. JUGEND .
Lieber Mnkel! Schenk' mir doch eine Eisen-
bahn, damit ich meine Steiner spazierenfahre, aber
eine mit recht viel wägen und echten Schienen,
und einer Lokomotive, wo richtig pfeift!" „Sehr
schön!" sagte der Mnkel, „wenn aber der Körberl
kommt und auch eine will?" „Dann jag' ihn nur
davon, denn er ist ein böser Bub und außer-
dem hat er lange nicht soviel Steine wie
ich," sprach der Picherl. Er war sehr fromm und
sein Grundsatz war:
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an Dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
voir einer zum Aerger für Andre und zum eigenen
Vergnügen ins Lokalbahngesetz aufgenommenen
Lokalbahnlinie ab,"
„Adieu, joli Berlin!“
VXun Ieddes weiß: berr Rind sein mein,
Nix wärrteru von das Bahn.
Ich Mutterr von das Meyerr sein,
Mirr sehen Iedder an.
pschakrreffl! Es sein warr'aftig warr.
Is Lüggen grroßes Sündl
— 2luf widderfeh'n in einem Iahrr
Bei meine nächste Rind!
Die Moral-KaKn
Line lehrreiche Geschichte mit einer A?oral dran
für niederbayrische Kinder
Es. waren einmal zwei Knaben, die hießen
Sulpician und Korbinian, weil sie jedoch klein
waren, nannte man den Sulpician „Picherl"
und den Korbinian „Körb erl" und so wollen
wir sie auch nennen.
Picherl und Körberl waren Geschwister-
kinder aber von sehr verschiedenem Aussehen.
Körberl war fuchsfeuerroth und Picherl kohl-
rabenschwarz, wie es oft auf der Welt geht.
Sie hatten nichts gemeinsam als einen alten
Mnkel, Namens Kreiling, an den sie sich zu
wenden pflegten, wenn ihnen irgend etwas nicht
paßte.
Außerdem befaß ein Jeder noch einen hübschen
Steinbaukasten, und sie spielten damit, indem sie
die Steinchen auf ihre wägerln luden und spa-
zieren fuhren.
Einmal aber fiel es dem Picherl ein, daß es
doch netter wäre, wenn er dazu eine Eisenbahn
hätte. Daher ging er zum Mnkel Kreiling und
sagte:
Als der brave Körberl sah, daß der Picherl
eine Eisenbahn bekommen hatte, ging er eben-
falls zum guten Mnkel Kreiling und sagte: „Lie-
ber Mnkel! Schenk' mir auch eine Eisenbahn und
wenn sie auch kleiner ist und keine echten Schie-
nen hat und keine Lokomotive, wo pfeift!" Denn
er war sehr brav und sein Grundsatz war:
Adelheid, das schönste Kleid
Ist Unschuld und Bescheidenheit.
Aber weil schon Bismarck gesagt hat, brave Kim
der kriegen nichts, so sprach der Onkel zu ihm:
„Mein lieber Körberl! Daraus wird nichts, denn
erstens bist Du ein böser Bub und zweitens hast
Du lange nicht soviel Steine (im Brett) wie der
Picherl. Frag ihn nur selbst, denn er wars, der
mir dies gesagt hat."
M Du guter Mnkel Kreiling! Das hättest Du
nicht thun sollen; denn es war sozusagen ein
Beichtgeheimniß, aber das kommt davon, wenn
man einen Mnkel hat, der protestantisch ist! was
weiß der vom Beichtgeheimniß!
Kaum war das Geheimniß heranßen. da be-
kam der Körberl einen fürchterlichen Zorn auf
den Picherl und eilte hin und schlug ihm seine
eigene Eisenbahn um die Ohren.
Und als der gute Mnkel zusehen wollte, was
denn los sei, schlug ihm der Picherl auch die
Eisenbahn um die Dhren.
Und schließlich kamen sie alle unter die Räder
der unglückseligen Eisenbahn und da liegen sie
noch; wenn ihr zwischen Passau und Pfingsten
spazieren geht, könnt ihr sie selber sehen.
Moral:
Mach' nie einem Mnkel was vor, um für Dich
etwas herauszuschlagen. Und ttzust Du es doch,
so laß Dir sein Wort darauf geben, daß er Dich
nicht verträtscht. Dann wirst Du glücklich und
in Frieden leben. A. De Nora
(Zeichnungen von A. Lchmidhammer)
Moderne Klapphornverse
In München tanzte die.Otöro,
Doch sie mißfiel mir leider sehr, o!
Der Kunstgenuß war ein geringer.
Sie war entschieden früher jünger!
Ein Sozi wählte wissentlich
In Rostock Haupt, wo anders Stich.
Doch kam es an die Sonnen,
Drum wird er eingesponnen.
Unverbürgtes
Sämmtliche Staatsanwälte des König-
reichs Preußen veranstalteten eine Sammlung,
um die 2 00,0 00 Mark, die der Prozeß Kwi-
lecki kostete, unter sich aufzubringen und der
Staatskassa zur Verfügung zu stellen.
Münzner Oespräck
„Denken Sie sich, Frau Nudlhuber, denr
Metzgermcister Stampferl seine Frau ist gestern
mit einem Kutscher durchgegangen!"
„Was net gar, Frau Dimpferl? Ja, ja!
Die hat schon immer so was Aristokratisches
an sich g'habt."
