklagen."

„Was hat er denn angefangen?"

„Lr hat durch lautes Beten eine Abord-
nung von Lentrumsmännern geniert, die
dort gerade mit den Sozialdemokraten ein
Wahlcompromiß geschlossen haben."

Moderne Klapphornverse

(forb.-'ck)

Es war ein Major im Land,

Der sich auf's Bowledrauen verstand.

Sie kostet' zwei Mark bloß per Köpfchen.

— Ich danke für so ein Tröpfchen!

(8opkokle8-I)ofrnann8tkat)

Ich kenne zwei kleine, griechische Damen,

Die heißen Beide „Elektra" mit Namen,

Die eine Elektra verehr' ich,

Die Andere ist hysterisch.

Liebe Jugend!

In X. kommt ein junges Mädel zum Metzger.
In der Hitze des Bedienens fragt der Metzger:
„Na Liebchen, was haben Sie denn auf dem
Herzen?" „En halb Pund Nierenfett!" war die
prompte Antwort.

SckenKKellners Klage

Qn einer Sitzung des bayr. Finanzausschusses kam
auch der Ltat des Hofbräuhauses zur Berathung. Bei
dieser Gelegenheit konstatirte der ultramontane Abg.
Lerno, daß hauptsächlich dann schlecht eingeschenkt
werde, wenn der Landtag nicht versammelt sei!)

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mk

I - j .!> IIn

IL

2

„YDas zeigt ihr lauernd mir das Geld?"
Sprach zu den Juden Jesus Christ.

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Dem Raiser, was des Raiscrs ist!"

„Die Rieche muß politisch sein,"

Sprach jüngst zu Rom der Pontifex;
„Sonst ist sie eitel Trug und Schein.

Papae voluntas summa lex!“

VTuit, liebe Christen, sinnet nach,

Bis Euch der böse Zweifel plagt:

Gilt nun, was einst der Meister sprach?
Gilt, was sein Stellvertreter sagt?

Cri-Cr!

Die Kleine Garnison

3« einer kleinen Garnison
passieren manchmal Sachen,

Die äußerst große Sensation
Und böses Blut auch machen.

Und wenn stch's obendrein noch fügt,

Daß fern sie an der Grenze liegt.

Dann wohnt man arg das Schlimmste schon
von dieser kleinen Garnison.

Holt vom Kasino ihren Mann
Die Zrau mit Raisonnieren,

So nennt sie ihn: „Du Lüdrian!"
vor allen Dsfizieren.

Der Aermste bleibt dazu ganz still,

Und thut gehorsamst, was ste will,

Die Zrau führt halt die Direktion
Zn einer kleinen Garnison.

Und wenn man tanzt mit einer „ste"
(Lin Leutnant kann das prächtig)

So drückt man möglichst vor das Knie,
Das ist doch sehr verdächtig!

Wenn es noch im verborg'nen blieb'!
wenn Niemand dort Romane schrieb'!

Doch ach, 's gibt keine Diskretion
In einer kleinen Garnison.

Helios

Ztsszzelttrer eines Münchner Lasinesen

„Muffen sie (die französischen Katholiken) nicht
die Stellung beneiden, die die deutschen Katholiken
unter der Herrschaft des protestantischen deutschen
Kaisers errungen haben?“

Pius X. zum französischen Publizisten des Houx

Der Papst erklärt, wir seien zu beneiden,
Herr Schädler sagt, es ging' uns schlecht;
Der Centrumsmann muß glauben

allen beiden
Wer hat nun Recht?

Moderne Klapphornverse

Zwei Knaben saßen an einem Tisch,

Sie unterhielten auf Englisch sich.

Der Eine sprach: ,,^ss, this is pleasing",
Der Andre war gleichfalls aus Giesmg.

Die Brücke über's gold'ne Horn
Ist eingerissen hint und vorn. „

Da rief der Sultan: „Heil'ger Koran!

Es ist entsetzlich, ivas ich vörahn'."

Helios

Kleines Gespräch

„Sagen Sie mal, Herr Klimaszewski,"
fragte ein Bekannter, „was würden Sie
einem Patienten geben, der an Herzver-
engung leidet'"



„Sakra, weg'n dem verstirten Landtag
dauerts wieder a Jahr länger, bis i zu an
Hotel Kimm!"

„Thymian- und Pfefferuunzdl, er-
widerte der Heilkundige.

„Wenn aber Einer an Herzerweiter-
ung leidet?" '

„Ja, das ist was anderes: dann kriegt
er Pfefferminz- und Thymianöl.

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Index
[nicht signierter Beitrag]: Centrums-Schmerzen
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
Cri-Cri: Zweierlei Welten
[nicht signierter Beitrag]: Stoßseufzer eines Münchner Casinesen
Helios: Moderne Klapphornverse
Pips: Five o'clock tea
Biedermeier mit ei: Sonnenflecken
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Monogrammist Frosch: Schenkkellners Klage
[nicht signierter Beitrag]: An der Prinzregentenbrücke
Helios: Die kleine Garnison
 
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