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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 8.1903, Band 2 (Nr. 27-52)

DOI issue:
Nr. 52 (zu Schwind’s 100. Geburtstag)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3900#0496

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Julius Diez München)


Schwind

Von Richard fflßuther

rtfm Grabe Karl Maria von Webers sprach Richard Wagner die
Worte: „Nie hat ein deutscherer Künstler gelebt als Du! Wo-
hin Dich auch Dein Genius trug: immer blieb er mit tausend
zarten Fasern an das deutsche Volksherz gekettet, mit dem er weinte
und lachte, wie ein gläubiges Kind, wenn es den Sagen und Mär-
chen der Heimath lauscht. Dieses schönen Erbtbeils Deiner deut-
schen Abkunft konntest Du Dich nie entäußern. Sieh, nun läßt der
Brite Dir Gerechtigkeit widerfahren, es bewundert Dich der Fran-
zose, aber lieben kann Dich nur der Deutsche. Du bist sein — ein
schöner Tag aus seinem Leben, ein warmer Tropfen seines Blutes,
ein Stück von seinem Herzen." Denkt man bei diesen Worten nicht
auch an Schwind? Ist nicht auch er „ein warmer Tropfen unseres
Blutes, ein Stück von unserem Herzen," weil wir ihn gleichfalls
als so deutsch, als reinsten Ausdruck deutschen Wesens empfinden?
Gewiß, nicht einseitig wollen wir sein. Es soll nicht vergessen wer-
den, daß Goethe ein Deutscher war, daß Anselm Feuerbachs Werke
deutsch sind, daß die Sehnsucht nach Hesperien, die Aufnahmefähig-
keit allem Romanischen gegenüber auch mit im Wesen des Deut-
schen liegt. Trotzdem: „Italien, Du schöne Buhlerin, unwidersteh-
lich sind Deine Reize jedem deutschen Herzen, und unserer Besten
mancher hat über Dir seiner rechtmäßigen Heimath vergesse», um
sich fortan nur in Deine Farben zu kleiden." Diese Worte, mit
denen Thausing einen Abschnitt seines Dürerbuches einleitet, be-
rühren eine ernste, für unsere Kunst schicksalsvolle Frage. Schon
in den Tagen Dürers pilgerten unsere Künstler nach dem Süden.
Den Italienern es gleichzuthun war ihr Ehrgeiz. Und sie vergaßen
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Julius Diez: Zierrahmen
Richard Muther: Schwind
 
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