Meltcbrontk der „Zugend"
Btt der bayerischen Kammer — E?at Em-
pörung, Schmerz und Jammer — Aufgerührt
im Kerzen Aller — Neulich der Baron von
Faller, — Der bekanntlich Sozialist — Trotz
der sieben Zacken ist: — Bayerns Metropole
nannte — Er ein — Drecknest! Da entbrannte
— Gleich in wuth der Magistrat — Und ist
gänzlich desperat. — Zwar in puncto Reinlich-
keit, — Fehlt es hier in München weit: --
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Lieber Mnkel! Schenk' mir doch eine Eisen-
bahn, damit ich meine Steiner spazierenfahre, aber
eine mit recht viel wägen und echten Schienen,
und einer Lokomotive, wo richtig pfeift!" „Sehr
schön!" sagte der Mnkel, „wenn aber der Körberl
kommt und auch eine will?" „Dann jag' ihn nur
davon, denn er ist ein böser Bub und außer-
dem hat er lange nicht soviel Steine wie
ich," sprach der Picherl. Er war sehr fromm und
sein Grundsatz war:
Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an Dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
voir einer zum Aerger für Andre und zum eigenen
Vergnügen ins Lokalbahngesetz aufgenommenen
Lokalbahnlinie ab,"
„Adieu, joli Berlin!“
VXun Ieddes weiß: berr Rind sein mein,
Nix wärrteru von das Bahn.
Ich Mutterr von das Meyerr sein,
Mirr sehen Iedder an.
pschakrreffl! Es sein warr'aftig warr.
Is Lüggen grroßes Sündl
— 2luf widderfeh'n in einem Iahrr
Bei meine nächste Rind!
Die Moral-KaKn
Line lehrreiche Geschichte mit einer A?oral dran
für niederbayrische Kinder
Es. waren einmal zwei Knaben, die hießen
Sulpician und Korbinian, weil sie jedoch klein
waren, nannte man den Sulpician „Picherl"
und den Korbinian „Körb erl" und so wollen
wir sie auch nennen.
Picherl und Körberl waren Geschwister-
kinder aber von sehr verschiedenem Aussehen.
Körberl war fuchsfeuerroth und Picherl kohl-
rabenschwarz, wie es oft auf der Welt geht.
Sie hatten nichts gemeinsam als einen alten
Mnkel, Namens Kreiling, an den sie sich zu
wenden pflegten, wenn ihnen irgend etwas nicht
paßte.
Außerdem befaß ein Jeder noch einen hübschen
Steinbaukasten, und sie spielten damit, indem sie
die Steinchen auf ihre wägerln luden und spa-
zieren fuhren.
Einmal aber fiel es dem Picherl ein, daß es
doch netter wäre, wenn er dazu eine Eisenbahn
hätte. Daher ging er zum Mnkel Kreiling und
sagte:
Als der brave Körberl sah, daß der Picherl
eine Eisenbahn bekommen hatte, ging er eben-
falls zum guten Mnkel Kreiling und sagte: „Lie-
ber Mnkel! Schenk' mir auch eine Eisenbahn und
wenn sie auch kleiner ist und keine echten Schie-
nen hat und keine Lokomotive, wo pfeift!" Denn
er war sehr brav und sein Grundsatz war:
Adelheid, das schönste Kleid
Ist Unschuld und Bescheidenheit.
Aber weil schon Bismarck gesagt hat, brave Kim
der kriegen nichts, so sprach der Onkel zu ihm:
„Mein lieber Körberl! Daraus wird nichts, denn
erstens bist Du ein böser Bub und zweitens hast
Du lange nicht soviel Steine (im Brett) wie der
Picherl. Frag ihn nur selbst, denn er wars, der
mir dies gesagt hat."
M Du guter Mnkel Kreiling! Das hättest Du
nicht thun sollen; denn es war sozusagen ein
Beichtgeheimniß, aber das kommt davon, wenn
man einen Mnkel hat, der protestantisch ist! was
weiß der vom Beichtgeheimniß!
Kaum war das Geheimniß heranßen. da be-
kam der Körberl einen fürchterlichen Zorn auf
den Picherl und eilte hin und schlug ihm seine
eigene Eisenbahn um die Ohren.
Und als der gute Mnkel zusehen wollte, was
denn los sei, schlug ihm der Picherl auch die
Eisenbahn um die Dhren.
Und schließlich kamen sie alle unter die Räder
der unglückseligen Eisenbahn und da liegen sie
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spazieren geht, könnt ihr sie selber sehen.
Moral:
Mach' nie einem Mnkel was vor, um für Dich
etwas herauszuschlagen. Und ttzust Du es doch,
so laß Dir sein Wort darauf geben, daß er Dich
nicht verträtscht. Dann wirst Du glücklich und
in Frieden leben. A. De Nora
(Zeichnungen von A. Lchmidhammer)
Moderne Klapphornverse
In München tanzte die.Otöro,
Doch sie mißfiel mir leider sehr, o!
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Faller, — Der bekanntlich Sozialist — Trotz
der sieben Zacken ist: — Bayerns Metropole
nannte — Er ein — Drecknest! Da entbrannte
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Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Die Moral-Bahn"
Monogrammist Frosch: "Adieu, joli Berlin"
A. De Nora: Die Moral-Bahn
[nicht signierter Beitrag]: Moderne Klapphornverse
[nicht signierter Beitrag]: Unverbürgtes
[nicht signierter Beitrag]: Münchner Gespräch
Herodot [Pseudonym]: Weltchronik der "Jugend"
Monogrammist Frosch: "Adieu, joli Berlin"
A. De Nora: Die Moral-Bahn
[nicht signierter Beitrag]: Moderne Klapphornverse
[nicht signierter Beitrag]: Unverbürgtes
[nicht signierter Beitrag]: Münchner Gespräch
Herodot [Pseudonym]: Weltchronik der "Jugend"