Nr. 51
- JUGEND
1903
6in
Kleiner Schlaumeier
Der kleine Franzi hat
(Quecfftlber im £etb und
kann in der Schule nicht
ruhig sitzen bleiben. Um
ihn nachdrücklich auf seine
Pflichten aufmerksam zu
machen, befiehlt ihm der
Lehrer über den Sonntag
fünfzigmal zu schreiben:
„In der Schule muß ich
mich ruhig verhalten und
immer aufmerksam sein."
Als am Montag dar-
auf der Lehrer die Straf-
arbeit sehen will, steht der
verlangte Satz nur drei-
mal auf Franzls Tafel.
„Ja", fragt der Leh-
rer, „Du solltest es doch
fünfzig Mal schreiben?"
„b^ab's scho geschrieben,
l?err Lehrer", vertheidigt
sich Franzi, „aber 's is
net ganz higanga, nacha
Hab' i d' Tafel wieder
aus'gwischt und vorn äu-
ge fangt. Dös san de
letzten drei Satz'."
Liebe Jugencl!
Serenissimus kommt ge-
rade dazu, wie sein Leib-
jäger einen Lakai, den er
im Verdacht hat von
seinem, des Leibjägers,
Schnaps heimlich getrun-
ken zu haben, zur Rede
stellt: „Kerl, Du hast von
meinem Schnaps getrun-
ken I" — „Nein, Herr
Leibjäger I" — „Kerl, ich
weiß bestimmt, Du hast
von meinem Schnaps ge-
trunken." — „Nein, Herr
Leibjäger." — „Hauch'
mich mal an!" — Der
Lakai thut es — „Siehst
Du, Du Schweinhund,
Du hast doch von mei-
nem Schnaps getrunken."
— Der Lakei gesteht nun.
Serenissimus von die-
sem Resultate verblüfft,
beschließt, sich diese feine
Art des Verhörens zu
vierten. Nach einiger
Zeit vermißt er seine Uhr;
sofort ruft er den jour-
habenden Diener: „Kerl,
Du hast nrir meine Uhr gestohlen." — „Nein,
Durchlaucht." — „Kerl, ich weiß bestimmt; Du
hast mir meine Uhr gestohlen I" — „Nein, Durch-
laucht." — „Hauch' mich mal an!"
„Siehst Du, infamer Lümmel, jetzt Hab' ich Dich,
Du hast mir doch die Uhr gestohlen!"
Römische Bilder V.
Richard Pfeiffer
„Sag nur, Eduard,
dem die
Der protestantische Geistliche
Wie kommt es, daß die Katholiken sich so
Geistlichen nicht heirathen du es
vermehren, trotz-
en?"
Oer
Muslerkommis
Als ich kürzlich den „Kon-
fektionär" las, fiel mir in
der Beilage folgende An-
frage eines Prinzipals auf:
„Zum 1. Juli habe ich
einen jungen Mann enga-
girt, der, wie ich erfahre,
öffentlich verlobt ist. Kann
ich den jungen Mann des-
wegen —. er hat mir nichts
davon gesagt — sofort ent-
lassen oder mutz ich die ge-
setzliche Kündigungsfrist
einhalten?"
Mittels einer wenig kom-
plizirten Gedankenassozia-
tion kam mir da mein
ehemaliger Bureaugenosse
Fritz Doeskopp in den
Sinn. Fritz war das Ideal
eines Kommis, ein Muster
von Genügsamkeit, der
Stolz des Chefs. Morgens
Punkt 7 Uhr stand er vor
der Bureauthüre und wäre
weder durch Güte noch
Gewalt zum Zuspätkom-
men zu veranlassen gewe-
sen. Mittagspausen kannte
er grundsätzlich nicht. Je-
___ G
ist
Aus der höheren Töchterschule
Literat ur lehr er: „Mas wissen Sie über
beroll zu sagen, mein Fräulein?"
