1903
Nr. 49
. JUGEND >
Ba^rnburfcfrenVerao
■Ranjfint)
Line Ccnl'rvmsgrün<)uii3
VonA-DeNora und A,5chmi<)tammer
IV-
I.
0 wie greift jetzt leider! leider!
Die verderbniß immer weiter!
0 wie mancher wanket schon
Heute in der Religion!
Ja selbst auf dem platten Stande
Nimmt der Zweifel überhande:
Selbst die längsten Zipfelhauben
Schützen nicht oen heiligen Glauben.
Und besonders fehlt die Tugend
Auch der bäuerlichen Jugend.
Ja, es glaubt der G'schörteste
0ft das Unerhörteste.
Dieserhalb und dessentwegen
Muß man sich dazwischenlegen,
Und damit sie Lentrum wählen,
Muß man ihre armen Seelen
wieder sammeln hilfsbereit.
Und wer thuts? Die Geistlichkeit.
II.
Dieses ist dsr Hintersepp,
Flurschütz und Gemeindedexp:
Dieses sind der Toni, Franzl,
Michl, Schorschl, Hiasl, Hansl,
Lenzl, waschtl, Leard und Nazi
Und die andern Buabn und Pazi,
So in hiesiger Gemeind'
Ledig und bedienstet seind:
Dieses ist der Pfarrer wamperl,
weicher heute seine Lamperl
(Im besagten Falle: sammeln)
wie die Küchlein will versammeln,
Daß sie gründen den Verein
„von den Burschen der Gemein'".
Dieses ist das Zimmer, wo heut'
Ihre bäuerliche Rohheit
Abgestreift wird, und auch ihre
Stiefel vor der Zimmerthüre,
III.
Grade ist es halber Drei
Und die Lhristenlehr' vorbei,
Sieh, da trampelt schon der Häuf
Traxp-traxp-trapp die Trexp' herauf.
— „Servus, Lenzl! Jo, der Nazi!
Bist Du aa do, Herrgottsbazi! —
Ja, wia kimmst denn Du daher? —
Ha? wos Hot er g'sagt, der „Herr"? —
Zum Kaffee bist einag'lod'n?
I hon gmoant zun Schweinabrot'n! —
0der müaß' ma expa bet'n?
wenn mir nur a Deand'l hätt'n!.."
So ertönt es um und um
Mit Gesumm und mit Gebrumm,
Plötzlich aber heißt es: Bscht!
Und „Gelobt sei Jesus Lhrischt!"
weil herein mit schnellem Schritt
Der Herr Pfarrer wamperl tritt.
IV.
Ja, es tritt der Pfarrer wamperl
Allsogleich vor seine Lamperl
Und beginnt: „Ihr Alle wißt..."
— Kaum das Wort entronnen ist,
Sieh, da drängen alle Leute
Schnell sich nach der linken Seite,
weil sie von dem lieben Rind
.wist" und „Hot" gewöhnet sind
Hub verstehn, daß „Alle wißt!"
Line Richtungsmarke ist.
897
Als der Irrthum aufgeklärt
Pfarrer wamperl weiterfährt:
„Alle wißt Ihr, liebe Kinder,
Daß Ihr sämmtlich große Sünder,
Die durch Saufen, Kegelscheiben,
Raufen, Spiel- und Unzucht-Treiben
Und verschiedne andre Sünd'
Gott nicht wohlgefällig sind.
Dieserhalb und dessentwegen
will man sich dazwischen legen.
Und auch die bockbeinigen
Schafe jetzt vereinigen. . ."
— Hier muß sich der Redner schneuzen,
weil ihn üble Düfte reizen —
Und inzwischen schallt ringsum
wiederum Gebrumm und -Summ:
„Kruzi, Toni, host as gheart,
Daß ma iatzt gereinigt weard?
— wos Hot er vom Sauf'n g'sagt?
— Hias, wos macht denn d' 0bermagd?
Thuat ft scho bald Dein' Buab'n fatsch'n?
— Halt Dei Mäu, sunst fängst a watsch'n.
Doch auf einmal tönt es:. „Still!
weil er weiter red'n will!"
V.
Und es fährt der Pfarrer wamperl
Also fort an seine Lamperl:
— „Darum hat man jetzt beschlossen,
Daß Ihr als vereinsgenossen
Künftig Euch zusammenthut,
weil dieß für die Seele gut!
Und so bring' ich zur Verbreitung
Hier vor allem eine Zeitung,
Die in echtem Lhristengeist
Und Kultur Luch unterweist..."
— Hier muß sich der Redner schneuzen,
weil ihn üble Düfte reizen —
Und inzwischen tönt ringsum
wiederum Gebrumm und -Summ:
„Kriagn m'r in dö Zeitungsstückln
Dann an Kas zum Einiwickln?" —
— Doch auf einmal tönt es: „Still!
weil er weiter red'n will!"
