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Nr. 50

1903

» JUGEND .

Bauernburscbeit-Uerein Ratttlfing

Line Lentrumsgründung
Von A. De Nora und A. Schmidhammer
(Schluß! vergl. Dir. 49 Seite 897.)

VI.

Und es fährt der Pfarrer wamperl
2llso fort an feine Lamperl:

„Zweitens haltet Luch nicht immer
An die ledgen Frauenzimmer.

Drittens müßt Ihr geben auf
Euer Bier- und Schnapsgesauf!

Denn auch ohne Bier und Branntwein
Rann man fröhlich beieinand' sein,

Daß dieß Jeder von Luch seh',

Drum bekommt Ihr jetzt Kaffee. .

Siel}, nach diesem Wink und Worte
Oeffnet sich sogleich die Pforte
Und mit einem Kaffeebrette

Tritt herein die Jungfer Käthe,
Sie, die liebend Tag und Nacht
Auf das wohl des Herrn bedacht.
Und die Burscheil itt der Runde
Grinsen fröhlich mit dem Munde,
Weil sie dieses Frauenbild
Mit Kaffee und Lust erfüllt.

Bald ertönet auch ringsum
wiederunr Gesumm und 'Brumm:
„Jeffas," sagt der Sepp, der Depp,!
„weil i nur no dös erleb'!"

Mich! schmunzelt gallz fidel:
„Herrgott hat d'r dö a Gstelll"

Auch dem wascht! möcht' sie taugeil,
Denn er blinzelt mit den Augen,

Und der Hiasl, liebbethört,

Zwicket, was sich nicht gehört,

Plötzlich die erschreckte Maid
Iil bcu Sitz der Weiblichkeit.

VII.

M Mathias Ledermann,

Hätt'st Du dieses nie gethan!

Denn mit lautem Schmerzensrufe
Läßt die Maid die Kaffeekufe
Plötzlich aus beu Händen sinken
Und der Leard, statt ihn zu trinken
Fühlt auf einnral heiß beu fügen

Mokka auf die Hose fließen,

Also daß er, sehr erschreckt,

Gleich dem Hiasl „Line steckt."

M geliebter Leonhard,

Hättest Du Dir dies gespart!

Mit dem Hias ist nicht zu schaffen
Und zwei schölle Kaffeetassen
Hat er schon, eh' Du's geglaubt,

Dir zerschlagen cm dem Haupt.

„Hobts a Schneid?" so ruft er dann
Auch des Gegners Freullde all,

Ulld sieh da, die guten Knaben
Zeigen, daß sie eine haben:'

Fäuste ballen, watschell schallen,
Haare fliegen, Schläge fallen.

Beine werdell ausgerissen

(Nur den Stühlell, müßt ihr wiffell!)

Und zerbrechen mit Gekrach

Auf so manchem Schädeldach.

Auch der gute Pfarrer wamperl,
Fühlt durch seille liebeil Laiuperl
plötzlich sich emporgehoben;

Zwei Sekunden schwebt er oben
Ulld dann fliegt er scholl im Saus
Zu der eignen Thür hinaus.

Aber wo, ihr lieben Frömmelt,

Ist ilizwischell hingekommell
Sie, die freilich unschuldsvoll,
Angezündet biefeu Groll?

Seht hier liegt das brave Mädchen,
Fräulein Ulltermüller Käthchen,
Zwischen all beit G'schertestell
Auf dem Allerwerthesten.

p ötzlich aber nimmt der Sepp wehr,
Welcher zwar Gemeilldedepp war,
Aber Flurschütz nebenbei,

Daß hier was zu fchützell sei.

Ulld mit liebevollem Arme
Ziehet er sie aus dem Schwarme

Ulld auf seinen starken Hällden,
Ohne sie laug umzuwenden,
Trägt er sie zur Thür hinaus,

Delln er Feuut sich aus im Haus,
wo die Kammer ihres Schlafes
weiß er auch und als eilt braves
Polizeiliches Organ
Nimmt er sich der Aermsten all.

IX.

währenddessen geht das Tobeil
Auch zu Lud' iill Zimmer oben.

Keill Porzlall war uiehr vorhallden,

Keine Stühle, die noch ftaitben.

Und es tönet bald rillgsum
wiederum Gebrumm und -Summ:
„Saxelldi, wo is da Pfarra?

Hot'll Neamad g'sehll? Da war er."
„Suach m'r 'n auf'." so schreit der Leard,
— „Denn wir wissen, wos si g'heart! —
Daß mir üns bei ihm bidanka
Für's vagnüag'n und für'il Trank aa!
wer geht mit?"

Ulld alle Lamperl
Gehen mit zum Pfarrer wamxerl

Uild der Hiasl und der Leard
Sprechen für die gallze Herd':

„Also iatz pfüagott, Herr Pfarr!

Mir bidallkell uns halt aar
Für'n Trank und für's vagnüag'n.
Schöll wars — do kanil Koana lüagll.
Ja, aa ohne Bier und Branntwei'

Kanil ma g'müathli beianalld sei';

Ulld wanns Lahna so thuat freu'n,
Grülld' ma also an Verein;

Und Sie sag'n 's üns scholl g'wiß,
wann de nächste Sitzung is.

Blos dös Malle waar halt fchena:
Lahlla Kathl is halt z' wena
Für üns Alle! wanll S' gestatt'.s,
Bringt a Jeder mit sein Schatz." —

Und am Schluß spricht auch der Sepp:
„Jessas, daß i dös erleb'!

Ja. Herr Pfarra, schöll is g'wen!
J bidallk mi aa recht schön . .. ."

X.

Dieses ist der Schreibebrief,

Der zwei Tage später lief
Jm Bureau des Lelltrums ein:

ulirijm:

-r-ms J
Register
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Gedicht "Bauernburschen-Verein Ramlfing"
A. De Nora: Bauernburschen-Verein Ramlfing
 
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