Frl. Tlly (stockend): „Oberon — Obron
eine neue Suppenwürze!"
den Abend warf er sich
um 9 Uhr weinend vor
dem Chef nieder und bat
ihr: dringend, ihn doch
noch ein paar Stunden
arbeiten zu lassen. Als
die Sonntagsruhe gesetz-
lich eingeführt wurde, hatte
Fritz Doeskopp Selbst-
mordgedanken. Niemals
kam eine Klage über seine
Lippen. Er schrieb jahre-
lang mit einer gespalte-
nen Feder. Bleistifte und
Streichhölzer bezahlte er
aus seiner eigenen Tasche.
Sein Gehalt von 65 Mark
erlaubte ihm das. Ge-
schenke zu Neujahr oder
Weihnachten hielt er für
eine persönliche Beleidi-
gung. Der Begriff „Ur-
laub" war ihm überhaupt
unbekannt. Fritzens Nahr-
ung bestand ausschließlich
aus dem Kauen von Feder-
haltern und Bleistiften.
Als Fritz eines Tages
einen Klex machte, bat
er den Prinzipal fußfällig wegen der Tintenver-
schwendung um Verzeihung. Obwohl ihm völlige
Vergebung gewährt wurde, nahm er sich die Sache
so zu Herzen, daß er hinging und sich erschoß.
Es war der erste und letzte Kontraktbruch seines
Lebens. Kartellen
Die beiden Uebermenfchen
traße
Ein Uebermensch ging über die
Mit blitzblauer Seele
Und rothem Haar.
lieber die Stirn ihm ringelte sich's
Riesenschlangen gleich
In entschiedener Gier-
Und siehe, da kam
Vom andern Ende
Der Straße
Ein zweiter Uebermensch
Und wie er den andern sah,
Blieb er gebannt
Wie von Eisen
Auf der Stelle
Uno stöhnte.
Und der andere stöhnte auch —
Beide stöhnten sie —
Unermeßlich, übermenschlich!!
Da starrte der Blaue den Gelben an,
Noch blauer als gelb der Gelbe den Blauen.
Und er starrte —
Unbeschreiblich —
Fürchterlich —
Napoleonisch —
Und starrte noch einmal
Ganz originell
„Wer bist Du?" fragte jetzt der Gelbe
den Blauen.
Und endlich entrang es den Lippen sich,
:lr'
Mit schwefelgelber Seele
Ueberbrett!direktor! Und Du?"
Und mit noch wilder flammendem
Haargeringel.
„Ich auch. Woher gehst Du?"
„„Aus München. Und Du?"
„Aus Berlin. Und was fehlt Dir?"
Den zitternden, zappelnden
Undefinierbar:
„Pleite gemacht Hab' ich. Und Du?'
„„Ich auch!"" kam's zurück,
Ebenfalls völlig
Undefinierbar- B. w.
Jeschlecht
Eie Aulwm
Euch krank
entkleide!
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% Eine ist
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Selige
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Lehrer über den Sonntag
fünfzigmal zu schreiben:
„In der Schule muß ich
mich ruhig verhalten und
immer aufmerksam sein."
Als am Montag dar-
auf der Lehrer die Straf-
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verlangte Satz nur drei-
mal auf Franzls Tafel.
„Ja", fragt der Leh-
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fünfzig Mal schreiben?"
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sich Franzi, „aber 's is
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im Verdacht hat von
seinem, des Leibjägers,
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stellt: „Kerl, Du hast von
meinem Schnaps getrun-
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Leibjäger I" — „Kerl, ich
weiß bestimmt, Du hast
von meinem Schnaps ge-
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Leibjäger." — „Hauch'
mich mal an!" — Der
Lakai thut es — „Siehst
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Zeit vermißt er seine Uhr;
sofort ruft er den jour-
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Du hast nrir meine Uhr gestohlen." — „Nein,
Durchlaucht." — „Kerl, ich weiß bestimmt; Du
hast mir meine Uhr gestohlen I" — „Nein, Durch-
laucht." — „Hauch' mich mal an!"
„Siehst Du, infamer Lümmel, jetzt Hab' ich Dich,
Du hast mir doch die Uhr gestohlen!"
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Richard Pfeiffer
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Der protestantische Geistliche
Wie kommt es, daß die Katholiken sich so
Geistlichen nicht heirathen du es
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Mittels einer wenig kom-
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Noch blauer als gelb der Gelbe den Blauen.
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