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Julius Diez

Echtheit von dieses Reinbrandt?" — „Freilich, Mister Lrockfeller, — so echt Hab'
ich schon lang keinen nrehr gehabt!"

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|t*et Böfe waren es, die beieinander lagen auf
.. dem „Grasleite" benannten hügeligen Wiesen-
fleck, oberhalb des Dorfes Schöngunterfing. Der
vorderste davon hieß der Kuppelwieserhof.

Leim Kuppelwieser war, des Sonntags wegen,
kein Mensch daheim. Die Bauersleute wie das
Gesinde befanden sich in der Messe. Durch die
niedrigen Fenster fiel ein breiter Sonnenstreif in
die holzgetäfelte Wohnstube mit dem grünglasirten
Kachelofen und dem frischgescheuerten Fußboden.
Frrschgescheuert war auch der Tisch in der Ecke,
über'dem ein großer geschnitzter Herrgott am Kreuze
hing, umgeben von geweihten Palmzweigen.

Die Thür nach dem Hausflur stand offen, von
draußen herein vernahm man Geschrei und Ge-
lächter, denn die zwei Buben des Bauern trieben
unbeaufsichtigt ihr Wesen, von Rechtswegen, d. h.
von ihren Eltern aus, hätten sie auch m der Kirche
sein sollen — aber es paßte ihnen so besser. Seit
ungefähr drei Tagen besaßen sie ein gefangenes
Eichkatzl, das alle ihre Gedanken in Anspruch
nahm ; und sie halten den Sonntag herbeigesehnt,
um sich einmal gründlich mit ihm abzugeben.

„Itz müss' ma' eam's lerna, daß er aus der
l^and frißt —" meinte der Sepp — „und nachha,
daß er a Steckerl zwischen die pratzeln nimmt."

„D, woher! Das lernt der überhaupt's nia
net — an Oachkatzl is decht a Raubthier — woaßt
es nimmer?" — widersprach der Hansl.

„Sell wer'n ma scho sehgn. Der parirt scho,
bal er muaß!" —

„Er muaß aber net; er g'hört überhaupt's net
Dein! I Hab ean zuerst anpackt."

„Aber i hab'n hoamtragn — und mt hat er
biss'n!" —

Die ausbrechende Zwietracht ließ deren an-
fänglichen Gegenstand vergessen — Sepp, in der
Absicht, seinein Bruder eine zu verabfolgen, ließ

das mit einem Strick verlängerte Kettchen los, an
dem er das Eichkätzchen hielt — blitzschnell nahm
das Thier Reißaus. — „Halt'n auf! — Faß'n
halt!" — schrieen die Buben gleichzeitig und jagten
hinterher. Der Flüchtling hatte die offene Stuben-
thür gewahrt; im Nu huschte er hinein, die Ver-
folger, ihm nachsetzend, schlugen dröhnend die Thüre
zu und eine wilde Hetze begann. Das Thier, samt
der Fessel, die es hinter sich schleifte, kletterte auf's
Fenstersims — auf den Tisch — da hätte es der
Hans beinah gehabt. Mit einem Riesensatz schwang
es sich zum Deckengebälk empor — der Sepp, der auf
die Lank hinter dem Tisch gesprungen, hupfte auf
und langte nach oben. Da: ein polternder Ton!
Das Kruzifix in der Ecke hatte sich vom Nagel
gelöst und fiel geräuschvoll auf den Tisch herab. —

Eine beklommene Stille entstand. Die beiden
Buben standen wie angedonnert, ohne sich weiter
um das Eichhörnchen zu kümmern, das sich auf
den Ofen gerettet hatte und sie von dort aus
zornig anfauchte. Endlich sagte der Hans kleinlaut
und vorwurfsvoll: „So, itz hast was Nett's an-
gestellt! Dös is fei' a Sünd', daß D' es woaßt."

„I Han net dafür könna —" vertheidigte sich
unsicheren Tones der Sepp.

„Ah geh zu! Du bist alleweil so grob und
gibst net Acht — jetz hast uns 'neingelegt, alle
Zwoa. Obendrein am Sunnta, unta der Kirch'n!
Mi g'freut's blos, wie Dir der Teifl amal mit'n
Schürhakl kemma werd', wann D' in der Höll'n
bist!" —

„Nachha kimmt er Dir aa" — begehrte der
Sepp auf; ganz weinerlich ward ihm zu Muth.
Nun umschlichen sie beide den Tisch und betrachteten
zaghaft das gestürzte Kunstwerk. „Is was brochn?"
fragte der Hans. Sepp ermanute sich zu genauer
Prüfung: „Nein, brocha is nix!" Sein Gesicht
erheiterte sich. — „Grad der Nagl is raus un a
kloan's Stückl vom Holz hint'n. Siehgst es: D'
Muater hat schon öfter g'sagt, der vata soll net
so ruachi sein und soll dem Herrgott a neuch's £70X3

hinmacha lass'n un frische haften. Dös is blos
'n vadern sei Fehla."

„Thu net noch 'n vadern schimpf'n!" verwies
ihm sein Bruder, und dann kamen sie überein,
das Kruzifix, so gut sie könnten, wieder in der
Wand zu befestigen, damit man nichts merke.
„Sonst verhaut der vata uns alle Zwoa," meinte
Hans und sie gingen an's werk, mit solcher Vor-
sicht, als wollten sie durch möglichste Zartheit und
Ehrfurcht dem Herrgott ihre Reue beweisen. Es
gelang ihnen, ihn nothdürftig wieder aufzumachen.
„Lang hebt er net," äußerte Sepp zweifelnd; dann
verließen sie selbander die Stube, um sich möglichst
weit draußen herumzutreiben und so den Anschein zu
erwecken, als ob sie nie dagewesen seien. Unter der
Thür ballte der Sepp noch die Faust gegen das
auf dem Ofen hockende Eichhörnchen. „Dich, rother
Teifl, wann i amal derwisch!" — Das Thier schien
entschlossen, seinen Zufluchtsort nicht zu verlassen,
es duckte sich lautlos auf demselben zusammen.

Kurze Zeit blieb die Stube verödet; dann war
vom Flur her ein Knarren von schwerfälligen
Männerstiefeln und ein Zwiegespräch von Männer-
stimmen zu vernehmen. Der Kuppelwieser trat her-
ein sammt seinem Nachbarn, dem Rainmooser. Sie
machten Beide sorgenvolle Gesichter, das heißt der
Kuppelwieser machte sein gewöhnliches. Er pflegte
stets bekümmert und säuerlich dreinzuschauen und
auf Fragen, wie es ihm gehe, zu antworten: „Mein,
wie's unsereinem gehn kann! Halt eine Fretterei
is 's — bei die schlechten Zeiten!" — Seine hagere
Gestalt und fahle Gesichtsfarbe verstärkten den
kümmerlichen Eindruck seiner Rede; aber es gab
Leute, die behaupteten, es sei nur Thuerei, daß
der Kuppelwieser den geplagten und nothigen
Tropf vorstelle. Er stehe sich so gut wie kaum
ein Andrer — nur daß er ein Geizdrache sei, der
nie genug haben könnte.

Der Rainmooser jedoch hatte wirkliche, augen-
blickliche Sorgen. „Kuppelwieser, schau, Du glaubst
net, wie froh daß i um dös Geld! wär grad jetz.

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Julius Diez: Reell
R. Kamp: Das Wunder auf der Grasleiten
 
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