(6chluss folgt in der nächsten Nummer der „Jugend“)
Nr. 49
. JUGEND >
Ba^rnburfcfrenVerao
■Ranjfint)
Line Ccnl'rvmsgrün<)uii3
VonA-DeNora und A,5chmi<)tammer
IV-
I.
0 wie greift jetzt leider! leider!
Die verderbniß immer weiter!
0 wie mancher wanket schon
Heute in der Religion!
Ja selbst auf dem platten Stande
Nimmt der Zweifel überhande:
Selbst die längsten Zipfelhauben
Schützen nicht oen heiligen Glauben.
Und besonders fehlt die Tugend
Auch der bäuerlichen Jugend.
Ja, es glaubt der G'schörteste
0ft das Unerhörteste.
Dieserhalb und dessentwegen
Muß man sich dazwischenlegen,
Und damit sie Lentrum wählen,
Muß man ihre armen Seelen
wieder sammeln hilfsbereit.
Und wer thuts? Die Geistlichkeit.
II.
Dieses ist dsr Hintersepp,
Flurschütz und Gemeindedexp:
Dieses sind der Toni, Franzl,
Michl, Schorschl, Hiasl, Hansl,
Lenzl, waschtl, Leard und Nazi
Und die andern Buabn und Pazi,
So in hiesiger Gemeind'
Ledig und bedienstet seind:
Dieses ist der Pfarrer wamperl,
weicher heute seine Lamperl
(Im besagten Falle: sammeln)
wie die Küchlein will versammeln,
Daß sie gründen den Verein
„von den Burschen der Gemein'".
Dieses ist das Zimmer, wo heut'
Ihre bäuerliche Rohheit
Abgestreift wird, und auch ihre
Stiefel vor der Zimmerthüre,
III.
Grade ist es halber Drei
Und die Lhristenlehr' vorbei,
Sieh, da trampelt schon der Häuf
Traxp-traxp-trapp die Trexp' herauf.
— „Servus, Lenzl! Jo, der Nazi!
Bist Du aa do, Herrgottsbazi! —
Ja, wia kimmst denn Du daher? —
Ha? wos Hot er g'sagt, der „Herr"? —
Zum Kaffee bist einag'lod'n?
I hon gmoant zun Schweinabrot'n! —
0der müaß' ma expa bet'n?
wenn mir nur a Deand'l hätt'n!.."
So ertönt es um und um
Mit Gesumm und mit Gebrumm,
Plötzlich aber heißt es: Bscht!
Und „Gelobt sei Jesus Lhrischt!"
weil herein mit schnellem Schritt
Der Herr Pfarrer wamperl tritt.
IV.
Ja, es tritt der Pfarrer wamperl
Allsogleich vor seine Lamperl
Und beginnt: „Ihr Alle wißt..."
— Kaum das Wort entronnen ist,
Sieh, da drängen alle Leute
Schnell sich nach der linken Seite,
weil sie von dem lieben Rind
.wist" und „Hot" gewöhnet sind
Hub verstehn, daß „Alle wißt!"
Line Richtungsmarke ist.
897
Als der Irrthum aufgeklärt
Pfarrer wamperl weiterfährt:
„Alle wißt Ihr, liebe Kinder,
Daß Ihr sämmtlich große Sünder,
Die durch Saufen, Kegelscheiben,
Raufen, Spiel- und Unzucht-Treiben
Und verschiedne andre Sünd'
Gott nicht wohlgefällig sind.
Dieserhalb und dessentwegen
will man sich dazwischen legen.
Und auch die bockbeinigen
Schafe jetzt vereinigen. . ."
— Hier muß sich der Redner schneuzen,
weil ihn üble Düfte reizen —
Und inzwischen schallt ringsum
wiederum Gebrumm und -Summ:
„Kruzi, Toni, host as gheart,
Daß ma iatzt gereinigt weard?
— wos Hot er vom Sauf'n g'sagt?
— Hias, wos macht denn d' 0bermagd?
Thuat ft scho bald Dein' Buab'n fatsch'n?
— Halt Dei Mäu, sunst fängst a watsch'n.
Doch auf einmal tönt es:. „Still!
weil er weiter red'n will!"
V.
Und es fährt der Pfarrer wamperl
Also fort an seine Lamperl:
— „Darum hat man jetzt beschlossen,
Daß Ihr als vereinsgenossen
Künftig Euch zusammenthut,
weil dieß für die Seele gut!
Und so bring' ich zur Verbreitung
Hier vor allem eine Zeitung,
Die in echtem Lhristengeist
Und Kultur Luch unterweist..."
— Hier muß sich der Redner schneuzen,
weil ihn üble Düfte reizen —
Und inzwischen tönt ringsum
wiederum Gebrumm und -Summ:
„Kriagn m'r in dö Zeitungsstückln
Dann an Kas zum Einiwickln?" —
— Doch auf einmal tönt es: „Still!
weil er weiter red'n will!"
(6chluss folgt in der nächsten Nummer der „Jugend“)